Arthrose zählt in unserer Gesellschaft zu den häufigen orthopädischen Erkrankungen und wenn man sich anschaut, was für Pillen, Zauberübungen und Co. angeboten werden, ist es auch ein riesiger Markt.

Die häufigste „Therapie“, die man im persönlichen Umfeld mitbekommt, ist vermutlich die Gelenkersatz-OP. In Deutschland werden pro Jahr ca. 200.000 künstliche Hüftgelenke und auch ähnlich viele Knieprothesen eingesetzt (1)

Bei ca. 50 % der über 65-jährigen Frauen und über 30 % der Männer in diesem Alter finden sich arthrotisch veränderte Gelenke.

Was ist Arthrose?

Wie immer schauen wir uns erstmal an, was das ganze eigentlich ist, bevor wir überlegen, wie man das Ganze denn wirklich sinnvoll behandeln kann.

Arthrose wird häufig als übermäßiger Gelenkverschleiß oder einfach Gelenkverschleiß beschrieben. Wenn man sich anschaut, welche Veränderungen im Gelenk stattfinden, sieht die Beschreibung auch erstmal in Ordnung aus. Führt uns aber auch direkt zu einem Missverständnis, das häufig bei Patienten auftritt.

Diese Beschreibung sagt nichts über Schmerzen oder Einschränkungen aus.

Schauen wir uns jetzt mal an, wie DocCheck in seinem Flexikon (eine Art Wikipedia für Mediziner) Arthrose definiert:

„Bei der Arthrose handelt es sich um eine degenerative Gelenkerkrankung, die im Gegensatz zur Arthritis primär nicht entzündlich ist. Sie entsteht vor allem durch langjährige Überbelastung und zeichnet sich durch eine progrediente Veränderung der Knorpel- und Knochenstruktur aus, die schließlich zur Gelenkdeformierung führen kann.“ (2)

Zwar handelt es sich um eine fortschreitende (progrediente) Veränderung, allerdings bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass es zu Deformitäten der Gelenke kommt. Dies ist eine weitere Vorstellung, die allerdings viele Patienten haben.

Wie entsteht Arthrose

Es gibt viele Faktoren, die einen negativen Einfluss auf Arthrose haben. Einige kannst Du nicht selbst verändern, wie zum Beispiel Deine Genetik (primäre Arthrose) oder durch einen Unfall bestehende bzw. angeborene Gelenkfehlstellungen. Letzteres lässt sich operativ versorgen, aber diese Entscheidung muss individuell abgewogen werden.

Es gibt aber auch einige Faktoren, auf die Du selbst einen Einfluss nehmen kannst, wie das Missverhältnis aus Belastung und Belastbarkeit oder auch chronische Entzündungen, Diabetes Mellitus und Alkoholismus (2). Die letzten drei Punkte verschlechtern die Problematik, durch eine schlechtere Durchblutung (unter anderem im Bereich des Knorpels).

Unterteilt wird die Arthrose nach Kellgren und Lawrence in vier Grade, die Du auf dem Bild siehst:

 

Stadien Arthrose
Auf die genauen Details, was wann passiert, möchte ich nicht hier nicht eingehen, weil diese Einteilung rein auf den radiologischen Befunden beruht. Das heißt, es geht nur um das, was in der Bildgebung erkennbar ist.
 
Wenn Du den Blog schon eine Weile verfolgst, wirst Du wissen, dass das Ergebnis der Bildgebung oftmals nicht mit der Intensität der Beschwerden zusammenhängen muss. Falls nicht, kann ich Dir folgenden Artikel von mir ans Herz legen. 
 

Symptome der Arthrose

Das Symptom, mit dem die meisten Patienten zu einer Behandlung kommen, sind Schmerzen. Teilweise fallen in der Untersuchung noch Einschränkungen der Beweglichkeit oder auch Kraftdefizite der umliegenden Muskeln auf.
 
Obwohl die Arthrose keine entzündliche Erkrankung darstellt, kann es sein, dass es zu Entzündung im Gelenk kommt. In diesem Fall sprechen wir dann von aktivierten Arthrose oder auch einer Arthritis.
 
Im Falle einer Entzündung kann es dann noch zu typischen Entzündungszeichen, wie  Schwellung, Rötung oder einer starken Bewegungseinschränkung kommen.
 

Was kannst Du gegen Arthrose tun?

Der wichtigste Tipp, den ich Dir geben kann: Lass das Kind nicht in den Brunnen fallen und reduziere Deine Risikofaktoren!

Es ist bis jetzt noch nicht gelungen, Knorpel nachwachsen zu lassen. Zwar gibt es Laborversuche, die vielversprechend klingen, bis diese allerdings einen Einzug in die Behandlungswelt haben wird es noch eine Zeit dauern.
 
Das schöne ist, dass sowohl in der Prophylaxe, als auch in der Therapie ähnliche Dinge wichtig sind:
 

Versuche Normalgewicht zu erreichen

Aus vielen Gründen heraus einer der wichtigsten Faktoren. Rein mechanisch betrachtet, sorgt ein höheres Körpergewicht für eine höhere Belastung der Gelenke und somit auch für eine schnellere Abnutzung.

Ein höheres Körpergewicht birgt aber noch weitere Risikofaktoren, neben der rein mechanischen Last.

Chronische Entzündungen und Krankheitsrisiko

Entzündungen sind nicht per se negativ. Im Rahmen der Wundheilung sind sie sogar zwingend notwendig. 

Ähnlich wie auch bei Stress, wird es aber schwierig, wenn sie dauerhaft bestehen. Chronische Entzündungen bringen ein erhöhtes Risiko für diverse Erkrankungen wie Diabetes, Durchblutungsstörungen wie PAVK und so weiter mit sich. 

Übergewicht bzw. Adipositas zählt zu den multifaktoriellen Erkrankungen. Das heißt, es gibt oft nicht nur einen Grund, warum es dazu kommt. Wenn Du das Gefühl hast, es alleine nicht zu schaffen, dann scheu Dich nicht Dir professionelle Hilfe zu suchen.

Gesunde Ernährung

Als Ernährungsempfehlung gilt die mediterrane Ernährung. Das heißt jetzt nicht ständig Pizza und Pasta.

Mediterrane Ernährung beinhaltet deutlich mehr. Kurz zusammengefasst: Ge­müse, Kräuter, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Vollkorn-Getreide­produkte, Obst, Pilze und Nüsse. Gesunde Fette (beispielsweise über Olivenöl) spielen eine weitere Rolle. Tierische Produkte werden in Maßen (nicht Massen) verspeist.

Sport und Bewegung

Der wichtigste Punkt! Es hilft nichts das Gelenk zu schonen, in der Hoffnung dadurch die Abnutzung zu bremsen. Das Gegenteil wird der Fall sein. Knorpel wird durch einen Wechsel aus Belastung und Entlastung geschmiert und auch ernährt.

Wenn die Bewegung jetzt fehlt, wird es hiermit sehr schwierig. Wichtig ist, ein passendes Einstiegslevel zu finden und eine Bewegung, an der Du Spaß findest. Das Ziel ist nämlich, dass Du den Sport dauerhaft betreibst.

Wichtig ist, dass sowohl ein zu wenig schädlich ist, als auch ein zu viel kann problematisch werden. Wobei ich persönlich nur sehr, sehr wenige Patienten hatte, bei denen ein sportliches zu viel ein Problem war, in Bezug auf Arthrose.

Da sich hier viele Patienten oft am schwersten tun, ist hier mein Rat, sprich mit einem Experten drüber, der Dir Tipps zum Einstieg geben kann.

Mir ist in meinen Behandlungen immer wichtig, etwas zu finden, was sich an den Interessen meiner Patienten orientiert.

Übernimm das Ruder

Verlass Dich auf Dich und das, was Du tun kannst. Nicht auf passive Maßnahmen, Medikamente oder ähnliches.

Das können Möglichkeiten sein, die ergänzend für Dich sinnvoll sind oder einen Start vereinfachen. Dich nur hierauf zu verlassen, wird Dir langfristig allerdings nicht helfen!

Tut mir leid, das so hart sagen zu müssen. Aber ich kriege innerliche Tobsuchtsanfälle, wenn jemand Patienten das vermittelt und sich hierüber letztlich nur wirtschaftlich absichert.

Das Bedürfnis von Patientenseite kann ich vollkommen nachvollziehen und ja, ich bin als Patient da oft nicht anders. Fairerweise hast Du es bei dieser Erkrankung allerdings fast immer selbst in der Hand. Experten von außen können Dir den Weg zeigen und Dich auf ihm ein Stück begleiten, beschreiten musst Du ihn allerdings selbst.

Solltest Du hierbei noch Hilfe suchen, meld Dich gerne bei mir. Die Möglichkeiten dazu findest Du unter Kontakt und Anfahrt.

Mach Dich nicht verrückt

Um Dich nochmal kurz zu erinnern, Arthrose und die Einteilung der Stadien erfolgt rein anhand der Befunde der Bildgebung. Nur weil eine entsprechende Veränderung erkennbar ist, heißt das nicht, dass auch Beschwerden vorhanden sein müssen. Lass Dir hier von niemandem etwas anderes einreden.

Wie oben bereits empfohlen, hier nochmal der Link zu einem anderen Artikel von mir, der die Schwierigkeiten der Bildgebung aufgreift.

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