Auch wenn es in vielen meiner Blogbeiträge anders wirken kann, so denke ich dennoch, dass Berührung in Behandlungen eine unglaublich wichtige Rolle spielt und einen entscheidenden Teil des Behandlungserfolgs ausmacht. Diese Wirkung lässt sich vor allem durch das Hormon Oxytocin erklären, was in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle zu spielen scheint.

Da ich Dir mit diesem Blog aber hauptsächlich vermitteln möchte, wie Du Kontrolle über Deine Gesundheit erlangst und diese nachhaltig verbessern kannst, liegt der Schwerpunkt der Artikel natürlich bei Möglichkeiten hierzu.

Um allerdings auch dieses Thema nicht zu sehr zu vernachlässigen, schauen wir uns heute mal an, welche positiven Effekte Berührung haben kann. Zumal die Effekte nicht nur bei therapeutischen Interventionen zum Tragen kommen, sondern auch bei anderen Berührungen.

Effekte von Berührung

Berührung hat unglaublich viele Effekte. Wenn Du Dich mal erinnerst, wenn Du Dich als Kind verletzt hast und von Deinen Eltern in den Arm genommen, gestreichelt wurdest und über die verletzte Stelle darüber gepustet wurde. Wie schnell waren die Schmerzen dann weg?

Man könnte jetzt meinen, dass hier der Placeboeffekt so wirkt, dass das Gehirn einfach abgelenkt wird. Es wird allerdings auch Oxytocin ausgeschüttet, durch die sanften Berührungen, was vermutlich eine viel wichtigere Rolle spielt.

Die schmerzlindernden Effekte sind es auch, die ich in Behandlungen viel nutze, wenn auch anders, als Deine Eltern.

Das Spannende ist hierbei, dass sowohl sanfte als auch schmerzhafte Techniken einen schmerzlindernden Effekt haben können (1, 2, 3).

Es gibt aber noch viele weitere Effekte, die durch Berührung hervorgerufen werden können, wie zum Beispiel eine Steigerung des psychischen Wohlbefindens (1, 3), eine Stärkung des Immunsystems, eine Senkung des Blutdrucks und der Herzfrequenz (1).

Aber wie kommt es dazu? Warum ist Berührung so eine Wunderpille?

Vieles in diesem Bereich ist ehrlicherweise noch nicht abschließend geklärt, aber diese Aussage ist im medizinischen Bereich ja keine Seltenheit. Das Hormon Oxytocin scheint für viele dieser positiven Effekte aber eine wichtige Rolle zu spielen.

Das Kuschelhormon – Oxytocin

Wie bei jedem Hormon, so hat auch Oxytocin viele Wirkungen im menschlichen Körper und wird auch zu den Glückshormonen gezählt.

Medizinisch wird es vor allem in der Geburtshilfe genutzt, da es für das Auslösen der Wehen verantwortlich ist (4,5). In diesem Zusammenhang wurde es auch von seinem Entdecker Henry Dale 1906 zunächst beschrieben (4). Später könnte er eine weitere wichtige Funktion ausmachen, nämlich der Einfluss auf die Milchsekretion beim Stillen (4, 5).

Uns interessieren aber an dieser Stelle ein paar andere Funktionen, die Oxytocin noch hat, die für die Behandlung relevant sind.

Stresssenkung

So scheint Oxytocin beispielsweise einen dämpfenden Effekt auf die HPA-Achse, auch Stressachse genannt, zu haben (4). Hierunter wird ein hormoneller Regelkreis verstanden, zwischen

  • Hypothalamus (wichtige Steuerzentrale im Gehirn)
  • Hypophyse (Hirnanhangsdrüse)
  • Nebennierenrinde (Produktionsort wichtiger Hormone, wie Cortisol)

Hemmung Cortisol

Das Stresshormon Cortisol erfüllt zwar viele wichtige Aufgaben im menschlichen Körper, vor allem auch in Notsituationen, allerdings kann es in der falschen Situation zu ungewünschten Effekten führen. So hat Cortisol zum Beispiel auch eine entzündungshemmende und auch eine immunsupprimierende Wirkung.

Die Bedeutung von Entzündungen haben wir uns beim Thema Sportverletzungen und auch Narbenbildung schon angeschaut, von daher an dieser Stelle nur kurz: Sie ist essenziell für die Wundheilung.

Wenn die Ausschüttung des entzündungshemmenden Cortisols verringert wird, kann eine Wundheilung auch wieder „normaler“ ablaufen. Ebenso ist es bei der Regulation des Immunsystems.

Aus diesem Grund wundert es Dich jetzt auch vermutlich nicht mehr, dass Oxytocin auf die Wundheilung und auch das Immunsystem einen positiven Einfluss nehmen kann. (1, 4)

Die Reduktion von Stress und Ängsten durch Oxytocin lässt sich auch über die verminderte Ausschüttung des Stresshormons Cortisol erklären.

Über den Einfluss auf die HPA Achse und somit auch das vegetative Nervensystem, lässt sich zudem erklären, wieso es den Blutdruck und auch die Herzfrequenz beruhigen kann.

Schmerzstillende Wirkung

Wenn Du schon einige Artikel von mir gelesen hast, dann wirst Du vermutlich schon erahnen, dass auch eine Reduktion von Stress den Schmerz bereits lindern kann. Da Schmerz ein Warnsignal ist, was uns vor Schäden bewahren soll, ist dieses Warnsignal in stressigen Situationen, in denen der Körper eine Schädigung vermutet, natürlich noch weiter hochgefahren.

Wenn wir jetzt den Stress reduzieren, wird der Körper weniger mit einer Schädigung rechnen und das Alarmsystem dementsprechend herunterfahren. Die Konsequenz: Schmerz wird weniger intensiv wahrgenommen.

Allerdings scheint Oxytocin auch eine direkte schmerzlindernde Funktion zu besitzen (3, 7).

Nicht unerwähnt lassen möchte ich an dieser Stelle aber auch, dass zusätzlich Endorphine vom Körper durch sanfte Berührungen ausgeschüttet werden. Diese mächtigen körpereigenen Schmerzmittel haben wir uns in früheren Artikeln bereits angeschaut.

Weitere Effekte

Spannend finde ich zudem, dass Oxytocin auch einen Einfluss auf das Körpergewicht zu haben scheint, über eine gesteigerte Fettverbrennung (4).

Zudem hat Oxytocin auch einen massiven Einfluss auf das Verhalten und scheint nach der Geburt einen Einfluss auf postpartale Depressionen (Wochenbettdepressionen) und auch die Bindung zwischen Mutter und neugeborenem Kind zu haben (4, 5).

Aber auch in Beziehungen scheinen Gefühle wie Liebe, Vertrauen und Ruhe unter anderem durch Oxytocin gesteuert zu werden. (4)

Spannend ist aber, dass es nicht nur unmittelbar positive Eigenschaften hat, sondern auch dazu führen kann, dass sich eine Gruppe von anderen deutlicher distanziert und abgrenzt.

Wie kannst Du das Nutzen?

Oxytocin wird vor allem bei angenehmen Berührungen ausgeschüttet, sodass auch verschiedene Formen von körperlicher Berührung mit Dir vertrauten und sympathischen Personen zu einer Ausschüttung und somit den zuvor besprochenen Wirkungen führen kann. Zum Beispiel Umarmungen oder auch beiläufige Berührungen, wie sie sich in einem vertrauten Gespräch ergeben können, sind hier Möglichkeiten.

Besonders gut funktioniert natürlich Zeit mit dem Partner und sei es nur, wenn man auf der Couch kuschelt und einen Film schaut.

Es gibt aber viel mehr Ausschüttungsmöglichkeiten für Glückshormone, zu denen Oxytocin auch gezählt wird, da es generell bei angenehmen Sinneswahrnehmungen ausgeschüttet wird, wie Essen, Gerüche, Klänge oder auch zum Beispiel beim Singen (4).

In diesen positiven Momenten werden auch Endorphine ausgeschüttet, die wir uns oben schon angeschaut haben. Diese kannst Du, im Gegensatz zu Oxytocin, übrigens auch durch Sport nutzen, wo sie eine teils unglaubliche Wirkung entfalten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner