5 problematische Gedanken bei Schmerzen und was Du dagegen tun kannst

Gedanken bei Schmerzen, die Beschwerden verstärken und die Heilung bremsen können.

Vor kurzem bin ich über einen Artikel in der Ärztezeitung gestolpert, der mir mal wieder gezeigt hat, wie viel Einfluss unsere Gedanken auf unsere Gesundheit haben. Im Artikel ging es zwar nicht um Gedanken bei Schmerzen, sondern um den schädlichen Einfluss auf die Gesundheit und Lebensdauer bei Hypochondern. Es gibt allerdings auch auf den Verlauf von Schmerzen eine sehr starke Einflussmöglichkeit, über Deine Gedanken. Warum sind Gedanken so wichtig? Bereits in meinem letzten Artikel zum Thema Schmerztherapie habe ich erwähnt, dass man davon ausgeht, dass bis zu 70 % des Behandlungserfolgs bei Schmerzen auf dem Placeboeffekt beruhen. Das heißt Deine Psyche und Deine Gedanken bei Schmerzen haben einen extrem großen Einfluss darauf, wie Du die Schmerzen wahrnimmst und auch, ob und wie Du sie loswirst. Es macht also Sinn, sich auch mit diesem Punkt auseinander zu setzen, um die Behandlung möglichst effektiv zu gestalten. Interessant finde ich in diesem Zusammenhang auch, dass es wenig Sinn macht, negative Emotionen komplett zu unterdrücken. Bei Verletzungen zu fluchen, hat beispielsweise auch einen starken Einfluss auf die Wahrnehmung von Schmerzen. Wichtig scheint hierbei zu sein, dass Du auch wirklich fluchst und nicht irgendwelche Verniedlichungsformen wie Scheibenkleister oder ähnliches nutzt. (2) Die Bedeutung von Gedanken wird auch im Film Inception gut zum Ausdruck gebracht: „die kleinste Saat eines Gedanken kann wachsen. Er kann Dich aufbauen oder zerstören.“ (3). Gerade auch beim Thema Schmerzen trifft es dieses Zitat genauer, als Du vielleicht noch denkst. 5 negative Gedanken bei Schmerzen Meiner Erfahrung nach gibt es hauptsächlich 5 Gedanken bei Schmerzen, die einen starken Einfluss auf den Behandlungserfolg haben können. Diese mögen bei dem ein oder anderen eine andere Gewichtung haben und nicht jeder Schmerzpatient wird mit allen Gedanken konfrontiert. Wenn Dich diese Gedanken bei Schmerzen allerdings quälen und einen Behandlungserfolg verhindern, möchte ich mit Dir meine Ideen teilen, um mit diesen besser umgehen zu können. „Alles ist kaputt.“ Bei Dir wurde ein Röntgen oder MRT gemacht und der Arzt hat Dir gesagt, dass alles kaputt ist und Du deswegen Schmerzen hast? Der Gedanke setzt sich fest und diesen wieder loszuwerden kann manchmal viel Zeit in Anspruch nehmen. Um kurz den Film Inception (3) nochmal zu zitieren: „Ein Gedanke! Resistent, hochansteckend; wenn ein Gedanke einen Verstand erst einmal infiziert hat, ist es fast unmöglich, ihn zu entfernen.“ Ich bin aus diesem Grund auch nur eingeschränkt ein Freund von Bildgebung, wenn es sich nicht um akute Verletzungen handelt, bei denen eine Bildgebung auch einen Einfluss auf die Therapieentscheidung hat. Bei chronischen Beschwerden ist der Nutzen aber mehr als fraglich. Das Problem ist, dass Ergebnisse aus der bildgebenden Diagnostik nicht zwingend mit körperlichen Beschwerden zusammenhängen. Wenn aber mal der Gedanke festsitzt, dass Du einen Schmerz nicht loswirst, weil Du Arthrose, einen Bandscheibenvorfall oder was auch immer hast, wird es schwer, Dich vom Gegenteil zu überzeugen. Da ich dieses Thema schon in einem separaten Artikel behandelt habe, verweise ich an dieser Stelle hierauf. Das Ziel ist hier unnötige Bildgebung zu vermeiden. Wenn allerdings die Bildgebung schon erfolgt ist, solltest Du hinterfragen (evtl. mit Unterstützung eines Experten), wie der Befund zu Deinen Schmerzen passt oder auch nicht. „Keiner kann mir helfen“ Wer vermutest Du, ist der Experte, der sich mit Deinem Körper und Deinen Beschwerden am besten auskennt? Kleiner Tipp, Du schaust ihm oder ihr regelmäßig im Spiegel in die Augen. Ohne Dich funktioniert eine Behandlung nicht. Du spürst, was Dir guttut und was Dir nicht guttut. Vor allem bei chronischen Schmerzen bist Du also der wichtigste Experte, wenn es um Deine Beschwerden geht. Ein Therapeut kann Dir helfen, Deine Gedanken und Ideen in die richtige Richtung zu lenken. Er hat Übungen für Dich parat oder kann Dir erklären, welche Mechanismen in Deinem Körper ablaufen. Ohne Deine Mitarbeit und Dein Feedback wird er Dir allerdings nicht weiterhelfen können. Das Ziel ist hier selbst zum Experten zu werden und Deinen Behandler hierbei als Unterstützung zu sehen. Wenn Dein Behandler Dich nicht zu Wort kommen lässt, Deine Erfahrungen nicht ernst nimmt und berücksichtigt, dann würde ich wechseln. „Ich habe schon alles versucht.“, oder „Nichts hilft“ Ein Gedanke bei Schmerzen, der vor allem bei chronischen Schmerzen auftaucht, ist: „Ich habe schon alles versucht.“ Für Dich als Patient mag das in dieser Situation mit Sicherheit auch so wirken, weil Dir kein weiterer Behandlungsansatz einfällt, der Dir von Spezialisten empfohlen bzw. verkauft wurde. Bei vielen Patienten ist mir aber schon aufgefallen, dass sie viele hauptsächlich sehr spezielle Methoden getestet haben. Häufig haben sie sich aber nicht mit den Basics auseinandergesetzt. Der Grund? Sie verkaufen sich oft nicht so gut und z.B. den eigenen Lebensstil zu hinterfragen ist nicht immer angenehm. Stell Dir also mal in aller Ruhe die Frage, ob Du anhand dieser Basics Punkte in Deinem Leben findest, die einen Einfluss auf Deine Schmerzen haben und wenn ja, wie Du sie angehen kannst. Auch hier kann es Sinn machen, sich einen Experten mit an Bord zu holen, der Dich hierbei unterstützt. Das Ziel ist hier Dich selbst zu hinterfragen, welche Möglichkeiten noch offen sind und mittels eines Schmerztagebuchs herauszufinden, was Einfluss auf Deine Schmerzen hat. „Ich kann nichts mehr machen.“ Schmerzen können die Lebensqualität extrem einschränken, vor allem wenn Du Hobbys oder sozialen Interaktionen nicht mehr nachgehen kannst und ja, manchmal wird es schwierig, einen Weg drumherum zu finden. Bei Verletzungen wirst Du manchmal Hobbys, die Dir Spaß machen, für eine Zeit lang sein lassen müssen, wenn Du Deine Schmerzen loswerden willst. Bei einer Operation oder auch konkreten Verletzung lässt sich dieser Zeitraum ungefähr abschätzen, bei chronischen Schmerzen wird es dann herausfordernd. In dieser Zeit entdeckt man aber oft andere Dinge, die einen Ersatz darstellen können. Sei es eine andere Sportart oder ein neues Hobby. Das Ziel ist also Dich nicht auf das zu konzentrieren, was nicht klappt, sondern auf das, was Du noch alles machen kannst. „Alles tut weh“ oder „ich habe die Schmerzen immer.“ Gerade dieser Gedanke bei Schmerzen kann schnell dazu führen, dass wirklich mehr und mehr Bewegungen zu Schmerzen führen, da hier der Noceboeffekt zum Tragen kommen kann. In vielen Fällen

5 typische Fehler beim Krafttraining

Fehler beim Krafttraining

Neues Jahr, neues Glück und damit auch wieder die Zeit für Neujahrsvorsätze. Bei vielen wird das auch Sport sein und die Fitnessstudios sind voll mit Leuten, die Krafttraining für sich ausprobieren. Die nächsten Monate werden die Fitnessstudios erfahrungsgemäß wieder leerer, was vor allem daran liegt, dass viele sich Ziele nicht konkret genug setzen und somit geplante Veränderungen oft schwerfallen. Ein anderer Grund liegt aber mit Sicherheit auch darin, dass viele voller Elan typische Fehler beim Krafttraining machen, die zum einen Motivation rauben können und zum anderen auch zu Verletzungen führen können. Meiner Meinung nach gibt es 5 typische Fehler, die Du im Zusammenhang mit Krafttraining vermeiden solltest: Kein Krafttraining machen Okay, der in meinen Augen größte Fehler ist es kein Krafttraining zu machen. In meinen Augen ist es die Trainingsform, die Dir die meisten gesundheitlichen Vorteile bringt und sich dabei auch am besten dosieren lässt. Zudem kommt es (bei Vermeidung der folgenden Fehler) relativ selten zu Verletzungen, wenn man es mit anderen Sportarten vergleicht. Auch wenn Dein primärer Sport etwas anderes ist, wird Dir ein ergänzendes Krafttraining oft helfen, Defizite auszugleichen und es Dir somit erleichtern, eine bessere Leistung abzurufen. Da ich aus Erfahrung heraus sagen würde, dass vor allem Frauen sich oft mit Krafttraining schwertun, ein kleiner Hinweis: Nur weil ihr mit Krafttraining anfangt, werdet ihr nicht direkt aussehen wie ein Profi-Bodybuilder. Muskulatur aufzubauen braucht Zeit, bei Frauen sogar mehr Zeit als bei Männern aufgrund der niedrigeren Testosteronwerte. Gerade Frauen würde ich Krafttraining aus gesundheitlichen Gründen nochmal mehr ans Herz legen als Männern, um das erhöhte Osteoporose-Risiko abzufangen. Und keine Sorge, auch wenn es immer so wirken mag, allzu viele gravierende Fehler kannst Du nicht machen, wenn Du den Kopf etwas angeschaltet lässt. Ohne Plan trainieren Es gibt verschiedene Definitionen, was Training genau bedeutet. Eines haben aber alle mir bekannten Definitionen gemeinsam: Training ist systematisch geplant. Das heißt, wenn Du immer mal das eine und mal das andere im Fitnessstudio an Übungen durchführst und dabei keinem Plan folgst, wird es mit dem Training und dem Erreichen Deiner Ziele schwierig. Ein guter Trainingsplan sollte sich an Deinem Ausgangsniveau und Deinen Zielen orientieren. Es macht zum Beispiel wenig Sinn, als angehender Powerlifter das Gleiche zu trainieren, wie ein Fußballer, der durch Krafttraining seine muskulären Defizite ausgleichen will. Wenn Du das Krafttraining nutzen willst, um gesünder zu werden, sollte Dein Trainingsplan Übungen für alle Muskelgruppen beinhalten. Das mag erstmal nach viel Aufwand klingen, aber wenn Du die Übungen geschickt wählst, deckst Du mit wenig Übungen alle Muskelgruppen ab. Wenn Du öfter als einmal pro Woche trainieren gehst, kannst Du die Übungen auch auf mehrere Tage verteilen. Mein Krafttrainingsplan besteht beispielsweise aus 8 Kernübungen, die sich auf zwei Trainingseinheiten pro Woche verteilen. Hiermit decke ich sämtliche Muskelgruppen ab und das in beiden Trainingseinheiten. Manchmal kommen noch ein paar Übungen dazu, um gezielter an Schwachstellen zu arbeiten, hierzu später mehr. Wichtig ist auch, dass der Trainingsreiz ausreichend stark gewählt wird. Aus diesem Grund ist es im Laufe der Zeit unabdingbar den Trainingswiderstand zu erhöhen, da sonst irgendwann keine Verbesserung mehr stattfinden wird. Vor allem als Anfänger wirst Du schnell Fortschritte machen und kannst oft in jeder Trainingseinheit die Trainingsgewichte erhöhen. Zu komplizierte Übungen würde ich als Anfänger erstmal vermeiden. Ab wann es zu kompliziert wird? Das ist ganz individuell und hängt unter anderem von Deinen bisherigen Bewegungserfahrungen und Deiner Koordinationsfähigkeit ab. Wichtig ist auch, dass Dein Trainingsplan Dir zumindest grob vorgibt, wie viel Pausen Du berücksichtigen solltest. Hier geht es nicht nur um die Pausen zwischen einzelnen Trainingseinheiten, sondern auch um die Pausen zwischen Deinen einzelnen Sätzen. Technikfehler Am Anfang wirst Du die wenigsten Übungen technisch sauber ausführen. Das ist normal und wird im Laufe der Zeit besser. Wichtig ist hierfür allerdings, dass Du auch auf eine technisch saubere Ausführung der Übungen achtest. Gerade als Anfänger, aber auch bei eingeschliffenen Fehlern, kannst Du Dich nur bedingt auf Dein Körpergefühl verlassen, ob Du eine Übung richtig ausführst. Auch dieser Skill wird im Laufe der Zeit besser. Es macht aber Sinn, hier immer wieder eine objektivere Möglichkeit von außen zu haben, um Deine Technik zu analysieren. Wenn Du in einem Fitnessstudio trainierst, frag den Trainer oder Freunde, mit denen Du trainierst, dass sie Dir Feedback Übungen geben, die Dir schwerfallen. In den meisten Fitnessstudios wirst Du (zumindest im Freihantelbereich) viele Spiegel finden. Die sind nicht nur zum Posen da, sondern hauptsächlich um die Ausführung Deiner Übungen zu kontrollieren. Das Handy haben die meisten sowieso dabei, damit es nicht nur Ballast ist, kannst Du es auch nutzen, um Dich bei Übungen zu filmen oder filmen zu lassen. Glaub mir, Du wirst oft überrascht sein, wie weit Dein Gefühl und die Realität der Bewegung auseinander gehen. Wenn Du merkst, dass Dir eine Übung besonders schwerfällt, achte zunächst darauf, was Dir daran schwerfällt und frag dann nochmal bei einem Trainer nach oder fang an selbst zu recherchieren, was ergänzende Übungen sein könnten, die Dir helfen. Das können sowohl Übungen für die Beweglichkeit sein, als auch isolierte Kraftübungen an Geräten. Achte auf Dein Ego Du trainierst, um Dich zu verbessern. Es macht also wenig Sinn, mit zu viel Gewicht zu starten, nur weil Du das bei anderen gesehen hast. Muskeln und Kraft sind nicht über Nacht plötzlich da, beides braucht Zeit, um sich zu entwickeln und zu wachsen. Einen gewissen Ehrgeiz solltest Du im Laufe der Zeit allerdings auch entwickeln, sodass es Dir irgendwann leichter fallen wird, Dich bei einer Übung auch tatsächlich zu fordern. Bereits 1895 wurde hierzu vom deutschen Anatomen Wilhelm Roux die sogenannte Reizstufenregel aufgestellt, die beschreibt, welchen Effekt welche Trainingsreize im Körper auslösen: unterschwellige Reize: diese Reize sind für eine Leistungsverbesserung ungeeignet. schwach überschwellige Reize: diese Trainingsreize sind funktionserhaltend. stark überschwellige Reize, auch adaptive bzw. optimale Reize genannt: hier findet eine Leistungssteigerung durch Superkompensation statt. Diese Reize lösen physiologische und anatomische Veränderungen aus. zu starke Reize (Übertraining): das Leistungsniveau sinkt. Zu starke Reize sorgen nicht nur dafür, dass das Leistungsniveau sinkt, sondern können auch zu Verletzungen führen. Da Dein Leistungsniveau von Tag zu Tag schwankt, wird es

Ist es wirklich der Ischiasnerv?

Liegt das am Ischiasnerv?

Der untere Rücken oder vielleicht auch der Gesäßbereich schmerzen? Wenn Du schon einige Artikel von mir gelesen hast, dann wirst Du vielleicht nicht ganz so schnell die Hypothese „Ischias“ in den Raum werfen. Vielen Patienten geht es aber noch anders und sie werden diese Eigendiagnose schnell stellen, was leider oft genug zu Nocebos führt. Egal, ob Du schon etwas fortgeschrittener bist in Deinem medizinischen Wissen oder nicht, nach diesem Artikel, wirst Du über den Ischias und auch Deinen Rücken genauer Bescheid wissen. Anatomie Der Ischiasnerv (auf schlau: Nervus ischiadicus) beginnt im Bereich des unteren Rückens (4. Lendenwirbel bis 3. Sakralwirbel). Er ist der größte Nerv im menschlichen Körper und enthält sowohl sensible als auch motorische Fasern. Die Nervenwurzeln vereinigen sich aus dem Plexus sacralis und ziehen unterhalb der Gesäßmuskulatur weiter in Richtung Kniekehle. Im Bereich des Oberschenkels verläuft er unter dem M. biceps femoris (der außen liegende Teil der ischiocruralen Muskulatur). Oberhalb des Kniegelenks teilt er sich in die beiden Äste (Nervus tibialis und den Nervus fibularis (peroneus) communis) auf. Wo diese Trennung exakt stattfindet, ist sehr unterschiedlich, teils findet diese bereits auf Höhe der Gesäßmuskulatur statt. In der Fachliteratur findet man auch Verweise darauf, dass der Ischiasnerv eigentlich kein eigenständiger Nerv sei, sondern lediglich eine bindegewebige Zusammenlagerung der getrennten Faseranteile, quasi wie ein Kabelkanal. Die beiden Anteile versorgen im weiteren Verlauf den Unterschenkel motorisch (komplett) und auch größtenteils sensibel (bis auf das Areal des N. saphenus). Funktion des Ischiasnervs Wie schon beschrieben, ist der Ischiasnerv von seiner Funktion ein gemischter Nerv, das heißt, er hat sowohl sensible als auch motorische Fasern. Motorisch steuert er die Funktion folgender Muskeln: M. adductor magnus (Adduktor, unterstützt Innenrotation bzw. Streckung jeweils der Hüfte) Mm. ischiocrurales (Beuger des Kniegelenks, größtenteils auch Strecker der Hüfte) M. semitendinosus (zusätzlich Innenrotation des Kniegelenks) M. semimembranosus (zusätzlich Innenrotation des Kniegelenks) M. biceps femoris (zusätzlich Außenrotation des Kniegelenks, der kurze Anteil streckt nicht die Hüfte)   Sensibel versorgt der Ischiasnerv den Rückseiten Oberschenkel und fast den gesamten Unterschenkel, bis auf einen Streifen am medialen (zur Körpermitte hin) Bereich des Unterschenkels. Mögliche Beschwerden Es gibt zwei Richtungen, über die sich Nervenproblemen zeigen können: Motorische Probleme (Kraftverlust) Sensible Beschwerden (Parästhesien, Schmerzen, Taubheit, Verlust der Beweglichkeit)   Je nachdem, welcher Anteil eines Nervs betroffen ist, tritt entweder nur ein Teil oder auch beide auf. Motorische Beschwerden sind meiner Erfahrung nach zum Glück deutlich seltener, als sensible Beschwerden. Starke motorische Ausfälle sind dann auch meist einer der wenigen Gründe, die für eine zeitnahe Operation sprechen. Oft überwiegen sensible Störungen, wie Taubheit, Parästhesien (Missempfindungen) oder auch Schmerzen. Schmerzen im Bereich des Rückens treten übrigens seltener bzw. stärker auf, als Schmerzen im Bereich des unteren Rückens. (4) Je nach Auslöser können Husten, Niesen bzw. tiefes Atmen die Schmerzen verstärken. Manchmal kann es bei Problemen im Bereich des Ischiasnervs auch dazu kommen, dass die Beweglichkeit im Bereich des Beines nachlässt. Es kann dann so wirken, als ob die ischiocrurale Muskulatur (Oberschenkelrückseite) „verkürzt“ wäre. Differenzieren lässt sich das zum Beispiel im Rahmen des „Straight Leg Raise“ (SLR) Tests (6) oder aber im Rahmen des Slump-Tests (Bild 1 und Bild 2). Diese Unterscheidung ist wichtig, um die passende Behandlung finden zu können. Bild 2 (Slump-Test) Auslöser der Beschwerden Auch hier gibt es viele Möglichkeiten. Die häufigsten (4) sind: Bandscheibenvorfälle Stenosen (meist altersbedingte Verengungen der Wirbelsäule) Zysten   Eine weitere Möglichkeit sind Verletzungen zum Beispiel der ischiocruralen Muskulatur, Hüftgelenks-OPs, oder zu verspannte Muskeln (v.a. im Bereich der Gesäßmuskulatur, z.B. im Rahmen des sogenannten Piriformis-Syndroms). Wichtig ist es im Rahmen der Untersuchung festzustellen, welcher Auslöser vorliegt, um die Behandlung möglichst effizient zu gestalten. Therapie Gerade wenn Du hörst, dass auch strukturelle Veränderungen zu Ischiasbeschwerden führen können, wirst Du vermutlich sehr schnell an eine OP denken, oder? Diese kann tatsächlich zum Teil schneller eine Schmerzlinderung herbeiführen (6-26%), aber nach einem Jahr sind die Ergebnisse nahezu gleich. Aus diesem Grund wird meist empfohlen, zunächst 12 Wochen konservativ zu behandeln, bevor man überhaupt an eine OP denkt. Ausnahmen sind hier stärkere Symptome, wie Hinweise auf ein Cauda Equina Syndrom (Verlust der Blasen-/ Mastdarm-Funktion) oder rasche Zunahme einer Lähmung bzw. Unfähigkeit den betroffenen Körperteil gegen die Schwerkraft zu bewegen. (4) Im Bereich der konservativen Behandlung kommt es ein Stück weit darauf an, was ursächlich ist. Zunächst gilt aber, wie immer die Grundregel „Calm shit down, build shit up“. Weitere Informationen kannst Du auch im Artikel „Was tun bei Sportverletzungen?“ finden. Wichtig ist hier vor allem der zweite Teil der Regel. Sinn macht es, ergänzend gezielte Übungen zur Kräftigung oder Nervenmobilisation (siehe nebenstehendes Video) durchzuführen. https://youtu.be/1erJjVtv4OQ Manuelle Therapie oder auch Osteopathie können zusätzlich oft bei der Linderung der Beschwerden helfen. Die Nutzung von Schmerzmedikamenten ist eine sehr individuelle Entscheidung. In Leitlinien gibt es hierzu keine klare Empfehlung. Persönlich würde ich darauf verzichten, es sei denn, ich könnte vor Schmerzen nicht mehr schlafen. Das ist aber ganz klar meine persönliche Meinung! Kortisoninjektionen, an die betroffene Nervenwurzel können manchmal zu einer ersten Linderung führen, sind aber, ähnlich wie Schmerzmittel im allgemeinen, eine sehr persönliche Entscheidung. Prognose Die Prognose bei Ischiasbeschwerden (Ischialgien) ist übrigens günstig. Nach einem Zeitraum von 12 Wochen berichten 50 % der Patienten über eine deutliche Besserung, nach 12 Monaten über 70 %. (4) Wichtig ist auch zu sagen, dass auch alleine eine negative Überzeugung des Patienten (Nocebo) mit einer schlechteren Prognose im Zusammenhang stehen. Fazit Wie Du hoffentlich mitnehmen kannst, sind Ischiasbeschwerden zwar häufig schmerzhaft, aber ein Problem, was meist wieder vergeht. Wichtig ist, zum einen dieses Wissen, aber auch, die Behandlung an Deine Beschwerden optimal anzupassen. Schmerz hat viele Fazetten und auch Gründe. Je genauer eine Therapie an Dich angepasst ist, desto schneller kannst Du Deine Schmerzen wieder loswerden. Und ich hoffe, dass Du auch mitnehmen konntest, dass Rückenschmerzen größtenteils nicht mit dem Ischiasnerv in Zusammenhang stehen. https://youtu.be/Lpnhu1qAIQc Zum Podcast Quellen (1) Schünke, M., Schulte, E., Schumacher, U., Voll, M.,, Wesker, K. (2007). Prometheus, LernAtlas der Anatomie, Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. Stuttgart: Thieme. (2) https://flexikon.doccheck.com/de/Nervus_ischiadicus (3) https://www.thieme-connect.de/products/ebooks/lookinside/10.1055/b-0034-60790 (4) https://www.physiomeetsscience.net/was-patienten-und-therapeuten-ueber-eine-ischialgie-wissen-sollten/ (5) https://www.physiomeetsscience.net/chirurgische-versus-nicht-chirurgische-behandlung-von-ischiasbeschwerden/ (6) https://www.physiomeetsscience.net/ischias-oder-ischios-differenzierung-von-n-ischiadicus-und-hamstrings-beim-slr/ Etienne RiesWie Du vielleicht schon mitbekommen hast, ist mein Name

Diese 5 Dinge machen eine effektive Therapie aus

5 Basics für eine effektive Therapie

Eine effektive Therapie hat viele Bestandteile. Viele werden jetzt an passende Behandlungstechniken, die richtigen Medikamente oder die eine Übung, die alle Probleme wie von Zauberhand löst, denken. Aber eine effektive Therapie beruht meiner Meinung nach auf ganz anderen Dingen, die weit wichtiger sind. Das Problem – warum sind so viele Therapien ineffektiv? Behandlungen im Kassensystem haben oft ein großes, gemeinsames Problem: Zu wenig Zeit beim Arzt, im Schnitt in Deutschland 7,6 Minuten (1) Physiotherapie hat zwar eine längere Behandlungszeit (im Schnitt 15-20 Minuten), doch auch diese würde mir bei vielen meiner Patienten tatsächlich nicht reichen. Zudem darf ein Physiotherapeut nur in einem gewissen Rahmen freie Entscheidungen treffen, was die Therapie anbelangt. Daraus folgen weitere Probleme: Zuhören Es besteht wenig Zeit zuzuhören und sich Probleme einmal anzuhören. Bei einmaligen Problemen wie einer Erkältung oder mal Rückenschmerzen kann das oft reichen, um eine effektive Therapie durchzuführen. Wenn das Problem länger besteht, wird es aber schwieriger. Ganz ehrlich, gerade bei den Patienten, deren Schmerzprobleme komplex wirken und sich scheinbar nicht erklären ließen, lag die Lösung darin zuzuhören und gezielt nachzufragen, wenn mir etwas unklar war. Aktives Zuhören ist hier das Geheimnis. Wenn etwas für mich nicht logisch klingt oder ich das Gefühl habe, mir fehlt eine Information, dann frage ich nochmal nach. Je mehr sich daraus ein Verständnis ergab, wann Probleme auftreten, desto offensichtlicher war die Lösung. Der Patient präsentierte sie mir quasi auf dem Silbertablett und wir konnten so gemeinsam eine effektive Therapie erzielen. In den Fällen, die am nachhaltigsten waren vom Ergebnis, waren die, in denen es dann auch beim Patienten Klick machte, während ich nachfragte. Patienten ernst nehmen Wie schaffe ich es in weniger als 10 Minuten, mir Probleme eines Patienten anzuhören und seine Beschwerden ernst zu nehmen? Wie soll sich der Patient ernst genommen fühlen, wenn er weiß, in 5 Minuten klopft der nächste an die Tür. Bei einfachen Problemen kann das durchaus klappen. Eine Erkältung, mal den Rücken verrissen oder auch bei einer Grippe mit mildem Verlauf? Hier wird die Zeit oft reichen.  Wenn Du beim Hausarzt bist, ist diese Zeit oft angemessen. Hier geht es hauptsächlich darum, einfachere Dinge zu behandeln, Dauermedikationen einzustellen und zu überwachen und im Bedarfsfall an andere Fachkräfte weiterzuvermitteln. Wichtig ist auch, dass ich als Therapeut Dir als Patient glaube, was Deine Beschwerden anbelangt. Wenn Du Schmerzen spürst, spürst Du Schmerzen. Nachzuvollziehen, warum das so ist, ist unsere gemeinsame Aufgabe. Und auch wenn wir feststellen, dass es sich eher um eine psychosomatische Problematik handelt, heißt das nicht, dass Du Dir Schmerzen einbildest. Gezielte Diagnostik Diagnostik kann nicht zielgerichtet stattfinden und es wird lediglich ein Standardprogramm gefahren. Auch das mag bei häufigen Beschwerden funktionieren. Wenn es nicht der typische Verlauf ist, wird es schwierig. Was mich bei Schmerzpatienten aber immer wieder wundert: Viele sind auch überrascht, wenn sie das erste Mal körperlich untersucht werden.  Das kann ich ja noch verstehen, wenn sie vorher „nur“ beim Hausarzt waren. Deren Erfahrungswerte sind meist im Bereich internistischer Beschwerdebilder deutlich ausgeprägter und sie werden mir da oftmals einiges an Wissen voraus haben. Nein, mir geht es hier eher um Orthopäden. Wenn Du dort einen Termin hast wegen Schmerzen am Rücken und Du während des Termins nur auf dem Stuhl sitzt und alle Deine Kleidung an behältst, dann ist da gehörig was schiefgelaufen. Auch wenn es direkt zum Röntgen oder MRT geht, ohne dass vorher eine wirkliche Untersuchung stattgefunden hat, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auch hier was schiefgelaufen. Gemeinsame Entscheidungen Wenn schon die Zeit für ein vernünftiges Gespräch und eine gezielte Untersuchung nicht reicht, wie soll dann eine gemeinsame Therapieentscheidung stattfinden? Wenn Du als Patient jetzt aber eine Therapie angeraten bekommst, die überhaupt nicht zu Dir passt, wirst Du vermutlich wenig begeistert sein und ob Du wirklich mitarbeitest … Na ja, es gibt Dinge, die wahrscheinlicher sind. Und ja, eine gemeinsame Entscheidungsfindung besteht auch daraus, dass Du als Patient mir mitteilst, wenn ich Dir etwas vorschlage, von dem Du weißt, dass Du es nicht machen wirst. Wir sind nicht in der Schule, wo Du Hausaufgaben machen musst, die nicht gezielt auf Dich angepasst sind. Es geht darum, eine für Dich effektive Therapie zu finden und das kann sie nur sein, wenn Du mitarbeiten kannst und willst. Dinge verändern Von Einstein gibt es ein schönes Zitat, was hier sehr gut passt: „Die Definition von Wahnsinn ist: immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ Irgendetwas, was Du getan oder nicht getan hast, hat Dich zur aktuellen Situation geführt. Wenn Du das Problem nachhaltig loswerden willst, macht es entsprechend Sinn, etwas zu verändern. Je nach Problem fällt diese Veränderung größer oder kleiner aus. Um eine effektive Therapie zu gestalten ist es aber unerlässlich etwas zu verändern. Und hey, auch ich weiß, dass das nicht einfach ist. Deswegen versuche ich die Kosten-Nutzen-Rechnung mit Dir in Balance zu halten, ich bin ein großer Fan des Pareto-Prinzips. Die Lösung – was macht eine effektive Therapie aus? Schau Dir mal die obigen Überschriften nochmal genau an. Diese sind eine kleine Checkliste, die Du als Patient nutzen kannst, um zu überprüfen, wie effektiv Deine Therapie ist. Klar, das Ergebnis sollte auch stimmen, aber das ergibt sich oft aus den oberen Punkten heraus. Die ersten drei Punkte gelten hauptsächlich für Deinen Therapeuten. Wobei Punkt 1, das aktive Zuhören nur funktionieren wird, wenn Du Deinem Behandler alles erzählst, was Deine Beschwerden betrifft. Punkt 4 gilt für Euch beide und Punkt 5 betrifft dann vor allem Dich. Es ist nicht immer einfach, Dinge zu verändern. Das weiß ich und respektiere ich. Wenn Du aber wirklich Deine Beschwerden verändern möchtest, kann es sein, dass Du auch Dich ein Stück weit verändern musst, um eine effektive Therapie gestalten zu können. Bonus Was auch unglaublich wichtig ist, um eine effektive Therapie zu gestalten, ist Erfolge und Teilerfolge zu erkennen und anzuerkennen. Das mag banal klingen, aber viele Patienten erkennen nicht, wenn sie Fortschritte machen. Die Schmerzen treten zum Beispiel nachts nicht mehr auf oder nur noch, wenn Du Dich intensiv körperlich anstrengst.  Wenn Du vorher fast dauerhaft Schmerzen

Eine der unterschätztesten Ursachen für Rückenschmerzen

Gekrümmter Stand wegen Rückenschmerzen

Disclaimer Wenn Du Dir unschlüssig bist, wo Deine Rückenschmerzen herkommen, konsultiere bitte einen Experten. Es gibt unzählige Gründe für Rückenschmerzen und jede sollte zielgerichtet behandelt werden. So wird zum Beispiel ein Bandscheibenvorfall anders behandelt, als wenn Du Dich einfach verhoben hast oder ein Gleitwirbel Deine Probleme auslöst. Wenn Du aus dem Wiesbadener Raum kommst, kannst Du mich gerne kontaktieren. Ansonsten Deinen Orthopäden, Deinen Physiotherapeuten…. Einleitung Sowohl bei Rückenschmerzen, als auch bei Beschwerden im Bereich der Beine wird eine Muskelgruppe in meinen Augen massiv unterschätzt. Du brauchst diese sowohl zum Heben schwerer Lasten, als auch zum Joggen, aber auch um die Treppe hochzukommen. Hast Du schon eine Idee, um welche Muskeln es sich handelt? Gluteus maximus Klingt als Name schon stark, finde ich. Der vielleicht der bekannteste unter den dreien ist der Musculus gluteus maximus. Möglicherweise kennst Du auch diesen Namen nicht, aber eventuell sitzt Du gerade darauf. Bevor ich mir noch weitere seltsame Hinweise überlege, kürzen wir ein wenig ab: Es geht um Deinen Allerwertesten, Deine Gesäßmuskulatur. Wenn Du übrigens nur nach Übungen suchst, um Rückenschmerzen, die durch Deine Gesäßmuskulatur bedingt sind, loszuwerden, dann spring am besten zum Punkt: „Was kannst Du tun, um das zu vermeiden?“ Dort findest Du einige meiner Lieblingsübungen. Die Muskeln Die Glutealmuskulatur setzt sich, wie schon gesagt, aus drei Muskeln zusammen. Dem Musculus gluteus maximus, dem M. gluteus medius und dem M. gluteus minimus. Alle drei sind zuständig dafür, die Hüfte zu strecken (Extension), zu einem gewissen Teil arbeiten alle an der Abduktion (seitliches Abgrätschen der Hüfte) mit. Diese Funktion brauchst Du auch, um Dein Becken im Einbeinstand zu stabilisieren. Interessant ist, dass ein Teil der Muskeln sowohl für die Innenrotation, als auch die Außenrotation zuständig ist, diese Funktion ist aber im weiteren Text eher nebensächlich. Es gibt noch ein paar weitere Muskeln, die zur Gesäßmuskulatur gehören, wie beispielsweise der M. piriformis, dem gerne mal verschiedene Beschwerdebilder im Zusammenhang mit dem Ischiasnerv zugeschoben werden. Der Faulenzer Erinnerst Du aus der Schulzeit oder dem Studium noch an Gruppenarbeiten? Hat jeder gleich viel gemacht oder hat ein Teil viel gemacht und manche haben sich zurückgelehnt? Vermutlich eher zweiteres, oder? Am Körper ist das gerne mal ähnlich. Das heißt manche Muskeln übernehmen gerne mal die Funktion anderer Muskeln und andere lehnen sich gerne mal zurück. Die Gesäßmuskulatur gehört aus meiner Erfahrung heraus leider gerne mal zur zweiten Kategorie. Den Grund kann ich Dir ehrlicherweise nicht nennen, ich habe auch keine Theorie dazu. Es gibt aber viele Muskeln im Bereich des Rückens, aber auch des Beins, die eine zu schwache Gesäßmuskulatur kompensieren und so unter anderem zu Rückenschmerzen führen können. Häufige Kompensationen und Schmerzbereiche bei zu schwacher Abduktion Das Abgrätschen des Beins ist zugegebenermaßen oft nicht die Bewegung der Hüfte, die Du ständig brauchst. Stell Dir jetzt aber mal vor, Du stehst auf dem Bein und es ist somit fixiert. Was passiert jetzt, wenn die Muskeln in diese Richtung anspannen? Sie stabilisieren Dein Becken und somit auch Deinen Oberkörper, damit Du nicht einfach umfällst. Eine Möglichkeit, diese Problematik zu kompensieren ist, wenn Du Deinen Oberkörper in der Standbeinphase etwas über das Standbein zur Seite neigst. Das Ganze hat sogar einen Eigennamen, da es unter anderem bei Arthrose in der Hüfte oft auffällt, das Duchenne-Hinken (siehst Du auf Bild 1). Irgendwie muss Dein Oberkörper aber ja jetzt dort hinkommen und auch das Becken der anderen Seite muss etwas angehoben werden, damit Du nicht einfach schlaff auf dem Boden schleifst. Hier kann uns unter anderem der M. quadratus lumborum mithelfen. Dieser zieht vom Becken zur untersten Rippe und ist sowohl für eine Seitneigung des Oberkörpers, als auch für die Aufrichtung zuständig. Wenn die Kompensation nicht stattfindet, kann es zu einem Abkippen des Beckens kommen (Bild 3). Auch hierfür gibt es einen Eigennamen, das Trendelenburg-Zeichen. Die „normale“ Stabilisierung erkennst Du auf Bild 2. Übrigens heißt es nicht, dass eines der beiden Zeichen für eine Schwäche der Gesäßmuskulatur schneller zu Rückenschmerzen führt, als die andere Version und ja, auch wenn Du „normal“ gehst, kannst Du Rückenschmerzen kriegen. Bild 1: Duchenne-Hinken Bild 2: „normale“ Standbeinphase Bild 3: Trendelenburg-Zeichen Häufige Kompensationen und Schmerzbereiche bei zu schwacher Extension Auch bei der Streckung (Extension) kann uns wieder der M. quadratus lumborum helfen. Es gibt aber noch ein paar weitere Kollegen, die ihn unterstützen können, als da wären: Die Rückenstrecker (M. errector spinae) und die rückseitige Oberschenkelmuskulatur (Mm. ischiocrurales oder auch Ischios) können hier mithelfen. Was führt häufiger zu Rückenschmerzen? Tendenziell finde ich bei meinen Patienten häufig eine Schwäche in beide Richtungen. Was an sich auch Sinn macht, denn dass nur eine Bewegungsrichtung abschwächt und die anderen sehr stark sind, wird nicht an einer Schwäche des Muskels liegen. In diesem Fall haben wir dann eher ein Ansteuerungsproblem, das heißt Dein Körper weiß nicht, wie er die Bewegung machen soll oder vermeidet sie vielleicht aufgrund vorheriger Schmerzerfahrungen. Was kannst Du tun, um das zu vermeiden? Wie schon im Disclaimer erwähnt, macht es Sinn jede Art von Rückenschmerz zielgerichtet zu adressieren. Ein erster wichtiger Grundsatz ist „Calm shit down. Build shit up.“ Das heißt, in der Akutphase solltest Du versuchen, das Ganze erstmal zu beruhigen und schmerzhafte Belastungen zu reduzieren. In der anschließenden Aufbauphase tastest Du Dich peu à peu wieder an die schmerzhaften Belastungen ran und versuchst Deinen Körper hier resilienter zu machen. Vielfach gehst Du also nach dem P.E.A.C.E. & L.O.V.E. Prinzip vor. Was erfahrungsgemäß leider viel zu oft untergeht, ist der zweite Teil: „Build shit up.“. Dehnübungen, Faszienrollen und so weiter werden in der Akutphase gerne genutzt, da ein unmittelbarer Effekt zu spüren ist. Sobald der Schmerz nachlässt, lässt auch oft die Übungshäufigkeit nach, bis Patienten wieder in alte Muster zurückfallen. Kommt Dir das bekannt vor? Das ist an sich auch vollkommen normal und menschlich. Glaub mir, ich musste das selbst mehrfach schmerzhaft lernen und bin mir nicht sicher, ob ich weiterhin mein Leben lang daran denken werde. Solange Du aber einmal verstanden hast, was Du tun kannst, um Deine Rückenschmerzen wieder loszuwerden und das auch mit einem längerfristigen Plan, kannst Du Dich an Deinem eigenen Schopf wieder aus dem

Wie sinnvoll sind eigentlich Faszienrollen?

Faszienrollen sinnvoll oder nicht?

Auch wenn ich immer wieder das Gefühl habe, dass der Trend am Abflauen ist, so hält sich der Hype um Faszienrollen, entsprechende Bälle und weitere Tools zum Bearbeiten der Faszien doch sehr vehement. Erstaunlich ist doch auch immer wieder, wie teuer so ein Stück Styropor oder Plastik sein kann, wenn es nur den Anschein erweckt, bei medizinischen Problemen helfen zu können. Aber es klingt ja auch sehr gut, dass Du über einen (mehr oder weniger) sanften Weg Verklebungen in Faszien lösen kannst. Aber kannst Du das auch wirklich durch ein bisschen Rollen? Kleiner Spoiler: Verklebungen wirst Du eher weniger lösen, es kann aber dennoch ein nützliches Tool sein. Was sind Faszien Das Wort Faszie kommt aus dem lateinischen Wort „fascia“, was so viel bedeutet wie Band oder auch Bandage. (1) Im Bereich von Faszientraining geht es häufig um die Faszien, die Muskeln umhüllen. Wenn Du Fleisch ist, schau Dir einfach beim nächsten Mal kochen einfach mal die Silberhaut genauer an, dann weißt Du, wovon hier die Rede ist. Es gibt aber noch weitere Faszien und die Definition ist, wie so oft im medizinischen, nicht einheitlich. So werden auch das Unterhautfettgewebe (fascia superficialis), Organhüllen (viszerale Faszien), Sehnenplatten (wie z.B. die Plantarfaszie auf der Fußsohle) zu den Faszien dazugezählt. Je nach Autor werden auch Sehnen und Bänder zu den Faszien dazugezählt. Sie haben also verschiedene Funktionen, je nachdem, welche Teile wir genau betrachten. So werden beispielsweise folgende Funktionen beschrieben (2): Faszien haben folgende Eigenschaften: sie sind Hüllschichten und zusätzliche Ansatzpunkte für Muskeln, sie unterstützen die Muskelpumpe, sie schützen Gefäße, sie sind eine Barriere gegen Infektionen, sie übertragen Muskelkräfte, sie können sich entzünden, sie haben Nozizeptoren, [Anmerkung: Schmerzrezeptoren] sie spielen eine Rolle bei der Propriozeption. [Anmerkung: vereinfacht gesagt Wahrnehmung des Körpers im Raum] Laut einiger Theorien können Faszien verkleben oder verfilzen und somit Beschwerden (v.a. Schmerzen) auslösen. Selbst wenn es so wäre, wäre es unglaublich schwierig über eine mechanische Behandlung von außen diese Verklebungen zu lösen. Kann eine mechanische Behandlung Faszien verändern? Es wird häufig beschrieben, dass straffe Faszien härter als Kevlar seien. Eine Untersuchung von Chaudry et. al (2008) (3) zeigte, dass es Kräfte weit über die normale physiologische Range braucht, um die Plantarfaszie (Fußsohle) oder die fascia lata (Oberschenkel) um nur 1 % zu verformen. Bei der Plantarfaszie waren es beispielsweise 424 kg, um diese Verformung zu erreichen und bei der fascia lata sogar 460 kg. Selbst wenn Du Dich anstrengst und Dir echt Mühe gibst, das wirst Du nicht erreichen. In meiner Osteopathieweiterbildung hat uns ein Dozent in einem Präparationsvideo gezeigt, wie stabil Verklebungen im Bereich der inneren Organe sind. Das war für mich persönlich der Aha-Moment, dass ich umdenken sollte (erzähle ich im Podcast etwas detaillierter). Natürlich gibt es auch „schwächere“ Faszien oder kleinere „Verklebungen“, aber „fasziale Behandlungen“ der oben genannten Strukturen können dennoch zu einer Schmerzlinderung führen. Der Effekt scheint also ein anderer zu sein. Was passiert dann? Hierzu gibt es mehrere Theorien, die noch nicht abschließend untersucht sind. Vermutlich ist die Erklärung eher im neurologischen Bereich zu suchen. Einen Ansatz bietet hier das Konzept der Neuromodulation, das heißt der Schmerz wird durch einen anderen Reiz überlagert, im Falle von Faszienbehandlungen häufig durch einen anderen Schmerz. Einen anderen Erklärungsansatz habe ich mal in einem Buch über Triggerpunkte gelesen. Leider kenne ich den Titel nicht mehr und muss somit leider auf eine Quellenangabe verzichten. Die Theorie war, dass der Patient in der Behandlung des Triggerpunkts wieder mehr Kontrolle über die Schmerzintensität hat. Er kann jederzeit Stopp sagen, wenn der Schmerz zu intensiv wird und merkt, wie sich der Schmerz im Laufe der Zeit verändert, wenn der Druck mit passender Intensität gehalten wird. Den Unterschied zu kennen ist auch für Dich als Patient wichtig, um nicht dem Noceboeffekt zum Opfer zu fallen. Dieser kann Dich in Deiner Heilung nämlich unglaublich bremsen und zurückwerfen und auch der Placeboeffekt kann den Nachteil mit sich bringen, dass zielführende Therapien hinten angestellt werden. Fazit Faszienrollen und Co. können ein nützliches Tool sein, dass den Schmerz lindern kann, aber nicht über die Wirkmechanismen, die viele Hersteller Dir verkaufen wollen. Stell Dir dieses Tool vielleicht eher wie ein Schmerzmedikament vor, das nicht chemisch wirkt, sondern über mechanische Reize. Es kann Dir vor allem kurzfristig helfen, wenn Du es richtig anwendest. Bei akuten Beschwerden kann es also durchaus nützlich sein, um Schmerzen zu behandeln. Bei länger bestehenden Beschwerden wird es allerdings nur selten ausreichen, die Beschwerden nachhaltig zu behandeln. Hier ist es dann wichtiger herauszufinden, wo die Ursache liegt und welche Faktoren Deine Beschwerden aufrechterhalten. Hierfür können Tools wie ein Schmerztagebuch nützlich sein, um zu verstehen, wo Deine Schmerzen herkommen und was Du dagegen tun kannst. https://youtu.be/FSG60QC-jPg Zum Podcast Quellen (1) https://de.wikipedia.org/wiki/Faszie (2) https://www.physiomeetsscience.net/wissenswertes-ueber-faszien-2020/ (3) Chaudhry, H., Schleip, R., Ji, Z., Bukiet, B., Maney, M., & Findley, T. (2008). Three-dimensional mathematical model for deformation of human fasciae in manual therapy. The Journal of the American Osteopathic Association, 108(8), 379–390. https://doi.org/10.7556/jaoa.2008.108.8.379 Disclaimer Im Text befinden sich sogenannte Affiliate-Links zu Amazon. Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen. Für Dich kommt es hierbei zu keinen Mehrkosten, es unterstützt mich lediglich in meiner Arbeit. Etienne RiesWie Du vielleicht schon mitbekommen hast, ist mein Name Etienne Ries. Ich bin Heilpraktiker, Osteopath und Physiotherapeut und schon von klein auf vom menschlichen Körper fasziniert. Nachdem ich mehrere Jahre als angestellter Physiotherapeut gearbeitet habe, habe ich mir 2021 den Traum der eigenen Praxis erfüllt und habe mich hier auf die Arbeit mit Schmerzpatienten und Sportlern spezialisiert. Wie Du im Blog merken wirst, sind das aber nicht meine ausschließlichen Behandlungsfelder. Zur Terminbuchung kommst Du übrigens bequem hier. Diese Faszination versuche ich sowohl in meiner Arbeit an meine Patienten weiterzugeben, als auch mittels des Blogs und anderer Social Media Formate, wie YouTube… Wenn Du immer auf dem Laufenden bleiben willst, kannst Du Dich auch gerne zu meinem wöchentlichen E-Mail Newsletter anmelden. osteo-ries.de

Zähneknirschen oder was ist eigentlich Bruxismus?

Zähneknirschen und was Du tun kannst

Wenn ich mir anschaue, was ich bei Patienten als Nebendiagnosen finde, dann ist Bruxismus ganz vorne mit dabei. Nächtliches Zähneknirschen bzw. ein Pressen der Zähne ist sehr weit verbreitet. Amboss zum Beispiel geht von einer Häufigkeit zwischen 6 und 20 % in der Gesamtbevölkerung aus. Am häufigsten tritt es im Jugendalter auf, später heraus wird es laut Amboss immer etwas seltener. Definition Bruxismus Bruxismus oder auch Schlaf-assoziierter Bruxismus ist definiert durch meist nächtliches Zähneknirschen oder auch aufeinander Pressen der Zähne, was zu diversen Beschwerden im Bereich des Kiefers führen kann, wie Schmerzen oder auch Steifigkeitsgefühl im Gelenk. Mögliche Beschwerden durch Zähneknirschen Wie schon gesagt, sind Schmerzen oder Steifigkeitsgefühl im Bereich des Kiefers keine Seltenheit und auch ziemlich selbsterklärend. Im Laufe der Zeit werden die Zähne deutlich empfindlicher, da der Zahnschmelz immer weiter abgerieben wird. Normalerweise ist Zahnschmelz die härteste Struktur im Körper. Treffen nun aber zwei feste Strukturen aufeinander, können diese dennoch geschädigt werden. Aber auch andere Beschwerden, wie Probleme im Bereich des Ohrs, verstärkte Müdigkeit oder Kopfschmerzen sind keine Seltenheit und auf den ersten Blick etwas schwieriger zu verstehen. Weitere Zeichen können Zahnabdrücke auf der Zunge bzw. im inneren Wangenbereich sein. Abreibungen an den Zähnen sind glücklicherweise erst später deutlich zu erkennen. Im Zweifel sprich einfach Deinen Zahnarzt darauf an, dieser erkennt den Abrieb deutlich früher. Zwar habe ich Zähneknirschen noch nicht selbst gehört, laut Aussage mehrerer meiner Patienten, ist dieses Geräusch wohl deutlich zu hören. Also frag Deinen Partner/ Deine Partnerin einfach mal, ob ihm/ ihr etwas auffällt. Kopfschmerzen Starten wir mit dem leichtesten Symptom und schauen uns die Anatomie an. Ein typischer Bereich für Kopfschmerzen, die durch Zähneknirschen bedingt werden, ist im Bereich der Schläfen bzw. über dem Ohr. Und genau in diesem Bereich liegt der M. temporalis. Ein sehr flächiger Muskel, der vor allem fürs Zubeißen verantwortlich ist. Wenn Du jetzt die ganze Nacht am Zähneknirschen bist oder die Zähne zusammenpresst, überlastet unter anderem dieser Muskel sehr häufig und schmerzt in der Folge. Ohrbeschwerden Auch viele Probleme im Bereich des Ohrs, wie Ohrgeräusche, Druck auf den Ohren oder auch Hörprobleme lassen sich relativ leicht erklären, wenn wir uns die Anatomie anschauen. Wenn Du kurz überlegst, wie Du beim Fliegen den Druck ausgleichen kannst, wird Dir vermutlich auch Gähnen oder auch Kauen als Problemlösung einfallen. Das Kiefergelenk und der Gehörgang liegen in unmittelbarer Nähe zueinander. Wenn sich also im Kiefer eine hohe Spannung aufbaut, kann sich diese also sehr leicht auf das Ohr übertragen. Hierüber kann dann der Druckausgleich gestört werden, indem die Ohrtrompete (Eustachische Röhre) nicht richtig arbeiten kann. Diese verbindet das Mittelohr und den Nasen-Rachen-Raum. Durch die oben erwähnten Lösungsmöglichkeiten wird die eustachische Röhre im Mund-Rachen-Raum geöffnet und der Druckausgleich kann wieder funktionieren. (2) Auslöser Eine Zeit lang wurde vermutet, dass ein möglicher Auslöser sei, dass die Okklusion nicht richtig stimmt. Unter Okklusion versteht man, dass die Zähne des Ober- und Unterkiefers nicht richtig zusammen passen und der Biss nicht ineinander übergreift nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Sicher ist, dass vor allem Stress ein stark prädisponierender Faktor ist. Im Podcast findest Du auch ein Patientenbeispiel, was zeigt, wie leicht manche Stressoren angegangen werden können.  Im Schlaf verarbeitet unser Gehirn den Tag und je mehr Stress vorhanden ist, desto mehr unruhiger wird der Schlaf und desto eher tritt auch Zähneknirschen auf. Behandlung Ein wichtiger Punkt in der Behandlung ist Zahnschutz über eine sogenannte Knirscherschiene. Diese Okklusionsschiene wird individuell vom Zahnarzt angefertigt und sorgt dafür, dass Deine Zähne nicht kaputtgehen. Teilweise können diese auch helfen, die anderen Beschwerden zu verbessern oder auch das Zähneknirschen an sich reduzieren. Wichtiger ist aber, die Ursache anzugehen und den Stress zu lindern. Hierzu findest Du in anderen Artikeln von mir nützliche Tipps oder Du schaust mal auf YouTube vorbei, dort habe ich in einer Playlist verschiedene Entspannungsübungen zum Nachmachen zusammengestellt. Zwar ist es sinnvoll, den Stress insgesamt zu reduzieren, doch hilft es meist am deutlichsten, Entspannungsübungen kurz vor dem Schlafengehen durchzuführen. Je nach Ausprägung Deiner Stressoren bzw. wenn konkrete psychische Probleme vorliegen, möchte ich Dir auch eine ergänzende Psychotherapie ans Herz legen. Möglichkeiten, schnell eine Therapiemöglichkeit zu finden, kannst Du auf der Seite des ärztlichen Bereitschaftsdienstes finden oder unter 116 117. Zudem kann auch Physiotherapie, Logopädie und auch Osteopathie helfen, die Beschwerden zu lindern. Fairerweise sei gesagt, dass diese Behandlungsmethoden nicht das Zähneknirschen lösen können, wohl aber die damit einhergehenden Beschwerden, wie beispielsweise Bewegungsprobleme im Bereich des Kiefergelenks. Für letzteres kannst Du in meinem YouTube-Kanal auch eine Übung finden, wie Du selbst Deinen Kiefer mobilisieren kannst. Es gibt auch medikamentöse Möglichkeiten der Therapie bis hin zu einer Injektion von Botulinumtoxin (Botox) in einen der Kiefermuskeln (M. masseter). Diese werden aber erst angewendet, wenn die nicht-medikamentösen Behandlungsmethoden versagen. Eine weitere Methode, die ich persönlich kritisch sehe, ist ein zurecht Schleifen der Zähne, um die Okklusion zu verbessern. Auch wenn dieses nicht in großem Ausmaß passiert, so sehe ich diese Herangehensweise doch schwierig. Zumal nach wie vor diskutiert wird, ob dieser Fehlokklusion wirklich Zähneknirschen bedingen kann. https://youtu.be/WLE7p46AMng Zum Podcast Quellen (1) https://www.amboss.com/de/wissen/schlaf-assoziierter-bruxismus (2) https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/organe/druck-auf-den-ohren-ursachen-und-schnelle-hilfe/ Etienne RiesWie Du vielleicht schon mitbekommen hast, ist mein Name Etienne Ries. Ich bin Heilpraktiker, Osteopath und Physiotherapeut und schon von klein auf vom menschlichen Körper fasziniert. Nachdem ich mehrere Jahre als angestellter Physiotherapeut gearbeitet habe, habe ich mir 2021 den Traum der eigenen Praxis erfüllt und habe mich hier auf die Arbeit mit Schmerzpatienten und Sportlern spezialisiert. Wie Du im Blog merken wirst, sind das aber nicht meine ausschließlichen Behandlungsfelder. Zur Terminbuchung kommst Du übrigens bequem hier. Diese Faszination versuche ich sowohl in meiner Arbeit an meine Patienten weiterzugeben, als auch mittels des Blogs und anderer Social Media Formate, wie YouTube… Wenn Du immer auf dem Laufenden bleiben willst, kannst Du Dich auch gerne zu meinem wöchentlichen E-Mail Newsletter anmelden. osteo-ries.de

Das vegetative Nervensystem

Hier funktioniert das vegetative Nervensystem gut, Pause zwischen der Arbeit

Eine Sache, die ich Patienten immer wieder erkläre, ist das vegetative Nervensystem, da das Wissen hierüber unter anderem dabei hilft, um unter anderem zu verstehen, warum der Körper auf Stress mit vielfältigsten Beschwerden reagieren kann. Was macht das vegetative Nervensystem? Im Bereich des Nervensystems wird funktionell zwischen dem somatischen Nervensystem und dem vegetativen Nervensystem unterschieden. Eine weitere Unterteilungsmöglichkeit ist zwischen zentralem Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) und dem peripheren Nervensystem (Nerven, Nervenzentren). Leichter verständlich wird die Funktion des vegetativen Nervensystems, wenn man sich einen anderen Begriff dafür anschaut, denn es wird auch als autonomes Nervensystem bezeichnet. Das heißt, dass hierüber verschiedene Organfunktionen unbewusst gesteuert werden. Das somatische Nervensystem hingegen steuert die Funktion der Skelettmuskulatur. Beide Teile beeinflussen sich, trotz unterschiedlicher Funktion, zu einem gewissen Teil gegenseitig. Das vegetative Nervensystem lässt sich weiter in drei verschiedene Bereiche unterteilen, wobei uns später heraus hauptsächlich die ersten beiden beschäftigen werden: Sympathikus Parasympathikus Enterisches Nervensystem Zum Thema enterisches Nervensystem könnte ich vermutlich nochmal einen ganzen eigenen Blogbeitrag erstellen, es wird von manchen Autoren auch als eigenständiger Teil angesehen. Englische Begriffe hierfür zeigen Dir auch, was es ungefähr ist: „Abdominal brain“ oder auch „second brain“. Hier geht es um das Nervengeflecht im abdominalen Bereich (Bauchraum).  Sympathikus und Parasympathikus Vielleicht kennst Du aus dem Biologieunterricht der Schule noch die schöne Skizze mit dem Höhlenmenschen, der jagt, wegrennt oder auch kämpft (Sympathikus) und auf der anderen Seite dem Höhlenmenschen, der vorm Lagerfeuer chillt und sein Essen verdaut (Parasympathikus). Hierüber lässt sich schon die gegensätzliche Wirkung der beiden Anteile des vegetativen Nervensystems erkennen. Auch wenn der Sympathikus schon sehr sympathisch klingt (ja, ich weiß, schlechtes Wortspiel), so ist er doch hauptsächlich für die Reaktionen verantwortlich, die unter Stress passieren. Der Parasympathikus hingegen ist für die Reaktionen, die in der Pause passieren, verantwortlich. Auch wenn sich Teile des vegetativen Nervensystems im Gehirn finden lassen, so ist von der Lage den meisten vermutlich hauptsächlich eine andere Aufteilung bekannt: Der Parasympathikus wird hauptsächlich über den Nervus Vagus (10. Hirnnerv) und Nerven aus dem Bereich des Sakrums (Kreuzbein) gebildet. Der Sympathikus liegt mit seinen Nervenkernen im Bereich der Brustwirbelsäule und der ersten beiden Lendenwirbel Wenn wir bei diesem Modell bleiben, gibt es auch häufig im Bereich des Sympathikus genauere Einteilung, welche Organe über welche Bereiche der Brust- bzw. Lendenwirbelsäule angesteuert werden. Diese widersprechen sich allerdings häufiger mal (wenn auch teils nur in Nuancen). Da ich keine Studien finden konnte, in denen dies genauer untersucht wurde, lasse ich hier eine entsprechende Skizze weg. Grob unterteilen lässt sich das ganze vielleicht so, dass über den Bereich der oberen Brustwirbelsäule hauptsächlich Kopf und Organe des Brustkorbs sympathisch angesteuert werden und je weiter es an der Wirbelsäule runtergeht, desto eher geht es Richtung Bauchorgane. Beim Magen-Darm-Trakt kannst Du Dir ungefähr merken, dass je weiter es an der Wirbelsäule abwärts geht, desto weiter schreitest Du im Verdauungstrakt voran. Bei den Anteilen des Parasympathikus wird es dann wieder einfacher. Der Nervus Vagus steuert parasympathisch vom Kopf abwärts die Organe des Brustkorbs und im Verdauungstrakt alles bis zum sogenannten Cannon-Böhm-Punkt an (im linken Drittel des querverlaufenden Anteils des Dickdarms, dem sogenannten Colon transversum). Des Weiteren werden von ihm auch die Nieren angesteuert. Die restliche parasympathische Ansteuerung erfolgt über Nerven aus dem Bereich des Kreuzbeins. Wie Du erkennst, welcher Teil aktiver ist Es gibt eine objektive Messmethode für das vegetative Nervensystem, die sogenannte Herzratenvariabilitätsmessung (HRV). Diese Werte sind allerdings vor allem dann aussagekräftig, wenn Du regelmäßig Messungen durchführst und Deine Werte somit vergleichen kannst.  Daneben gibt es noch einige Zeichen, die Hinweise sein können. Für den Parasympathikus wären das: verengte Pupillen vermehrte Speichelproduktion niedriger Puls Harndrang durch Anspannen der Harnblase Für den Sympathikus: geweitete Pupillen Mundtrockenheit erhöhter Puls bzw. Blutdruck vermehrtes Schwitzen schlechte Verdauung Exkurs: Schmerz und Stress Auch wenn das vegetative Nervensystem keinen mir bekannten direkten Einfluss auf die Schmerzwahrnehmung hat, so ist doch bekannt, dass vor allem Stress, Ängste und ähnliche negative Emotionen die Entstehung von chronischen Schmerzen begünstigen können. Hierauf bin ich unter anderem in diesem Artikel eingegangen. Und auch die Schmerzwahrnehmung ist in unangenehmen Situationen (Stress) deutlich sensibler, als in positiven Situationen. Hierfür sind dann unter anderem Endorphine verantwortlich, körpereigene Schmerzmittel, die sehr gut funktionieren. Darauf bin ich hier etwas genauer eingegangen. Die Balance entscheidet Wie so oft im Leben ist es nicht so, dass nur der eine oder nur der andere Teil wichtig ist, sondern die Balance zwischen Gegensätzen ist der Schlüssel. So auch beim Zusammenspiel zwischen Sympathikus und Parasympathikus. Es ist so, dass immer beide Teile aktiv sind, mal der eine mehr und mal der andere. Normalerweise erfolgt das situativ und macht so auch am meisten Sinn, wenn das vegetative Nervensystem gut funktioniert.  In akuten Stresssituationen ist es wichtig, dass der Sympathikus aktiver wird und zum Beispiel die Verdauung eine weniger hohe Rolle spielt. Das Herz soll ordentlich arbeiten, sodass die Muskulatur gut versorgt wird, für Kampf oder Fluchtreaktionen. Wenn diese Situationen geklärt sind, wird es Zeit, dass der Parasympathikus das Ruder wieder übernimmt, um Dich runter zu bringen und damit Du auch in Ruhe essen und verdauen kannst.  Was evolutionär allerdings in unserem Körper noch nicht so ganz angekommen ist, ist das moderne Leben, indem diese Reaktionen oftmals nicht mehr so ausgeprägt stattfinden müssen, vor allem nicht auf Dauer (Stichwort chronischer Stress). Gerade bei letzterem ist es dann oftmals entscheiden, selbst etwas gegen den Stress zu tun, um den Körper dabei zu unterstützen, runterzukommen.  Auf der anderen Seite merken Patienten in meinen Behandlungen, wenn oft der Parasympathikus aktiver wird, dass sie beispielsweise zu frösteln beginnen oder auch, dass ihr Bauch auf einmal wie wild zu gluckern beginnt. Beides können Zeichen dafür sein, dass der Parasympathikus (ungewohnter Weise) dominanter wird. Das Gluckern im Bauch bedeutet letztlich einfach, dass der Magen-Darm-Trakt aktiv wird und die Kälte lässt sich dadurch erklären, dass bei Sympathikusaktivität die Durchblutung, vor allem der Skelettmuskulatur, verbessert wird. Du siehst, dass Dir das Verständnis über das vegetative Nervensystem in vielen Punkten helfen kann, zu verstehen, warum Dein Körper bestimmte Reaktionen zeigt und wo Du entsprechend ansetzen solltest. https://youtu.be/lbCtZTH8GNc Zum Podcast Etienne RiesWie Du

Gesundheitliche Vorteile des Krafttrainings

Krafttraining und Gesundheit

Wie Du vielleicht schon gemerkt hast, bin ich ein großer Fan von Sport und insbesondere Krafttraining ist in meiner persönlichen Bestenliste ganz weit oben. Ich persönlich liebe es, mich beim Training auszupowern und zu sehen, wie meine Leistung sich entwickelt. Beides geht beim Krafttraining wunderbar und vor allem die Entwicklung objektiv zu beobachten ist so gut möglich, wie bei keiner anderen Sportart. Es gibt aber zudem noch eine unglaubliche Menge an gesundheitlichen Vorteilen, auf die ich im heutigen Artikel gerne eingehen möchte. Einige davon kannst Du auch über andere Sportarten erzielen. Andere schaffst Du allerdings fast nur über Krafttraining. Steigerung der Belastbarkeit Ja, das Thema hatten wir schon einmal so ähnlich in einem früheren Artikel. Eine der großen Gaben unseres Körpers ist es, dass er sich an nahezu alle Belastungen anpassen kann, wenn sie regelmäßig auftreten und er nicht dadurch überfordert wird. Das Krafttraining im Laufe der Zeit die Kraft erhöht ist denke ich für Dich logisch, egal ob Du es schon gemacht hast oder nicht. Das passiert aber über mehrere Wege. Zunächst wird die Koordination, also die Ansteuerung der Bewegung verbessert. Dein Körper lernt einen Bewegungsablauf und wird darin immer ökonomischer, das heißt, obwohl die Muskelmasse sich nicht verändert, kannst Du das Gewicht steigern. Das ist übrigens einer der Hauptgründe, warum Anfänger sich so schnell steigern können (Stichwort Newbie-Gains). Dieser Vorgang geht sehr schnell, bietet aber irgendwann nicht mehr so viel Steigerungspotenzial. Danach erfolgt die Steigerung dann irgendwann über den Aufbau von Muskulatur. Beide Prozesse laufen übrigens von Anfang an gemeinsam an, die Rolle für den Kraftzuwachs ändert sich allerdings im Laufe der Zeit. Durch Krafttraining lässt sich zudem die Belastbarkeit sowohl der Muskulatur, als auch der Knochen und des Bindegewebes steigern. Das heißt, Du wirst nicht nur stärker, sondern das Gewebe halt auch mehr Belastungen aus. Was dann unter anderem in der Behandlung und Prophylaxe von Erkrankungen wie Arthrose oder auch Osteoporose wichtig wird. Verbesserung Insulinsensititivät Insulinresistenz wird zu den wichtigen (und teils vermeidbaren) Risikofaktoren für Diabetes Typ 2 gezählt. Insulin benötigt der Körper, um Zucker in die Zellen zu transportieren. Wenn jetzt zu wenig davon genutzt wird oder zu viel zur Verfügung gestellt wird, durch die Ernährung, kann es peu à peu zu einer Insulinresistenz kommen (stark vereinfachte Darstellung). Durch Sport und Gewichtsreduktion (geht oft Hand in Hand) kann diese Resistenz positiv beeinflusst werden und die Sensitivität auf Insulin kann verbessert werden. Krafttraining bietet hier eine sehr gute Möglichkeit, neben Gewichtsreduktion und anderen Sportarten, die intensiv genug betrieben werden. Verbesserung Blutfette Es gibt mehrere Blutwerte im Zusammenhang mit Blutfett (Lipid). Die vermutlich bekanntesten sind HDL und LDL. Wie Du vielleicht weißt, darf der eine Wert (HDL) ruhig etwas höher sein, der andere Wert (LDL) sollte möglichst gering sein. Du kannst Dir übrigens sehr leicht merken, welcher Wert höher sein darf („gutes Cholesterin“) und welcher Wert niedriger sein sollte („schlechtes Cholesterin“). HDL kannst Du Dir über Hab Dich Lieb und LDL über Lässt Dich Leiden merken. Beide sind über den Lebensstil beeinflussbar. Neben der Ernährung bietet hier Sport und vor allem auch Krafttraining eine gute und vor allem einfache Möglichkeit diese zu verbessern. Reduzieren von Bluthochdruck Wenn man Dir oder mir während eines schweren Satzes Kniebeuge oder Kreuzheben eine Blutdruckmanschette anlegen würde, würde die Situation kurzfristig anders aussehen, das kann ich Dir garantieren. Es geht aber um langfristige Ziele und ja, hier kann Krafttraining helfen, den Blutdruck zu reduzieren. Eine andere Möglichkeit, wenn Du es nicht so anstrengend haben möchtest, wären übrigens Dehnübungen. Am effektivsten ist übrigens isometrisches Krafttraining (11), also Halteübungen. Mentale Gesundheit und Krafttraining Vor allem während der Coronapandemie hat die Zahl psychischer Erkrankungen, wie Depressionen ordentlich zugenommen, sodass auch hier hohe Kosten für das Gesundheitssystem im Raum stehen. Psychopharmka können leider mit diversen Nebenwirkungen einhergehen und ob die Anzahl der Psychotherapeuten ausreichend ist, wage ich zu bezweifeln. Training und vor allem auch Krafttraining stellt eine weitere Alternative in der Behandlungen von unter anderem Depressionen dar (12). Die Wirkmechanismen dahinter sind denke ich vielzählig, ein großer Faktor wird aber auch in der Ausschüttung von Endorphinen und Glückshormonen liegen. Verbesserung der Köperkomposition Natürlich kann der „Umbau“ der Körperstruktur durch Krafttraining auch dazu dienen, einem Schönheitsideal nachzueifern. Das ist aber zum einen Geschmackssache und zum anderen nicht der Punkt, auf den ich hinaus möchte. Viel wichtiger ist, dass durch Krafttraining und eine Reduzierung des Körperfettanteils, sich das Taille-Hüft-Verhältnis und somit auch die Menge an sogenanntem viszeralen Fett reduzieren lässt. Viszerales Fett, also das Fett im Bauchraum, ist ein Risikofaktor für diverse Krankheiten (13). Es ist nicht einfach nur Ballast, sondern schüttet diverse Hormone und auch Entzündungsstoffe aus. Sinnvoll ist für diesen Punkt aber nicht nur Krafttraining, sondern oftmals eine ergänzende Ernährungsanpassung. Fazit Krafttraining ist eine wahre Wunderpille und außerdem extrem sicher in der Ausführung. Die Verletzungshäufigkeit ist, vor allem in Spielsportarten wie Fußball, Handball, um ein Vielfaches höher. Zudem kannst Du auf jedem Level einsteigen und das Training wunderbar an Dich anpassen. Im Zweifel lohnt es sich natürlich einen Trainer anzusprechen und Dir beim Profi Hilfe zu holen, wenn Du Dir zu unsicher bist (was Du meistens nicht sein musst). Es gibt keine Pille, die Dir so viele gesundheitliche Vorteile bringt, wie Krafttraining und das auch noch vollkommen nebenwirkungsfrei. Worauf wartest Du also noch? Zum Podcast Quellen (1) Mcleod, J. C., Stokes, T., & Phillips, S. M. (2019). Resistance Exercise Training as a Primary Countermeasure to Age-Related Chronic Disease. Frontiers in physiology, 10, 645. https://doi.org/10.3389/fphys.2019.00645 (2) Fiataraone Singh, Maria; Hackett, Daniel; Schoenfeld, Brad; Vincent, Heather K.; Wescott, Wayne.( 2019). Infographic: Resistance Training for Health. ACSM (3) Booth, F. W., Roberts, C. K., & Laye, M. J. (2011). Lack of exercise is a major cause of chronic diseases. Comprehensive Physiology, 2(2), 1143-1211. (4) Campbell, K. L., Winters-Stone, K. M., Wiskemann, J., May, A. M., Schwartz, A. L., Courneya, K. S., … & Morris, G. S. (2019). Exercise guidelines for cancer survivors: consensus statement from international multidisciplinary roundtable. Medicine & Science in Sports & Exercise, 51(11), 2375-2390. (5) Booth, F. W., Roberts, C. K., Thyfault, J. P., Ruegsegger, G. N., & Toedebusch, R. G.

Was ist Osteoporose?

Die wichtigste Prophylaxe gegen Osteoporose ist Training

Osteopathie und Osteoporose. Klingt ja beides irgendwie ähnlich, meint aber zwei sehr unterschiedliche Dinge. Osteopathie beschreibt sowohl eine Therapieform (die ich unter anderem in meinen Behandlungen nutze 😉), als auch Krankheiten der Knochen allgemein. Unter Osteoporose hingegen versteht man eine Krankheit des Knochens, bei der es durch eine verringerte Knochenmasse zu einem erhöhten Risiko von Brüchen kommt. Was ist Osteoporose? Falls Du den Begriff schon mal aufgeschnappt hast, dann ist die Chance groß, dass es eher im Zusammenhang mit älteren Menschen war. Menschen ab 65 Jahren sind deutlich eher von Osteoporose betroffen, als jüngere Menschen. Bei der Osteoporose kommt es durch eine verringerte Knochenmasse zu einer erhöhten Anfälligkeit für Knochenbrüche. Wichtig ist aber vor allem auch, dass Osteoporose eine Krankheit ist, bei der Du selbst in vielen Fällen an einer Verbesserung arbeiten kannst und noch viel wichtiger einen immensen Einfluss auf die Prävention hast, was Du vor allem dann schaffst, wenn Du die Risikofaktoren im Laufe Deines Lebens minimierst. Risikofaktoren Wie bei fast allen Krankheiten, so gibt es auch bei der Osteoporose Risikofaktoren, die vermeidbar sind und andere, die nicht vermeidbar sind. Auch hier gibt es natürlich einige Faktoren, die sich nicht klar in eine der beiden Gruppen einteilen lassen, wie zum Beispiel Diabetes Typ 2 oder auch Rheuma. Da allerdings auch diese Krankheiten beeinflussbare Risikofaktoren haben, gruppiere ich sie in diesem Artikel auch in dieser Kategorie ein, weiß aber, dass man hierüber auf jeden Fall diskutieren kann. Nicht beeinflussbare Risikofaktoren Der in meinen Augen einer von zwei Faktoren, der sich eindeutig in diese Kategorie einordnen lässt, ist das weibliche Geschlecht. Vor allem nach der Menopause (Wechseljahre) besteht bei Frauen ein erhöhtes Risiko für Osteoporose. Durch Östrogen wird die Aktivität der Osteoklasten (Zellen, die Knochensubstanz abbauen) gebremst. Da nach der Menopause die Produktion von Östrogen nachlässt, kann auch dieser Bremsmechanismus nicht mehr richtig wirken. Der zweite Faktor ist ein Alter über 65 Jahre. Die höchste Knochendichte erreichen wir um das 30. Lebensjahr herum und danach verringert sich die Knochendichte Stück für Stück. Beeinflussbare Risikofaktoren Hier wird es jetzt etwas mehr 😄 Einer der am besten beeinflussbaren Risikofaktoren ist mangelnde Bewegung oder auch mangelnde Belastung. Das ist übrigens einer der Gründe, warum Astronauten in der Schwerkraft auf ein Laufband dürfen. Früher kamen sie sowohl mit deutlich reduzierter Muskulatur zurück auf die Erde, als auch reduzierter Knochenmasse zurück auf die Erde. Und auch wenn es sich hierbei um einen Risikofaktor handelt, so stellt bei Bewegung und auch Belastung einen unglaublich wichtigen Faktor in der Behandlung von bereits diagnostizierter Osteoporose dar. Dazu aber mehr unter dem Punkt Therapie. Weitere wichtigen Risikofaktoren sind Mangelernährung und Krankheiten, die dazu führen, dass Nährstoffe nicht richtig aufgenommen werden. Hierzu zählen zum Beispiel chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Dicht damit verknüpft ist dann auch ein Mangel an Calcium und Vitamin D, sowie ein BMI unter 20. Calcium und Vitamin D sind die wichtigsten Baustoffe für die Knochensubstanz. An sich fast selbsterklärend, aber wenn nicht genug Baustoffe vorhanden sind, wird es für den Körper schwierig, Knochensubstanz aufzubauen. Alkoholiker und starke Raucher sind ebenso stärker von Osteoporose betroffen. Ein möglicher Grund ist die schlechtere Durchblutung, die oft im Verlauf dieser Suchterkrankungen früher oder später eintritt. An Krankheiten gehen Rheuma, Diabetes und die Herzinsuffizienz mit einem höheren Risiko für Osteoporose einher. Auch hier spielt unter anderem die schlechter werdende Durchblutung und somit Versorgung des Knochens eine Rolle. Zudem kann eine Schilddrüsenüberfunktion das Risiko für eine Osteoporose erhöhen. Langzeitmedikamente als Risikofaktor Auch bei der Langzeiteinnahme von bestimmten Medikamenten steigt das Risiko, eine Osteoporose zu entwickeln. Bevor jetzt Panik entsteht, wenn Du mal eines der Medikamente eingenommen hast, das Risiko ist vor allem dann gegeben, wenn Du diese Medikamente über einen längeren Zeitraum regelmäßig eingenommen hast. Am bekanntesten ist das Risiko vermutlich bei Glucocorticoiden (z.B. Kortison), hier ist vor allem das Risiko für Brüche im Bereich der Wirbelsäule erhöht. Ja, auch bei entsprechenden Sprays, die zum Beispiel bei Asthmatikern eingesetzt werden, ist das Risiko erhöht. Auch Protonenpumpeninhibitoren (Säureblocker) können das Risiko für Osteoporose erhöhen, ähnlich wie SSRIs (selektive Serotonin Wiederaufnahme Inhibitoren, eine Form von Antidepressiva). Aromatasehemmer können ähnlich wie die Menopause das Risiko für Osteoporose erhöhen. Diese hemmen die Umwandlung von (zum Beispiel) Testosteron in Östrogen und werden unter anderem in der Behandlung von Brustkrebs eingesetzt bei Patientinnen nach der Menopause. Exkurs Osteoklasten und Osteoblasten Für den Auf- und Abbau von Knochenmasse sind vor allem zwei Zelltypen verantwortlich: Osteoblasten Osteoklasten Die ersten sind für den Aufbau von Knochensubstanz verantwortlich und die zweiten für den Abbau von Knochensubstanz. Im Normalfall herrscht der Aktivität der beiden Zelltypen mehr oder weniger ein Gleichgewicht, sodass der Knochen beständig umgebaut wird. Zu einer Osteoporose kann es nun entweder kommen, wenn die Osteoblasten weniger aktiv sind oder die Osteoklasten aktiver werden. Scher- und Stoßbelastungen, wie sie zum Beispiel beim Krafttraining oder auch Sprüngen stattfinden, erhöhen die Aktivität der Osteoblasten, was man sich in der Therapie auch zunutze macht. Therapie der Osteoporose Wie so oft: Vorsorge ist besser als Nachsorge und wie schon erwähnt ist die Knochendichte um das 30. Lebensjahr am stärksten ausgeprägt und lässt ab tendenziell nach. Falls es aber doch dazu gekommen ist, dass Du eine Osteoporose hast und dann eine Therapie startest, ist der wichtigste Faktor Training und körperliche Belastung. In einem anderen Artikel, habe ich schon einmal aufgezeigt, warum es bei den meisten Strukturen des Körpers unglaublich wichtig ist, diese passend zu belasten. Leitlinien zur Versorgung von Patienten mit Osteoporose, wie zum Beispiel aus Großbritannien (2), greifen diesen Faktor auf. Zudem zeigen sie auch, dass Training in der Therapie sehr sicher zu sein scheint. Und auch auf Amboss wird körperliche Aktivität als erster Faktor genannt. Auch wird erwähnt, dass eine Einnahme von Calcium und Vitamin D (sollte ein Mangel vorherrschen) ohne körperliche Aktivität nutzlos ist. Und auch Studien wie die LIFTMOR Reihe (3) zeigen, dass sich selbst bei bestehender Osteoporose die Knochendichte durch eine Mischung aus Krafttraining und Sprungübungen verbessern lässt und sogar sehr sicher. Eine ergänzende medikamentöse Therapie muss im Einzelfall mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden, da hier zum Teil eine Risikoabwägung getroffen werden

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