Was ist ein Gleitwirbel (Spondylolisthesis)

Spondylolisthesis - Was ist ein Gleitwirbel

Ein weiterer Befund aus der Bildgebung, der bei unglaublich vielen Patienten Verunsicherung hervorruft, ist die Spondylolisthesis, umgangssprachlich oft auch Gleitwirbel genannt. Viele Patienten sind nach der Diagnosestellung unsicher, ob ihre Wirbelsäule noch hält oder ob sie bald im Rollstuhl sitzen. Kleiner Spoiler, zweiteres kommt extrem selten vor und wie so oft, ist es meist ein Zufallsbefund. Aber der Reihe nach: Was ist eine Spondylolisthesis? Der Begriff Spondylolisthesis kommt aus dem altgriechischen und bedeutet übersetzt Wirbelgleiten. Man geht davon aus, dass ca. 6 % der westlichen Bevölkerung davon betroffen ist, allerdings sind die meisten beschwerdefrei. Betroffen ist hauptsächlich die Lendenwirbelsäule und hier vor allem der 5. Lendenwirbel. (1) Bei einer Spondylolisthesis verschiebt sich der obere Wirbel in den meisten Fällen nach vorne, eine Verschiebung nach hinten tritt seltener auf. Es gibt verschiedene Gründe, die zu einem Gleitwirbel führen können. Diskutiert werden unter anderem eine genetische Veranlagung, aber auch Sportarten vor allem während der Kindheit, die in einem verstärkten Hohlkreuz ausgeführt werden. Ebenso kann es durch Unfälle dazu kommen. Die Diagnose wird mittels bildgebender Verfahren gesichert. Schweregrade nach Meyerding Unterteilt wird die Spondylolisthesis in 5 Schweregrade nach Meyerding, die Du auf dem unten stehenden Bild erkennen kannst. Abgegrenzt werden die verschiedenen Grade durch den prozentualen Versatz zwischen oberen und unterem Wirbelkörper. Bei Grad 5, also wenn keine Überlappung mehr besteht, spricht man übrigens von einer Spondyloptose. Wichtig zu erwähnen ist, dass die Gradzahl nichts über den Schweregrad der Symptome aussagt. Diese Schwierigkeit kennst Du vielleicht noch vom Thema Arthrose. Hierfür habe ich später noch ein sehr augenöffnendes Bild aus einer Studie, dass ich auch gerne für die Aufklärung meiner Patienten nutze. Symptome Die Symptome können sehr stark variieren, bei vielen Patienten treten allerdings keine Beschwerden auf (ca. 90 %) (1) und es handelt sich bei der Diagnose um einen Zufallsbefund. Bei manchen Patienten treten Schmerzen auf, die meist belastungsabhängig sind oder aber auch bei einem Überstrecken der Wirbelsäule im betroffenen Bereich auftreten. Selten kann es durch eine Einengung des Nerven zu muskulären Ausfällen oder auch Kontinenzproblemen kommen. Therapie Die Therapie richtet sich fast immer nach den Symptomen und nicht nach der Bildgebung, so wie bei vielen anderen orthopädischen Problemen auch, die nicht durch einen Unfall entstanden sind. Sollten Schmerzen im Vordergrund stehen, so werden diese größtenteils konservativ behandelt, das heißt eine OP ist in den meisten Fällen nicht notwendig! Schmerztherapie und vor allem auch Physiotherapie sind bei diesen Patienten normalerweise das Mittel der Wahl. In der Physiotherapie sollten aktive Übungen einen wichtigen Baustein darstellen. Bei manchen Patienten kann es sinnvoll sein, mit einer sogenannten Orthese (quasi eine Bandage für die Wirbelsäule) zu arbeiten. Von letzterem bin ich persönlich selten ein Freund, sondern würde immer das aktive Trainieren vorziehen. In manchen Fällen und auch bei Patienten, die wenig Engagement bei Übungen an den Tag legen, ist eine Orthese allerdings immer noch besser als eine OP. Gründe für eine OP sind ähnlich wie bei Bandscheibenvorfällen: muskuläre Ausfälle bzw. Lähmungen Kontinenzprobleme sehr schnelles Voranschreiten des Wirbelgleitens Schmerzen, die durch eine konservative Behandlung nicht beeinflussbar sind Was kann beschwerdefrei möglich sein Zunächst einmal das versprochene Bild: Es stammt aus einer Studie (2), in der von einer 32-jährigen Patientin in der 22. Schwangerschaftswoche ein MRT der Lendenwirbelsäule gemacht wurde. Mit 18 wurde bei ihr bereits eine Spondylolisthese Grad III festgestellt, die früher auch Beschwerden bereitet hatte. Die letzten 7 Jahre (vor der erneuten MRT Aufnahme) war die Patientin beschwerdefrei und auch in der körperlichen Untersuchung zeigten sich keinerlei Symptome. Die Wiedervorstellung beim Arzt erfolgte prophylaktisch, da die Patientin aufgrund der Schwangerschaft verunsichert war, wie gut die Spondylolisthesis die erhöhte Belastung aushalten würde. Fazit Meistens ist die Diagnose Spondylolisthesis ein Zufallsbefund und bei ca. 90 % der Patienten treten keine Beschwerden auf. Die konservative Behandlung (vor allem Physiotherapie) stellen den wichtigsten Baustein bei symptomatischen Patienten dar und eine Operation ist in den seltensten Fällen notwendig. https://youtu.be/3ZQIhvhqzXQ Zum Podcast Quellen (1) Amboss Medizinerwissen (2) Elliott, J. M., Fleming, H., & Tucker, K. (2010). Asymptomatic spondylolisthesis and pregnancy. The Journal of orthopaedic and sports physical therapy, 40(5), 324. https://doi.org/10.2519/jospt.2010.0407 Etienne RiesWie Du vielleicht schon mitbekommen hast, ist mein Name Etienne Ries. Ich bin Heilpraktiker, Osteopath und Physiotherapeut und schon von klein auf vom menschlichen Körper fasziniert. Nachdem ich mehrere Jahre als angestellter Physiotherapeut gearbeitet habe, habe ich mir 2021 den Traum der eigenen Praxis erfüllt und habe mich hier auf die Arbeit mit Schmerzpatienten und Sportlern spezialisiert. Wie Du im Blog merken wirst, sind das aber nicht meine ausschließlichen Behandlungsfelder. Zur Terminbuchung kommst Du übrigens bequem hier. Diese Faszination versuche ich sowohl in meiner Arbeit an meine Patienten weiterzugeben, als auch mittels des Blogs und anderer Social Media Formate, wie YouTube… Wenn Du immer auf dem Laufenden bleiben willst, kannst Du Dich auch gerne zu meinem wöchentlichen E-Mail Newsletter anmelden. osteo-ries.de

Was ist ein Bandscheibenvorfall?

Was ist ein Bandscheibenvorfall

Die Diagnose Bandscheibenvorfall stellt für unglaublich viele Menschen eine Horrordiagnose dar. Das Schlimme ist, dass sowohl viele Ärzte als auch Therapeuten, aber vor allem auch die Beratung bei Dr. Google diese Gedanken befeuern. Wenn man sich die Datenlage dazu anschaut, dann erkennt man schnell, dass es meistens nicht so schlimm ist, wie es zunächst klingt und eine OP ist tatsächlich nur selten notwendig. Was ist eine Bandscheibe? Schauen wir uns erstmal die Anatomie an. Bandscheiben befinden sich zwischen den einzelnen Wirbelkörpern und Du kannst sie Dir ein bisschen wie die Dämpfung in Sportschuhen vorstellen. Auf Bild 1 habe ich mal versucht, das schematisch zu zeichnen und hoffe, dass es halbwegs erkennbar ist. Im Querschnitt (Bild 2) kannst Du Dir eine Bandscheibe in etwa wie einen Baumstamm vorstellen. Die äußere Ringstruktur (Anulus fibrosus) hält den gallertigen Kern der Bandscheibe (Nucleus) in der Mitte. Insgesamt besteht die Bandscheibe zu einem sehr großen Teil aus Wasser und verliert sogar im Laufe des Tages an Höhe. Letzteres ist übrigens der Grund, warum Du abends kleiner bist als morgens und auch einer der Faktoren, warum Menschen in höherem Lebensalter kleiner werden. Der Bandscheibenvorfall Weiter geht’s mit dem vermeintlichen Horrorszenario, dem Bandscheibenvorfall und auch dem kleinen Bruder, der Bandscheibenvorwölbung. Wenn bei der Bandscheibenvorwölbung die Ringstruktur noch intakt ist (allerdings nur etwas zu lax), so ist diese beim Bandscheibenvorfall zerrissen und der Kern kann austreten. Die Unterscheidung ist nicht scharf abgrenzbar und hängt somit ein Stück weit von der Einschätzung des Radiologen ab. Auch wenn beides schon im ersten Moment nach massiven Beschwerden schreit, so ist das oftmals nicht der Fall. Dazu aber später mehr. Meistens drückt sich der Kern in Richtung des Rückens und etwas zur Seite (über 90 %) und in Richtung der sogenannten Spinalnerven. Hiermit werden die großen Nervenbündel beschrieben, die aus der Wirbelsäule austreten und weiter in die Peripherie ziehen. Je eher der Bandscheibenvorfall direkt zur Mitte des Rückens zieht, desto eher kann auch der Spinalkanal (Rückenmark) betroffen sein. (1) Am häufigsten tritt ein Bandscheibenvorfall übrigens im Alter von 30-50 Jahren auf und bei über 60 % im Bereich der Lendenwirbelsäule (der Bereich zwischen Becken und Rippen). Übrigens geht man davon aus, dass bei über 60 % der über 60-jährigen ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule zu finden ist. Symptome Die Möglichkeit der Symptome sind sehr unterschiedlich und müssen nicht zwangsläufig mit der Bildgebung zusammenhängen! Von symptomfreien Patienten, bei denen die Diagnose quasi ein Zufallsbefund ist, bis hin zu Schmerzen oder sogar Lähmungen kann alles passieren. Um es noch einmal zu betonen, eine Bandscheibenvorwölbung und sogar ein Bandscheibenvorfall müssen nicht zwingend zu Beschwerden führen. Bei einer Untersuchung an 488 beschwerdefreien jungen Männern zwischen 17 und 24, die von der Bundeswehr auf fliegerische Tauglichkeit untersucht wurden, fanden sich lediglich bei 18,8 % der Bewerber komplett unauffällige Wirbelsäulen. 49 % der Bewerber zeigten degenerative Veränderungen der Bandscheiben. Schmerzen können sowohl rein im Bereich des Rückens auftreten, als auch im Verlauf des Nerven, der eingeengt wird. Manchmal kommt es auch zu Gefühlsstörungen im Verlauf des Nerven, sogenannten Parästhesien. Diese reichen von Kribbeln und Einschlafgefühl bis hin zu Taubheit. In schwerwiegenderen Fällen kann es auch zu Lähmungen der Muskulatur kommen und auch dem sogenannten Cauda-Equina-Syndrom kommen, bei dem es zu Kontinenzproblemen kommen kann. Therapie Auch wenn vielleicht oft das Bild vermittelt wird, so muss ein Bandscheibenvorfall oftmals nicht operiert werden! An sich läuft das Behandlungsschema in vielen Fällen ähnlich wie bei anderen Verletzungen ab (P.E.A.C.E. & L.O.V.E.). Wichtig ist nochmal zu erwähnen, dass sich die Behandlung nach den Beschwerden des Patienten und nicht nach dem Ergebnis der Bildgebung richtet. Zu Beginn steht oft die Schmerzlinderung im Vordergrund, wozu eine sehr große Bandbreite an Möglichkeiten zur Verfügung steht. Ich nutze in meinen Behandlungen oftmals diverse Techniken aus den Bereichen der Physiotherapie, Osteopathie und auch ergänzende Möglichkeiten wie Dry Needling. Mit meinen Patienten bespreche ich zudem ein passendes Belastungsmanagement (nicht einfach nichts tun), sowie ergänzende Übungen. Zum Teil bieten sich auch gezielte Übungen zur Nervenmobilisation an, diese sollten aber immer in der Behandlung abgesprochen werden. Schmerzmittel sind eine sehr individuelle Entscheidung, wobei ich diese, wenn möglich, vermeiden würde. Einzige Ausnahme ist, wenn Schlafen ohne nicht mehr möglich ist. Es gibt einige wenige, konkrete Gründe, die für eine OP sprechen: Inkontinenz massiver Kraftverlust in der vom betroffenen Nerv versorgten Muskulatur Schmerzen sollten erst dann einen OP Grund darstellen, wenn eine konservative Behandlung scheitert! In den meisten Fällen bilden sich übrigens im Laufe der Zeit sowohl Bandscheibenvorfälle als auch Bandscheibenvorwölbungen zurück. Hierzu ein kleines Bild aus einem Post von Instagram (3), der das sehr deutlich zeigt. Mit dem Pfeil ist jeweils die Stelle markiert, an der der Bandscheibenvorfall sitzt. Fazit Zunächst einmal das wichtigste: Oftmals muss ein Bandscheibenvorfall nicht operiert werden und normalerweise verheilt dieser im Laufe der Zeit. Viele im MRT diagnostizierte Bandscheibenvorfälle können auch Zufallsbefunde sein und nichts mit Deinen Beschwerden zu tun haben. Sollten Lähmungen oder Kontinenzprobleme auftreten, solltest Du (ich vermute selbsterklärend) zeitnah einen Arzt aufsuchen. Auch wenn in der Akutphase Entlastung Sinn machen kann, so sollte im weiteren Verlauf wieder peu à peu Last auf die betroffenen Strukturen kommen, damit diese wieder richtig verheilen können und belastbarer werden. Im Video bzw. Podcast findest Du zudem noch ein Patientenbeispiel, was aufzeigt, warum mir Aufklärung in diesem Bereich so wichtig ist. Zum Podcast Quellen (1) Amboss Medizinerlexikon (2) Pippig, Torsten (2009): Über die Häufigkeit von asymptomatischen Wirbelsäulen- und Rückenmarkveränderungen bei jungen Männern – eine MRT-Studie an 488 beschwerdefreien Männern zwischen 17 und 24 Jahren. Open Access Repositorium der Universität Ulm und Technischen Hochschule Ulm. Dissertation. http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-1617 (3) https://www.instagram.com/p/CsYtNdMLu6l/?igshid=MzRlODBiNWFlZA== Etienne RiesWie Du vielleicht schon mitbekommen hast, ist mein Name Etienne Ries. Ich bin Heilpraktiker, Osteopath und Physiotherapeut und schon von klein auf vom menschlichen Körper fasziniert. Nachdem ich mehrere Jahre als angestellter Physiotherapeut gearbeitet habe, habe ich mir 2021 den Traum der eigenen Praxis erfüllt und habe mich hier auf die Arbeit mit Schmerzpatienten und Sportlern spezialisiert. Wie Du im Blog merken wirst, sind das aber nicht meine ausschließlichen Behandlungsfelder. Zur Terminbuchung kommst Du übrigens bequem hier. Diese Faszination

Was ist der Sinn von Schmerzen?

Was ist der Sinn von Schmerzen?

Wir haben uns bereits angeschaut, was Schmerzen sind und auch, was Du gegen Schmerzen tun kannst. Allerdings ist ein wichtiger Baustein noch ein wenig offen geblieben, nämlich was der Sinn von Schmerzen ist. Und falls Du jetzt denken solltest: „Es tut weh, was interessiert mich denn, was der Sinn dahinter ist. Ich will die Schmerzen loswerden!“ Hab bitte etwas Geduld, auch in diesem Fall wird Dich der Artikel und das Vergrößern Deines Wissens weiterbringen. Was ist der Sinn von Schmerzen? Hierzu schauen wir uns nochmal kurz die Definition der IASP (Internation Association for the Study of Pain) an: Schmerz ist eine unangenehme, sensorische und emotionale Erfahrung, die mit tatsächlichen oder potenziellen Gewebeschäden einhergeht. Wichtig, um den Sinn von Schmerzen zu verstehen, ist vor allem der letzte Abschnitt, die tatsächliche oder potenzielle Schädigung. Schmerz als Warnsignal Schmerz soll Deinen Körper davor bewahren, dass eine Schädigung eintritt bzw. zu stark wird. Eines der typischsten Beispiele ist, wenn Du auf einen heißen Herd packst. Die Hitze würde die Hand Stück für Stück schädigen, je länger Du sie auf der Platte lässt, desto schlimmer. Schmerzverarbeitung funktioniert sehr schnell, sodass Du Deine Hand in dem Moment schlagartig wegziehst, wenn die Wahrnehmung des Schmerzes im Gehirn ankommt. Darüber Nachdenken tust Du erst im Nachhinein. Wäre es andersherum und jeder einzelne Schritt würde eine bewusste Verarbeitung benötigen, wären im Falle der Herdplatte, die Verbrennungen deutlich heftiger, da deutlich mehr Zeit vergehen würde. Ähnlich ist es auch, wenn andere schädigende oder potenziell schädigende Einflüsse von Deinem Körper erkannt werden. Du siehst, der vermutlich wichtigste Sinn von Schmerzen ist das Warnsignal und somit die Schutzfunktion. Lernen durch Schmerz Den Spruch habe ich zunächst in einem ganz anderen Zusammenhang gehört, nämlich bei meinem Wehrdienst. Da Schmerz ein sehr intensiver und einprägsamer Reiz ist, entsteht hierdurch auch ein starker Lerneffekt. Wenn wir bei unserem Beispiel bleiben, dann wird klar sein, dass man nicht mehrfach hintereinander auf die Herdplatte langen wird, sondern aus der schmerzhaften Erfahrung des ersten Mals gelernt hat. Auch dieser Mechanismus ist an sich sinnvoll, da er er einen deutlichen evolutionären Vorteil mit sich bringt und so einen weiteren wichtigen Sinn von Schmerzen darstellt. Leider kann genau dieser so sinnvolle Effekt manchmal auch nach hinten losgehen. Was sich vielleicht am Beispiel von Sportverletzungen vielleicht am verständlichsten erklären lässt. Stell Dir mal vor, Du hast beim Bankdrücken ab einem bestimmten Gewicht immer wieder Schmerzen in der rechten Schulter. Du vermeidest Bankdrücken mit diesem Gewicht für einen längeren Zeitraum. Wenns gut läuft, gehst Du zu einem Therapeuten, der Dich nach einer gezielten Untersuchung berät bzgl. Deines Trainings und mit Dir einen Plan erarbeitet, wie Du die betroffenen Strukturen wieder belastbarer kriegst. Vielleicht lässt Du sogar Bankdrücken für einen bestimmten Zeitraum komplett sein und arbeitest nur über ergänzende Übungen. Du folgst diesem Plan und nach einiger Zeit werden die Strukturen immer belastbarer. In Absprache mit Deinem Therapeuten steigst Du langsam mit dem Bankdrücken wieder ein, natürlich erstmal mit reduziertem Gewicht, um Dich langsam wieder dran zu gewöhnen. Langsam näherst Du Dich wieder dem Gewicht, das Dir Schmerzen bereitet hat. Was denkst Du, wie locker Du an dieses Gewicht rangehst? Wirst Du Dich unbekümmert auf die Bank legen, das Gewicht nehmen und einfach trainieren, weil Du weißt, dass alles wieder belastbar ist? Oder wirst Du extrem feinfühlig darauf achten, wie sich Deine Schulter anfühlt? Prinzessin auf der Erbse Ich vergleiche dieses Problem immer ganz gerne mit der Prinzessin auf der Erbse. Die Erwartungshaltung und die Vorsicht sorgen dafür, dass Du extrem sensibel wirst, für einen Bereich, der Dir Probleme gemacht hat. Bei der Wiederaufnahme des Trainings nach der Pause tritt meist folgende Kombination aus Problemen auf: Du bist nervös, ob die Schmerzen auftreten. Über diesen Mechanismus wird leider auch die Schmerzwahrnehmung nach oben geregelt. Stell es Dir ein bisschen wie das Einstellen einer Alarmanlage auf ein sensibleres Level vor. Zum Teil kann es auch vorkommen, dass die Bewegung in Deinem Gehirn einfach zu stark mit dem Schmerz verknüpft ist, dass entsprechende Areale gemeinsam feuern und aktiv werden. Auch wenn Du Dich über andere Übungen wieder herangearbeitet hast, ist es nach einer längeren Pause wieder eine ungewohnte Bewegung. Die betroffenen Strukturen müssen sich auch hieran wieder gewöhnen und eine entsprechende Belastbarkeit aufbauen. Diese drei Punkte, vor allem die ersten beiden, sind evolutionär gesehen nicht dumm, sondern sie zeigen wieder einen bekannten Sinn von Schmerzen auf, Dich vor körperlichen Schädigungen zu bewahren. Schmerz nutzen Schmerzen können aber auch im Training bzw. der Therapie genutzt werden, um sie mittel- bis langfristig loszuwerden. Klingt erstmal seltsam, aber lass es mich kurz erklären: Manchmal kann es vorkommen, dass der Schmerz über eine ungünstige Technik im Sport ausgelöst wird. In diesem Falle ist der Schmerz ein sehr effektiver Mechanismus, Dich an die für Dich bessere Technik zu erinnern. Ein weiterer Benefit ist, dass der Schmerz Dich davon abhält es weiter zu übertreiben. Gerade bei (ehemaligen) Leistungssportlern ist es meiner Erfahrung nach leider oft eine der wenigen Möglichkeiten, die wirklich greifen. Wie Du vielleicht schon herausgelesen hast, bin ich mittlerweile kein großer Fan mehr davon, eine komplette Sportpause einzulegen. Das kann zwar in manchen Fällen Sinn machen und je nach Verletzung ist es unumgänglich, oftmals werden über die oben genannten Mechanismen die Prozesse dadurch eher langwieriger. Vielfach macht es eher Sinn, mit angepasster Last bzw. ergänzenden Übungen die Belastbarkeit des Körpers zu steigern. Der Vorteil, wenn leichte Schmerzen im Training Platz haben und nicht gänzlich tabu sind, dass wir eher erkennen werden, wie Deine Fortschritte sind. Zum Podcast Etienne RiesWie Du vielleicht schon mitbekommen hast, ist mein Name Etienne Ries. Ich bin Heilpraktiker, Osteopath und Physiotherapeut und schon von klein auf vom menschlichen Körper fasziniert. Nachdem ich mehrere Jahre als angestellter Physiotherapeut gearbeitet habe, habe ich mir 2021 den Traum der eigenen Praxis erfüllt und habe mich hier auf die Arbeit mit Schmerzpatienten und Sportlern spezialisiert. Wie Du im Blog merken wirst, sind das aber nicht meine ausschließlichen Behandlungsfelder. Zur Terminbuchung kommst Du übrigens bequem hier. Diese Faszination versuche ich sowohl in meiner Arbeit an meine Patienten weiterzugeben, als

Die 5 Basics für Deine Gesundheit

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Nachdem ich mich letzte Woche nach einer Behandlung noch ein wenig mit einer Patientin ausgetauscht habe, bei der verschiedene Problembilder bzw. Erkrankungen eine Rolle spielen, hat mich eine Aussage von ihr etwas zum Nachdenken gebracht: „Je länger ich krank bin desto mehr begreife ich, dass die Basics einfach ALLES sind.“ Starkes Statement, oder? Die Frage ist nun, was sind die Basics für Gesundheit? Das ganze schauen wir uns heute mal genauer an. 5 Basics für Gesundheit Mir persönlich sind 5 Punkte eingefallen, die ich für unerlässlich halte. Wenn Du diesen vernachlässigst und sie nicht im Blick hast, wird es schwierig, Deine optimale Gesundheit zu erreichen. Einen Teil davon konntest Du übrigens letzte Woche bereits beim Thema Arthrose kennenlernen, wenn Dich dieses Krankheitsbild genauer interessiert, schau gerne dort nochmal nach. Aber keine Sorge, wir werden uns heute nochmal alle gemeinsam anschauen. Einschub: Definition von Gesundheit Wie Du vielleicht schon gemerkt hast, ist es mir sehr wichtig von einer gleichen Definition auszugehen, da so ein Gespräch über ein Thema leichter wird. Die in meinen Augen beste Definition ist von der WHO: „Gesundheit ist ein Zustand völligen psychischen, physischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen.“ Auch wenn ich mit dieser Definition nicht absolut zufrieden bin, so ist es doch die beste, die ich kenne. Wenn Du neugierig bist, warum ich mit der Definition Schwierigkeiten habe, kann ich Dir folgenden Artikel von mir empfehlen. Bewegung und Sport „Leben ist Bewegung und ohne Bewegung findet Leben nicht statt.“ Das Zitat von Moshe Feldenkrais beschreibt es eigentlich sehr gut. Mir fällt keine Erkrankung ein, für die Bewegung und Sport nicht förderlich wären. Seien es Erkrankungen am Bewegungsapparat, wo der Zusammenhang vermutlich am eindeutigsten sein dürfte. Aber auch Patienten mit Herz-Lungen-Erkrankungen oder sogar Patienten mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen profitieren von Sport und Bewegung. Bewegung setzt Endorphine frei, die schmerzlindernd und stimmungsaufhellend wirken können. Die Durchblutung wird verbessert. Insulinsensitivität wird verbessert. Wir haben einen positiven Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System. Der Knochenstoffwechsel wird durch Stoßbelastungen und Scherkräfte angeregt, sodass die Knochendichte verbessert wird und das sogar bei Osteoporose Patienten! (1) Ich könnte lange so weitermachen, bleibe aber einfach mal bei diesen Beispielen. Schlaf und Regeneration Im Leben sind viele Dinge eine Frage der Balance. Wenn Du immer nur Gas gibst, wirst Du irgendwann unfreiwillig ausbrennen (Stichwort Burnout). Um das zu verhindern, ist es wichtig, dass Du Dich gut erholen kannst. Schlaf ist hier einer der wichtigsten Faktoren. Es gibt viele Möglichkeiten, Deinen Schlaf positiv zu beeinflussen und noch viel mehr Wege ihn negativ zu beeinflussen. Wenn Du hierzu mehr erfahren möchtest, kann ich Dir folgenden Artikel von mir ans Herz legen. Schlaf ist sowohl für die körperliche, als auch die geistige Erholung unglaublich wichtig. Selbst Dein Immunsystem profitiert von einem guten Schlaf.(2) Es gibt aber noch einige weitere Möglichkeiten Deine Regeneration zu unterstützen, die wir uns aber bei den nächsten beiden Punkten etwas genauer anschauen. Ernährung „Der Weg zur Gesundheit führt durch die Küche, nicht durch die Apotheke.“ – Sebastian Kneipp Wenn Kneipp es schon gesagt hat, muss was dran sein, oder? Dass ständiges Fast Food, Alkohol und zu viel Zucker nicht unbedingt das gesündeste sind, ist, denke ich einleuchtend. Aber was ist genau gesunde Ernährung? Es ist wie vieles ein individuelles Thema und von einigen Faktoren abhängig. Den meisten würde ich persönlich eine Variante der mediterranen Ernährung ans Herz legen. Gerade im Bereich Herzgesundheit gibt es hier auch unglaublich viele Belege (3). Kurz zusammengefasst beinhaltet die mediterrane Ernährung folgendes: Ge­müse, Kräuter, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Vollkorn-Getreide­produkte, Obst, Pilze und Nüsse. Gesunde Fette (beispielsweise über Olivenöl) spielen eine weitere Rolle. Tierische Produkte werden in Maßen (nicht Massen) verspeist. Bei bestimmten Krankheitsbildern gibt es aber auch speziellere Ernährungsformen, die hilfreich sein können, wie beispielsweise die ketogene Ernährung. Hier wird ein sehr hoher Anteil der Nahrung durch fettreiche Lebensmittel konsumiert. Bei Migräne (4) oder auch Epilepsie scheinen sich hierdurch Verbesserungen einzustellen. Psyche und Stressmanagement „Mens sana in corpore sano“ – „ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“ Das vermutlich bekannteste lateinische Zitat beschreibt sehr schön den Zusammenhang zwischen Geist und Körper. Auch die WHO hat sowohl die körperliche und geistige Gesundheit in ihrer Definition von Gesundheit aufgenommen. Es gibt viele Gründe, warum es wichtig ist, auch auf die Psyche zu achten, wenn es darum geht, Gesundheit zu verbessern. So werden in Situationen, in denen Du gut gelaunt bist, lachst und Freude empfindest, Endorphine ausgeschüttet, die unter anderem stark schmerzlindernd wirken. Wenn Du Dir anschaust, was alles über den Placeboeffekt oder auch das Gegenteil den Noceboeffekt möglich ist, wirst Du schnell merken, wie mächtig die Psyche ist. Ebenso ist es beim Thema Stress und Stressmanagement. Akuter Stress ist gut und wichtig, vor allem in früheren Zeiten oft Überlebenswichtig. Anders sieht es allerdings bei chronischem Stress aus, der zu vielen Problemen führen kann, wie beispielsweise schlechtem Schlaf, Bluthochdruck, Muskelverspannungen und verschiedene Schmerzprobleme. (5) Über Tipps zum Reduzieren von Stress kann ich Dir folgenden Artikel von mir ans Herz legen. Meiner Erfahrung nach, tun sich gerade beim Thema Stressmanagement viele Patienten schwer, Dinge zu ändern. Auch wenn es von außen betrachtet oft einfach wäre. Dein Warum (Zielsetzung) „Das Leben ist kein Sprint, sondern ein Marathon“ Aus diesem Grund hast Du wenig von Diäten oder kurzfristigen Ansätzen, die Du nicht durchhältst. Das Ziel sollte immer sein, einen Weg zu finden, der zu Deinem Leben passt und den Du somit auch langfristig durchführen kannst. In vielen Fällen macht es deshalb zum Beispiel beim Thema Sport mehr Sinn, zu schauen, was Dir Spaß macht, anstatt Dir einen Sport herauszusuchen, der in der Theorie vielleicht ideal ist, den Du aber nicht machst. Es wird ähnlich wie bei einem Marathon immer wieder Phasen im Leben geben, in denen die Motivation nachlässt. Manchmal wird es auch Phasen geben, in denen Deine Gesundheit nicht die Priorität Nummer 1 ist und das ist okay. Wichtig ist, dass Du ein starkes Warum hast, um an Deiner Gesundheit zu arbeiten, was Dich immer wieder auf den Pfad Deiner optimalen Gesundheit zurückkehren lässt und auch Phasen, in denen es anstrengend wird, durchstehen lässt. Bonustipp: Wenn Du

5 Tipps gegen Arthrose, die wirklich funktionieren

Arthrose zählt in unserer Gesellschaft zu den häufigen orthopädischen Erkrankungen und wenn man sich anschaut, was für Pillen, Zauberübungen und Co. angeboten werden, ist es auch ein riesiger Markt. Die häufigste „Therapie“, die man im persönlichen Umfeld mitbekommt, ist vermutlich die Gelenkersatz-OP. In Deutschland werden pro Jahr ca. 200.000 künstliche Hüftgelenke und auch ähnlich viele Knieprothesen eingesetzt (1) Bei ca. 50 % der über 65-jährigen Frauen und über 30 % der Männer in diesem Alter finden sich arthrotisch veränderte Gelenke. Was ist Arthrose? Wie immer schauen wir uns erstmal an, was das ganze eigentlich ist, bevor wir überlegen, wie man das Ganze denn wirklich sinnvoll behandeln kann. Arthrose wird häufig als übermäßiger Gelenkverschleiß oder einfach Gelenkverschleiß beschrieben. Wenn man sich anschaut, welche Veränderungen im Gelenk stattfinden, sieht die Beschreibung auch erstmal in Ordnung aus. Führt uns aber auch direkt zu einem Missverständnis, das häufig bei Patienten auftritt. Diese Beschreibung sagt nichts über Schmerzen oder Einschränkungen aus. Schauen wir uns jetzt mal an, wie DocCheck in seinem Flexikon (eine Art Wikipedia für Mediziner) Arthrose definiert: „Bei der Arthrose handelt es sich um eine degenerative Gelenkerkrankung, die im Gegensatz zur Arthritis primär nicht entzündlich ist. Sie entsteht vor allem durch langjährige Überbelastung und zeichnet sich durch eine progrediente Veränderung der Knorpel- und Knochenstruktur aus, die schließlich zur Gelenkdeformierung führen kann.“ (2) Zwar handelt es sich um eine fortschreitende (progrediente) Veränderung, allerdings bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass es zu Deformitäten der Gelenke kommt. Dies ist eine weitere Vorstellung, die allerdings viele Patienten haben. Wie entsteht Arthrose Es gibt viele Faktoren, die einen negativen Einfluss auf Arthrose haben. Einige kannst Du nicht selbst verändern, wie zum Beispiel Deine Genetik (primäre Arthrose) oder durch einen Unfall bestehende bzw. angeborene Gelenkfehlstellungen. Letzteres lässt sich operativ versorgen, aber diese Entscheidung muss individuell abgewogen werden. Es gibt aber auch einige Faktoren, auf die Du selbst einen Einfluss nehmen kannst, wie das Missverhältnis aus Belastung und Belastbarkeit oder auch chronische Entzündungen, Diabetes Mellitus und Alkoholismus (2). Die letzten drei Punkte verschlechtern die Problematik, durch eine schlechtere Durchblutung (unter anderem im Bereich des Knorpels). Unterteilt wird die Arthrose nach Kellgren und Lawrence in vier Grade, die Du auf dem Bild siehst: Auf die genauen Details, was wann passiert, möchte ich nicht hier nicht eingehen, weil diese Einteilung rein auf den radiologischen Befunden beruht. Das heißt, es geht nur um das, was in der Bildgebung erkennbar ist. Wenn Du den Blog schon eine Weile verfolgst, wirst Du wissen, dass das Ergebnis der Bildgebung oftmals nicht mit der Intensität der Beschwerden zusammenhängen muss. Falls nicht, kann ich Dir folgenden Artikel von mir ans Herz legen. Symptome der Arthrose Das Symptom, mit dem die meisten Patienten zu einer Behandlung kommen, sind Schmerzen. Teilweise fallen in der Untersuchung noch Einschränkungen der Beweglichkeit oder auch Kraftdefizite der umliegenden Muskeln auf. Obwohl die Arthrose keine entzündliche Erkrankung darstellt, kann es sein, dass es zu Entzündung im Gelenk kommt. In diesem Fall sprechen wir dann von aktivierten Arthrose oder auch einer Arthritis. Im Falle einer Entzündung kann es dann noch zu typischen Entzündungszeichen, wie  Schwellung, Rötung oder einer starken Bewegungseinschränkung kommen. Was kannst Du gegen Arthrose tun? Der wichtigste Tipp, den ich Dir geben kann: Lass das Kind nicht in den Brunnen fallen und reduziere Deine Risikofaktoren! Es ist bis jetzt noch nicht gelungen, Knorpel nachwachsen zu lassen. Zwar gibt es Laborversuche, die vielversprechend klingen, bis diese allerdings einen Einzug in die Behandlungswelt haben wird es noch eine Zeit dauern. Das schöne ist, dass sowohl in der Prophylaxe, als auch in der Therapie ähnliche Dinge wichtig sind: Versuche Normalgewicht zu erreichen Aus vielen Gründen heraus einer der wichtigsten Faktoren. Rein mechanisch betrachtet, sorgt ein höheres Körpergewicht für eine höhere Belastung der Gelenke und somit auch für eine schnellere Abnutzung. Ein höheres Körpergewicht birgt aber noch weitere Risikofaktoren, neben der rein mechanischen Last. Chronische Entzündungen und Krankheitsrisiko Entzündungen sind nicht per se negativ. Im Rahmen der Wundheilung sind sie sogar zwingend notwendig. Ähnlich wie auch bei Stress, wird es aber schwierig, wenn sie dauerhaft bestehen. Chronische Entzündungen bringen ein erhöhtes Risiko für diverse Erkrankungen wie Diabetes, Durchblutungsstörungen wie PAVK und so weiter mit sich. Übergewicht bzw. Adipositas zählt zu den multifaktoriellen Erkrankungen. Das heißt, es gibt oft nicht nur einen Grund, warum es dazu kommt. Wenn Du das Gefühl hast, es alleine nicht zu schaffen, dann scheu Dich nicht Dir professionelle Hilfe zu suchen. Gesunde Ernährung Als Ernährungsempfehlung gilt die mediterrane Ernährung. Das heißt jetzt nicht ständig Pizza und Pasta. Mediterrane Ernährung beinhaltet deutlich mehr. Kurz zusammengefasst: Ge­müse, Kräuter, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Vollkorn-Getreide­produkte, Obst, Pilze und Nüsse. Gesunde Fette (beispielsweise über Olivenöl) spielen eine weitere Rolle. Tierische Produkte werden in Maßen (nicht Massen) verspeist. Sport und Bewegung Der wichtigste Punkt! Es hilft nichts das Gelenk zu schonen, in der Hoffnung dadurch die Abnutzung zu bremsen. Das Gegenteil wird der Fall sein. Knorpel wird durch einen Wechsel aus Belastung und Entlastung geschmiert und auch ernährt. Wenn die Bewegung jetzt fehlt, wird es hiermit sehr schwierig. Wichtig ist, ein passendes Einstiegslevel zu finden und eine Bewegung, an der Du Spaß findest. Das Ziel ist nämlich, dass Du den Sport dauerhaft betreibst. Wichtig ist, dass sowohl ein zu wenig schädlich ist, als auch ein zu viel kann problematisch werden. Wobei ich persönlich nur sehr, sehr wenige Patienten hatte, bei denen ein sportliches zu viel ein Problem war, in Bezug auf Arthrose. Da sich hier viele Patienten oft am schwersten tun, ist hier mein Rat, sprich mit einem Experten drüber, der Dir Tipps zum Einstieg geben kann. Mir ist in meinen Behandlungen immer wichtig, etwas zu finden, was sich an den Interessen meiner Patienten orientiert. Übernimm das Ruder Verlass Dich auf Dich und das, was Du tun kannst. Nicht auf passive Maßnahmen, Medikamente oder ähnliches. Das können Möglichkeiten sein, die ergänzend für Dich sinnvoll sind oder einen Start vereinfachen. Dich nur hierauf zu verlassen, wird Dir langfristig allerdings nicht helfen! Tut mir leid, das so hart sagen zu müssen. Aber ich kriege innerliche Tobsuchtsanfälle, wenn jemand Patienten das vermittelt und sich hierüber letztlich nur wirtschaftlich absichert. Das Bedürfnis von Patientenseite kann ich vollkommen nachvollziehen

Was ist Gesundheit?

Gesundheit - mehr als nur Abwesenheit von Krankheit

„Was ist Dir persönlich das Wichtigste, wenn Du über Gesundheit nachdenkst?“ Eine vermeintlich einfache Frage, die ich vor kurzem auf Instagram gestellt bekommen habe. Die Antwort fiel mir tatsächlich nicht so leicht und im kurzen Social Media Format nochmal weniger. Hast Du Dir selbst schon einmal die Frage gestellt, was Gesundheit bedeutet und wie Du sie definierst? Und nein, diese Frage ist nicht nur philosophisch, sondern hat meiner Meinung nach auch eine große Bedeutung, wenn es darum geht, dass Du eine für Dich optimale Behandlung erhältst. Definitionen Die folgenden Definitionen habe ich aus Wikipedia und dem DocCheck Flexikon entnommen. Hiermit möchte ich Dir zunächst einen groben Überblick verschaffen, bevor wir ans Eingemachte gehen. Humoralpathologie Im antiken Konzept der Humoralpathologie wird sie als Eukrasie definiert. Also ein Gleichgewicht wohltemperierter Körpersäfte und Temperamente. Nietzsche Der Philosophen Friedrich Nietzsche definiert sie wie folgt: „Gesundheit ist dasjenige Maß an Krankheit, das es mir noch erlaubt, meinen wesentlichen Beschäftigungen nachzugehen.“ Salutogenese Nach dem Modell der Salutogenese ist Gesundheit kein fixer Zustand. Gesundheit und Krankheit sind vielmehr die beiden Extreme auf einem Kontinuum, das beeinflusst wird von subjektivem Empfinden und objektivierbaren Einflüssen. Bei jedem Menschen sind also immer sowohl gesunde als auch kranke Aspekte feststellbar und das während der gesamten Lebensdauer. Weltgesundheitsorganisation Die WHO hat 1984 folgende Definition herausgegeben: „Gesundheit ist ein Zustand völligen psychischen, physischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen. Sich des bestmöglichen Gesundheitszustandes zu erfreuen ist ein Grundrecht jedes Menschen, ohne Unterschied der Rasse, der Religion, der politischen Überzeugung, der wirtschaftlichen oder sozialen Stellung.“ Schwierigkeiten der Definitionen Bist Du aus den obigen Definitionen jetzt schlau geworden, was Gesundheit genau bedeutet und kannst es jemandem mit Deinen Worten erklären? Ich tue mich nach wie vor schwer, auch wenn die Definition der WHO meinem Verständnis einer Definition noch am nächsten kommt. Häufig wird Gesundheit leider einfach nur als das Gegenteil von Krankheit definiert bzw. als das Fehlen von Beschwerden. Aber es beinhaltet in meinen Augen nochmal deutlich mehr. Die Definition der WHO bezieht sich hier auf ein allgemeines, völliges Wohlbefinden und definiert hierüber Gesundheit. Aber meiner Meinung nach wird hierdurch nur der Begriff Gesundheit durch ein ähnliches Wort ersetzt. Meiner Meinung nach, ist es aber auch nur schwer bis gar nicht machbar, eine allgemeingültige Definition zu finden. Für jeden Menschen ist Gesundheit und Wohlbefinden etwas anderes und das ist auch der Grund, warum Du als Patient Dich damit auseinandersetzen solltest, wie Du es für Dich definierst und was somit Deine Ziele sind. Zielt unser Gesundheitssystem wirklich auf Gesundheit ab? Wir haben Krankenhäuser und auch eine Krankenkasse, um Arzt zu werden, muss man Medizin studieren. Alternativ kann man Heilpraktiker werden, um Menschen zu helfen. Aber wie viele Begriffe fallen Dir ein, die mit Gesundheit zu tun haben? Mir persönlich keiner, außer der Oberbegriff Gesundheitssystem. Das mag vielleicht spitzfindig klingen und mir geht es jetzt nicht darum, die Begriffe künstlich zu ändern. Es zeigt aber deutlich, worauf der Fokus im System liegt, nämlich Krankheiten und das Bekämpfen von Krankheiten. Auch das ist unglaublich wichtig und essenziell. Bitte versteh mich hier nicht falsch. Ich bin froh, dass es hierüber Wissen gibt und dass es Anwendung findet. Aber es bietet Dir entsprechend nur einen Aspekt und wird Dich in der aktuellen Ausprägung nicht unbedingt zu Deinem individuellen Ideal bringen. Das System zielt vielfach auf „One size fits all“ Lösungen ab. Die ja in einigen Bereichen, wie der Notfallmedizin, ein guter Ausgangspunkt sind. Aber was passiert jetzt, wenn Du hiermit nicht weiter kommst? Macht die Osteopathie es besser? Ein vielfach angeführtes Zitat im Bereich der Osteopathie besagt: „Gesundheit zu finden sollte die Aufgabe des Arztes sein. Jeder kann Krankheit finden.“ (Andrew Taylor Still) Der Ansatz ist gut, aber wie oft er umgesetzt wird, ist meiner Erfahrung nach sehr unterschiedlich. Hier ist meiner Meinung nach allerdings in allen medizinischen Bereichen Nachholbedarf. Manche machen es vielleicht etwas besser und ja, meiner Meinung nach gehen Osteopathen oft individueller an die Beschwerden des Patienten heran. Allerdings ist es auch hier sehr individuell, welcher Therapeut am Werke ist. Wie in allen anderen medizinischen Professionen auch. Wenn man sich teils in Fachgruppen oder auf Fortbildungen anschaut, wie Patientenfälle diskutiert werden, ist das schon häufig extrem spannend, vom Umgang untereinander mal ganz zu schweigen. Was heißt das für Patienten? Das ganze Thema ist etwas sehr Individuelles und jeder hat hier andere Ziele und Ansichten. Aus diesem Grund kann es manchmal schwierig sein als Patient herauszufinden, wer Dich hier am besten unterstützen kann. Wichtig ist, dass Du weißt, was Dein Ziel ist und was Du bereit bist dafür zu tun. Du wirst somit zu einem wichtigen Partner in der Behandlung, ohne dessen Mitwirken und Meinung es nicht möglich ist, das Optimum zu erreichen. Solltest Du das Gefühl haben, dass das nicht der Fall ist, kann ich Dir nur raten, Deinen Behandler darauf anzusprechen und im Zweifel diesen zu wechseln. Zum Podcast Quellen https://flexikon.doccheck.com/de/Gesundheit https://de.wikipedia.org/wiki/Gesundheit https://de.wikipedia.org/wiki/Salutogenese Still, A. T. (2013). Der Natur bis ans Ende vertrauen!. JOLANDOS. Etienne RiesWie Du vielleicht schon mitbekommen hast, ist mein Name Etienne Ries. Ich bin Heilpraktiker, Osteopath und Physiotherapeut und schon von klein auf vom menschlichen Körper fasziniert. Nachdem ich mehrere Jahre als angestellter Physiotherapeut gearbeitet habe, habe ich mir 2021 den Traum der eigenen Praxis erfüllt und habe mich hier auf die Arbeit mit Schmerzpatienten und Sportlern spezialisiert. Wie Du im Blog merken wirst, sind das aber nicht meine ausschließlichen Behandlungsfelder. Zur Terminbuchung kommst Du übrigens bequem hier. Diese Faszination versuche ich sowohl in meiner Arbeit an meine Patienten weiterzugeben, als auch mittels des Blogs und anderer Social Media Formate, wie YouTube… Wenn Du immer auf dem Laufenden bleiben willst, kannst Du Dich auch gerne zu meinem wöchentlichen E-Mail Newsletter anmelden. osteo-ries.de

Wie hebe ich richtig?

Wie hebe ich richtig? Bild Kreuzheben (60kg)

„Wie hebe ich richtig?“ Die Frage: „Wie hebe ich richtig?“, gehört glaube ich zu den Fragen, die mir mindestens jeder zweite Patient mit Rückenschmerzen stellt. Aber gibt es nur eine Variante, richtig zu heben?  Dieser Frage möchte ich mit Dir heute nachgehen. Woher kommt die Verwirrung? Einer der Gründe für diese Verwirrung und die Idee, dass man unbedingt mit geradem Rücken heben soll, stammt aus Untersuchungen von McGill (1). Bei Untersuchungen an Schweinekadavern fanden er und seine Kollegen heraus, dass häufiges Beugen der Wirbelsäule, vor allem unter Last, vermehrt zu Bandscheibenvorfällen führt. Jetzt könntest Du natürlich sagen: „Okay, die Sache ist klar. Es gibt eine Art richtig zu heben und das ist mit geradem Rücken.“ Aber wie so oft, ist das nicht ganz so einfach. Wieso sind die Ergebnisse nicht direkt übertragbar? Wenn Du den obigen Abschnitt aufmerksam gelesen hast, ist Dir aufgefallen, dass die Untersuchung an Schweinekadavern stattfand. Alleine dieser Punkt führt zu mehreren Gründen, aus den heraus Du nicht einfach sagen kannst, dass die Ergebnisse direkt übertragbar sind: Die Wirbelsäule des Menschen und des Schweins ist ähnlich, aber nicht gleich. Alleine schon, weil die Wirbelsäule und Bandscheiben des Menschen mehr der Schwerkraft ausgesetzt sind als die des Schweins (Aufrechter Gang vs. Vierfüßler Gang) ist eine direkte Übertragung schwierig Auch die Beweglichkeit der Schweinewirbelsäule ist geringer als die des Menschen. Es waren Kadaver. Das heißt Anpassungen an die Belastung finden nicht mehr statt und auch schützende Muskelaktivität kann nicht stattfinden. Aus diesen Untersuchungen lässt sich also nicht direkt ableiten, dass es nur eine richtige Art gibt zu heben. Ein Punkt, der sich aber ableiten lassen könnte ist, folgender: Kontrolliertes Heben ist wichtig Was heißt das denn jetzt wieder? Hast Du schon mal etwas Schweres getragen und es ist Dir beinahe weggerutscht? Sodass Du es gerade noch ablegen konntest, aber sehr ruckartig gegenhalten musstest, um es nicht fallen zu lassen? Gerade in solchen Momenten passiert es sehr häufig, dass im Nachgang Schmerzen auftreten. Und ähnlich ist es, wenn die Kraft nicht ausreicht, etwas Schweres zu heben. Ruckartig wird versucht, es irgendwie hinzukriegen und oftmals müssen hierbei auch die passiven Strukturen, wie Bänder oder Bandscheiben, einiges abfangen. Es kann also durchaus Sinn machen, dass Du Dir Zeit nimmst, wenn Du schwere Dinge heben musst und versuchst möglichst effizient etwas zu heben. Wie hebst Du effizient? Springen wir mal kurz ins Krafttraining und schauen uns an, welche Übungen dem Heben besonders nahekommen. Hier gibt es zum einen das klassische Kreuzheben (Deadlift). Der Weltrekord liegt hier bei 501 kg, aufgestellt vom Isländer Hafthor Julius Björnsson. Die Übungsausführung ist relativ simpel, eine mit Gewichtsscheiben beladene Langhantel wird vom Boden hochgehoben, bis der Sportler in der aufrechten Körperhaltung steht. Der Rücken wird hier relativ gerade gehalten, sodass die Rückenstrecker möglichst isometrisch arbeiten. Im Rücken sollte also möglichst wenig bis keine Bewegung stattfinden. Die Bewegung findet größtenteils aus den Beinen und der Gesäßmuskulatur statt. Eine andere Variante des Kreuzhebens ist der sogenannte Jefferson Curl. Leider konnte ich hierzu keinen offiziellen Rekord finden. Allerdings konnte ich nur ein Video finden, bei dem 200 kg für 3 Wiederholungen bewegt wurden. Die Übungsausführung sieht hier wie folgt aus. Gestartet wird normalerweise im geraden Stand, mit leicht gebeugten Beinen. Die Stange wird jetzt durch ein Einrunden des Rückens nach unten geführt und wieder hochgehoben. Die Kraft kommt hierbei also beinahe ausschließlich aus den Rückenstreckern. Ich weiß, ein Vergleich der Weltrekorde wäre eindrucksvoller. Allerdings lässt sich auch über die obigen Zahlen klar erkennen, dass das klassische Kreuzheben deutlich effizienter ist, um ein schweres Gewicht zu heben. Das heißt, ich brauche nur klassisches Kreuzheben? Wie fast immer: Es kommt darauf an. Wenn Du möglichst wenig Übungen im Training haben möchtest und Dich einfach fit halten willst, würde ich die Frage meistens mit Ja beantworten. Hast Du aber Rückenschmerzen und willst diese loswerden. Oder Du sitzt bzw. stehst den ganzen Tag auf der Arbeit und Dein Rücken kriegt wenig Bewegung ab, dann würde ich entweder beide Übungen machen oder mich erstmal nur auf Jefferson Curls konzentrieren. Gerade mit Jefferson Curls habe ich bei Patienten mit Rückenschmerzen extrem gute Erfahrungen gemacht. Schadet Belastung denn nun den Bandscheiben? Falls Du aber jetzt immer noch unschlüssig bist, ob Belastung dazu führen, dass die Bandscheiben geschädigt werden, so möchte ich Dir folgenden Artikel von mir empfehlen Warum Dein Körper Belastung braucht. Kurz zusammengefasst, wenn die Belastung die passende Intensität hat, werden auch passive Strukturen, wie Bandscheiben, Knorpel und so weiter stabiler und belastungsfähiger. Übungen wie der oben beschriebene Jefferson Curl können also auch dazu beitragen, dass Deine Wirbelsäule und die Bandscheiben deutlich belastbarer werden. Immer vorausgesetzt, Du übertreibst es nicht und steigerst die Belastung Stück für Stück. Fazit auf die Frage: „Wie hebe ich richtig?“ Die Frage: „Wie hebe ich richtig?“, lässt sich, wie Du siehst nicht ganz so einfach beantworten. Es kommt immer darauf an, was Dein Ziel ist und welche Probleme Du evtl. mitbringst. Wenn Du ein sehr schweres Gewicht hochheben willst, würde ich Dir meistens das „aus den Beinen heben“ empfehlen, da Du hierbei leichter mehr Gewicht heben kannst. https://www.youtube.com/watch?v=11xibXcdfQc Zur Podcastfolge Quellen: 1 Callaghan, Jack P., and Stuart M. McGill. “Intervertebral disc herniation: studies on a porcine model exposed to highly repetitive flexion/extension motion with compressive force.” Clinical Biomechanics 16.1 (2001): 28-37 Etienne RiesWie Du vielleicht schon mitbekommen hast, ist mein Name Etienne Ries. Ich bin Heilpraktiker, Osteopath und Physiotherapeut und schon von klein auf vom menschlichen Körper fasziniert. Nachdem ich mehrere Jahre als angestellter Physiotherapeut gearbeitet habe, habe ich mir 2021 den Traum der eigenen Praxis erfüllt und habe mich hier auf die Arbeit mit Schmerzpatienten und Sportlern spezialisiert. Wie Du im Blog merken wirst, sind das aber nicht meine ausschließlichen Behandlungsfelder. Zur Terminbuchung kommst Du übrigens bequem hier. Diese Faszination versuche ich sowohl in meiner Arbeit an meine Patienten weiterzugeben, als auch mittels des Blogs und anderer Social Media Formate, wie YouTube… Wenn Du immer auf dem Laufenden bleiben willst, kannst Du Dich auch gerne zu meinem wöchentlichen E-Mail Newsletter anmelden. osteo-ries.de

Was ist eigentlich Osteopathie (für mich)?

Andrew Taylor Still Begründer der Osteopathie mit Knochen

Da ich die Frage sowohl von Patienten, als auch im privaten Umfeld häufiger gestellt bekomme und nie eine kurze, prägnante Antwort parat habe, will ich versuchen in diesem Blogartikel das ganze zu erklären.  Hierzu möchte ich zum einen auf die Geschichte der Osteopathie in kurzer Form eingehen und zum anderen auch darauf, warum eine Erklärung schwierig ist.  Zum Schluss werde ich Dir, lieber Leser kurz erklären, was für mich Osteopathie bedeutet und was ich für Vorteile der Osteopathie sehe, vor allem im Vergleich zu meinem ursprünglichen Beruf des Physiotherapeuten.   Disclaimer In Deutschland gibt es keinen eigenständigen Beruf des Osteopathen, anders als in einigen anderen Ländern. Osteopathie wird als Heilkunde definiert, die nur von Ärzten oder Heilpraktikern ausgeübt werden darf. Im Verlauf des Textes verwende ich dennoch häufiger den Begriff Osteopath. Diesen verwende ich als Vereinfachung für Behandler, die osteopathische Behandlungen durchführen bzw. deren Behandlungen durch die osteopathische Denkweise maßgeblich beeinflusst werden.   Kleine Geschichtsstunde Die Osteopathie geht zurück auf Andrew Taylor Still (1828-1917). Dieser wuchs als Sohn eines Methodistenpredigers im damaligen Grenzland der USA auf. Rau war zu dieser Zeit nicht nur die politische Lage (amerikanischer Bürgerkrieg etc.), sondern auch die medizinische Versorgung (Stichtwort „heroische Medizin“). Heilmethoden wie exzessiver Aderlass oder Behandlungen mit Kalomel (Quecksilberchlorid) waren alles andere als eine Seltenheit. Vor allem, nachdem drei seiner Kinder an Meningitis und kurz darauf ein viertes an Lungenentzündung verstorben waren, suchte er nach Wegen, die damalige Medizin zu verbessern. Hierzu beschäftigte er sich mit diversen Richtungen und fügte seiner Medizinphilosophie das hinzu, was er für die Patienten nützlich empfand und lehnte den Rest ab. Die Natur und ihr „Schöpfungswerk“ sah er als vollkommen an. Heilung ging seiner Meinung nach immer von den Selbstheilungskräften des Körpers und „Gottes Apotheke“ aus. Das Funktionieren dieser Apotheke sei allerdings nur dann gewährleistet, wenn Nerven, Blut- und Lymphgefäße frei arbeiten können. Die Aufgabe des Osteopathen sei also durch das Beeinflussen über die Knochen (griechisch osteon), diese Versorgung wieder zu normalisieren, sodass die Selbstheilung funktionieren kann und das Leiden (griechisch pathos) gelindert wird. Durch einen seiner späteren Schüler (John Martin Littlejohn 1866-1947) wurde der Bereich der Physiologie stärker in die Osteopathie mit aufgenommen. Dies führte allerdings auch zu starken Zerwürfnissen innerhalb der Osteopathie. Wenn Du über die Geschichte der Osteopathie noch mehr erfahren möchtest, so sei Dir folgender Artikel (1) des Jolandos Verlag ans Herz gelegt.   Grundannahmen nach Stil Still werden vier Grundannahmen zugeschrieben, die seine Behandlungen beeinflussten: Die Rolle der Arterie ist essenziell Der Körper ist eine Funktionseinheit Die Funktion bestimmt die Körperstruktur und umgekehrt Der Körper besitzt die Fähigkeit zur Selbstregulation   Ob alle diese Grundannahmen so allgemeingültig zutreffen, kann man gerne diskutieren und auch hinterfragen. Vor allem die Gewichtung der ersten halte ich persönlich für schwierig. Wenn man bei der zweiten Grundannahme bedenkt, dass Still in seinen Texten ein Konzept des „triune man“ beschreibt (der Einheit aus Körper, Geist und Seele) kann man hieraus durchaus Verbindungen zum biopsychosozialen Schmerzmodell bzw. generell dem biopsychosozialen Modell ziehen, das deutlich später entstand. Dass der Körper Selbstregulationskräfte und vor allem auch Selbstheilungskräfte besitzt, wirst Du merken, wenn Du Dich verletzt und die Wunde heilt, meist ohne, dass Du von außen etwas tun musst.   Teilbereiche der Osteopathie In der Osteopathie werden je nach zählweise 3 bis 4 Teilbereiche untergliedert. parietale Osteopathie (der Bewegungsapparat) viszerale Osteopathie (innere Organe und deren Aufhängungen) cranio-sakrale Osteopathie (hier geht man von einem inhärenten Rhythmus zwischen Schädel und Kreuzbein aus, der sich in den restlichen Körper ausbreitet) biodynamische Osteopathie, die sich aus der cranio-sakralen Osteopathie entwickelt hat   Die Tatsache, dass es mehrere Bereiche gibt, heißt allerdings nicht, dass ein Osteopath jeweils nur mit einer Methode arbeitet. Normalerweise sollen alle Bereiche Einfluss auf die Untersuchung und auch die Behandlung haben.   Definition der WHO (2010) „Osteopathie bietet ein breites Spektrum an Herangehensweisen zur Gesunderhaltung und dem Umgang mit Krankheiten an. Die folgenden Prinzipien zur Behandlung und dem Umgang mit Patienten bilden die Grundlagen der Osteopathie: Der Mensch bildet eine dynamische funktionelle Einheit, dessen Wohlbefinden durch Körper, Geist und Seele beeinflusst wird; Der Organismus besitzt selbstregulierende Mechanismen und die natürliche Fähigkeit zur Selbstheilung; Struktur und Funktion bedingen sich auf allen Ebenen des Körpers gegenseitig. Wendet der Osteopath diese Prinzipien zur Behandlung von Patienten an, so greift er im Rahmen dieses Konzepts auf den aktuellen Stand von Medizin und Forschung zurück. Praktizierende Osteopathen verstehen klinische Zeichen und Symptome von Patienten als Folgen der Interaktion zahlreicher physischer und nichtphysischer Faktoren. Osteopathie berücksichtigt besonders die dynamische Wechselbeziehung dieser Faktoren und die Bedeutung der Patienten-Therapeuten-Beziehung für den therapeutischen Prozess. Sie ist keine krankheitszentrierte sondern eine patientenzentrierte Form der Gesundheitsfürsorge. Strukturelle Diagnose und manuelle Behandlung sind wesentliche Bestandteile der Osteopathie. Die osteopathische Behandlung wurde als Mittel entwickelt um die physiologischen selbstregulierenden und selbstheilenden Mechanismen im Körper zu unterstützen. Dazu werden jene Bereiche des Körpers angesprochen, die Gewebespannungen, Stress oder Funktionsstörungen aufweisen, welche die gesunderhaltenden neuronalen, vaskulären und biochemischen Mechanismen behindern können.“ https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/44356/9789241599665_eng.pdf?sequence=1&isAllowed=y (2) (Zugriff am 02.12.2022)   Was ist Osteopathie nun für mich? Nach dem groben theoretischen Abriss möchte ich jetzt darauf eingehen, was für mich Osteopathie ausmacht und definiert. Ehrlicherweise sind die obigen Punkte nicht unbedingt ein Alleinstellungsmerkmal der Osteopathie, auch wenn es gerne von Verbänden und Kollegen so hingestellt wird.   Niemals Stillstehen Fangen wir einmal damit an, welchen Titel der „Alte Doktor“ (Still) seinen Absolventen vergeben hat: DO (Doctor of Osteopathic Medicine) Allerdings war Still eine weitere Ableitung vermutlich deutlich wichtig, Dig on! (Grabe/ suche weiter). Es ging ihm nicht darum, dass seine Ansichten stur in Stein gemeißelt sind und auch nicht, dass ihm blind gehuldigt wird. Die Weiterentwicklung seiner Theorien war für ihn bedeutend wichtiger. Und ich denke, dass dieser Ansatz den meisten Menschen, egal in welchem Bereich guttun würde. Vor allem im medizinischen Kontext bzw. in der Arbeit mit und am Menschen ist er allerdings unerlässlich!   Selbstheilungskräfte und der „triune man“ Ich kann Stills Faszination für das Wunderwerk des menschlichen Körpers absolut nachvollziehen und wenn man sich alleine auch den Bereich des Placeboeffekts anschaut und hier sieht, welche Medikamente der Körper selbst produzieren kann

Warum Dein Körper Belastung braucht

„Diamanten sind ohne Druck auch nur Kohlenstaub.“ Ein schönes Argument, um hohe Belastung zu rechtfertigen, oder? Falls Du in Deinem Leben mal Leistungssport betrieben hast oder auch, falls Du mal einen Chef hattest, der über Druck versucht hat zu motivieren, dann wird Dir dieser Spruch bestimmt mal begegnet sein. Vermutlich kam Dir dieser Spruch zu dem Zeitpunkt, als Du ihn gehört hast, übertrieben vor. Oftmals wird er leider als Rechtfertigung gesehen, immer größere Belastungen zu fordern und nicht auf Signale von Erschöpfung zu reagieren und passende Pausen einzubauen. Wusstest Du aber, dass auch zu wenig Belastung zu Problemen führen kann? Bleiben wir kurz im Bereich des Sports. Langfristig lässt sich eine höhere sportliche Leistungsfähigkeit hauptsächlich über Training und passende Belastungen erreichen. Das zugrunde liegende Prinzip dahinter nennt sich Superkompensation. Falls Dich dieses Thema interessiert, lies Dir gerne folgenden Artikel dazu durch, der das ganze gut erklärt. „Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist“ (Paracelsus) Dieses Zitat ist vor allem im Bereich der Medikamente bekannt und findet hier immer wieder Beachtung. Digitalis ist hier ein sehr gutes Beispiel, richtig dosiert hat es unter anderem einen positiven Einfluss auf die Kontraktionskraft des Herzens. Bei einer Überdosierung kann es allerdings zu Herzrhythmusstörungen und Kammerflimmern kommen, was unbehandelt im schlimmsten Falle zum Tod führt. Diese Regel gilt allerdings auch bei den meisten anderen Strukturen unseres Körpers. Arthrose Jogger, die mit moderaten Trainingsumfängen trainieren, haben ein reduziertes Risiko für Knie- und Hüftgelenksarthrose im Vergleich zu Nicht-Joggern bzw. Wettkampfläufern, mit einem wöchentlichen Trainingspensum von über 90 km. (1) Die positiven Effekte treten allerdings nicht nur protektiv auf. Auch bei bestehender Arthrose im Knie scheint Joggen einen positiven Effekt auf die Schmerzen zu haben und führt nicht, wie oft angenommen, zu einer Verschlechterung der bildgebenden Befunde. (2) Für die positiven Effekte musst Du aber nicht unbedingt Joggen gehen, bereits tägliches Gehen mit moderatem Tempo senkt das 5 Jahres-Risiko für eine Gelenkersatz-OP bei Patienten mit Kniearthrose. 6000 Schritte scheinen laut Autoren ein Ziel zu sein, dass angestrebt werden sollte. (3) Einen größeren Einfluss auf den Grad der Einschränkungen scheinen sowieso eher psychosoziale Faktoren zu haben. Mit der größte Einflussfaktor scheint katastrophisierendes Denken zu sein, sich also das Worst-Case-Szenario auszumalen. (4) Bandscheibenvorfälle Sowohl bei Läufern (5) als auch bei Radfahrern (6) konnten im MRT dickere Bandscheiben im Bereich der Lendenwirbelsäule festgestellt werden, im Vergleich zu inaktiven Menschen. Zudem führt Inaktivität auch eher zu Schmerzen im unteren Rücken (7, 8) Bei hoher körperlicher Belastung auf der Arbeit zeigt sich ein Zusammenhang zwischen Bandscheibenvorfällen sowie Reduzierung der Bandscheibenhöhe, der allerdings nicht zwingend mit Schmerzen im unteren Rücken zusammenhängt. Bei Männern konnte in dieser Studie allerdings ein Zusammenhang festgestellt werden, zwischen körperlicher Belastung und Schmerzen im unteren Rücken. (9) Laut einer Studie von Steele et al. scheint es auch einen „Sweet Spot“ im Training zu geben, um die Regeneration der Bandscheiben anzukurbeln. Um diesen genauer zu definieren, sind allerdings laut Autoren noch weitere Studien notwendig. (10) Osteoporose Ein weiteres Krankheitsbild, bei dem passende Belastungen unglaublich wichtig sind, ist die Osteoporose, also eine krankhafte Verringerung der Knochendichte, die zu einem höheren Risiko von Knochenbrüchen führt. Aktuelle Leitlinien, wie beispielsweise aus Großbritannien (11), zeigen, dass ein Krafttraining und auch ein Training mit Stoßbelastungen unglaublich wichtig sind und zudem auch sicher, bei Patienten mit Osteoporose. Auch wenn es bei diesem Krankheitsbild deutlich wichtiger ist, in jungen Jahren durch Training eine solide Basis zu legen, da die Effekte vor allem langfristig auftreten und in jungen Jahren deutlich leichter zu erzielen sind. Take-Away Belastung komplett zu vermeiden bei Schmerzen, wird Dich leider in den seltensten Fällen weiter bringen. Training bzw. körperliche Aktivität stellt einen unglaublich wichtigen Faktor dar und wie am Beispiel der Arthrose gezeigt, musst Du keinen extrem intensiven Sport dafür betreiben. „Alles Leben ist Bewegung, Bewegung ist Leben“ – Leonardo da Vinci   Mittlerweile habe ich das Thema übrigens auch in einem meiner YouTube-Videos aufgegriffen: https://www.youtube.com/watch?v=gEdQyQlIGRM Quellen (1) Alentorn-Geli E, Samuelsson K, Musahl V, Green CL, Bhandari M, Karlsson J. The Association of Recreational and Competitive Running With Hip and Knee Osteoarthritis: A Systematic Review and Meta-analysis. J Orthop Sports Phys Ther. 2017 Jun;47(6):373-390. doi: 10.2519/jospt.2017.7137 . Epub 2017 May 13. PMID: 28504066 (2) Lo GH, Musa SM, Driban JB, Kriska AM, McAlindon TE, Souza RB, Petersen NJ, Storti KL, Eaton CB, Hochberg MC, Jackson RD, Kwoh CK, Nevitt MC, Suarez-Almazor ME. Running does not increase symptoms or structural progression in people with knee osteoarthritis: data from the osteoarthritis initiative. Clin Rheumatol. 2018 Sep;37(9):2497-2504. doi: 10.1007/s10067-018- 4121-3. Epub 2018 May 4. PMID: 29728929; PMCID: PMC6095814. (3) Master, H., Thoma, L., Christiansen, M., Stefanik, J., Mathews, D., & White, D. K. (2018). Association of daily walking with the risk of total knee replacement over 5 years: an observational study. Osteoarthritis and Cartilage, 26, S237-S238. (4) Kopp, B., Furlough, K., Goldberg, T., Ring, D., & Koenig, K. (2021). Factors associated with pain intensity and magnitude of limitations among people with hip and knee arthritis. Journal of Orthopaedics (5) Mitchell UH, Bowden JA, Larson RE, Belavy DL, Owen PJ. Long-term running in middle-aged men and intervertebral disc health, a cross-sectional pilot study. PLoS One. 2020 Feb (6) Belavy DL, Quittner M, Ridgers ND, Ling Y, Connell D, Trudel G, Rantalainen T. Beneficial Intervertebral Disc and Muscle Adaptations in High-Volume Road Cyclists. Med Sci Sports Exerc. 2019 Jan;51(1):211-217. doi: 10.1249/MSS.0000000000001770. PMID: 30157104. (7) Teichtahl AJ, Urquhart DM, Wang Y, Wluka AE, O’Sullivan R, Jones G, Cicuttini FM. Physical inactivity is associated with narrower lumbar intervertebral discs, high fat content of paraspinal muscles and low back pain and disability. Arthritis Res Ther. 2015 May 7;17(1):114. doi: 10.1186/ (8) Maurer E, Klinger C, Lorbeer R, Rathmann W, Peters A, Schlett CL, Nikolaou K, Bamberg F, Notohamiprodjo M, Walter SS. Long-term effect of physical inactivity on thoracic and lumbar disc degeneration-an MRI-based analysis of 385 individuals from the general population. Spine (9) Bergmann A, Bolm-Audorff U, Ditchen D, Ellegast R, Grifka J, Haerting J, Hofmann F, Jäger M, Linhardt O, Luttmann A, Meisel HJ, Michaelis M, Petereit-Haack G,

Macht der Worte

Du fragst dich, was das Dschungelbuch mit chronischen Schmerzen bzw. Beschwerden zu tun hat? „Die Feder ist mächtiger als das Schwert“ Diese Aussage wirst Du vermutlich kennen und Dich auch hier fragen: „Was hat das denn mit meinen Schmerzen/ Beschwerden zu tun?“ Hierfür muss ich ein klein wenig ausholen, um Dir zunächst zu zeigen, was Deine Erwartungshaltung alles verändern kann und wie Du eine Veränderung bewirken kannst. Schmerzmodell Erinnerst Du Dich noch an das biopsychosoziale Modell von Schmerzen, dass ich Dir im Artikel Was sind eigentlich Schmerzen? bereits vorgestellt habe? Falls nein und Du möchtest nicht mehr den ganzen Artikel lesen, eine kurze Zusammenfassung: Die Schmerzintensität ist nicht nur abhängig von der Intensität des Nervensignals, sondern wird beeinflusst durch biologische, psychische und soziale Einflussfaktoren. Ein möglicher Faktor ist hier beispielsweise Deine Erwartungshaltung. Coppieters MW et al. konnten 2005 in einer Studie (1) zeigen, dass allein die Erwartung, was in durch einen spezifischen Test untersucht wird, die Ergebnisse signifikant beeinflusst werden. Untersucht wurden 23 Teilnehmer. Als Test wurde der sogenannte Straight Leg Raise Test durchgeführt. Dieser testet ganz vereinfacht gesagt die Dehnfähigkeit der rückseitigen Oberschenkelmuskulatur, als auch die Mobilität des Ischiasnervs. In der Studie wurde nun untersucht, ob es einen Unterschied macht bzgl. der Beweglichkeit, ob den Patienten vorher gesagt wurde, dass die Beweglichkeit der Muskulatur überprüft wird oder ob die Mobilität des Nervs getestet wurde. Bei den Patienten, denen vorher gesagt wurde, dass der Nerv geprüft wird, sank die Mobilität bei ansonsten gleicher Testausführung signifikant. OP oder keine OP? Eine weitere spannende Studie wurde 2021 von Joshua R. et al. (2) veröffentlicht. Hier wurde den Probanden Online ein Fallbeispiel mit Schulterbeschwerden vorgelegt. Sie sollten sich vorstellen, von einem Allgemeinmediziner oder Physiotherapeuten untersucht zu werden. Nach der Untersuchung wurde eine Verdachtsdiagnose gestellt, die zufällig unterschiedlich ausfiel. Es wurde gesagt, dass vermutlich nichts Ernstes vorliege und empfohlen, die Belastung an die Beschwerden anzupassen, aber ansonsten nichts weiter zu unternehmen. Die Probanden sollten entscheiden, ob sie der Meinung seien, dass eine weitere Bildgebung oder eine Operation notwendig sei. Wurde als Verdachtsdiagnose ein Riss an der Rotatorenmanschette geäußert, waren die Patienten häufiger der Meinung, dass eine OP notwendig sei. Ebenso stieg hier die Tendenz zu weiterer Bildgebung an, was auch bei der Verdachtsdiagnose subakromiales Impingement (Enge unter dem Schulterdach) der Fall war. Da bei der letzten Diagnose (subakromiales Impingement) unter anderem durch die Studie von Karjalainen TV et al. (3) bekannt ist, dass eine Operation in diesem Bereich einer Placebo-OP und auch einer konservativen Behandlung nicht überlegen ist, zeigt sich, dass es als Behandler immens wichtig ist, seine Worte mit Bedacht zu wählen. Denn wie schon das Sprichwort: „Worte sind wie Zahnpasta, einmal aus der Tube, kann man sie nicht mehr zurücknehmen!“ oder auch das Zitat von Robert Lippit (das meist Einstein zugeschrieben wird): „Es ist einfacher ein Atom zu zertrümmern, als ein Vorurteil [eine vorgefasste Meinung]“ Erwartungshaltung als Patient Caneiro JP et al. fassten in ihrer Veröffentlichung 2021 (4) zusammen, wie Therapeuten die Kommunikation mit ihren Patienten verbessern können. Zudem verwiesen sie darauf, wie groß der Einfluss der Erwartungshaltung des Patienten bei Beschwerden am Bewegungsapparat auf die Dauer des Schmerzes und die Einschränkungen des Patienten sind. Die Schwierigkeit ist, wie in den letzten Zitaten bereits erwähnt, immer dann besonders hoch, wenn durch vorherige Aussagen bereits eine schlechte Erwartungshaltung vorhanden ist. Aus diesem Grund ist auch bildgebende Diagnostik teilweise sehr kritisch, wie Du bereits in diesem Artikel erfahren konntest. Erfährst Du durch ein Röntgen oder MRT beispielsweise, dass Du einen Gleitwirbel hast und bekommst vom Radiologen, Orthopäden oder einem Physiotherapeuten erklärt, dass dieser Bereich instabil ist, kann das zu zwei Annahmen führen. Annahme Nummer 1 ist, dass Du denkst, dass diese Instabilität für Deine Beschwerden verantwortlich ist und Du nichts daran machen kannst, da ja Strukturen beschädigt sind und Du hier eine Schwachstelle hast. Du würdest Dich in diesem Fall Deinem Schicksal ergeben und hättest evtl. Angst vor Bewegungen. Was peu à peu zu weiteren Beschwerden führen würde. Es ergibt sich also eine Negativspirale und das vor allem durch eine schlechte Kommunikation. Annahme Nummer 2 ist lösungsorientiert. Du kriegst gesagt, dass eine Instabilität vorliegt, Du aber unter anderem durch Kräftigungsübungen eine Stabilisierung erzielen kannst. Folgst Du diesem Gedanken, ergibt sich eine starke Motivation, die Übungen auszuüben. Du hast selbst eine Möglichkeit, die Beschwerden in den Griff zu kriegen. Krankheitsbegriffe „Der gefährlichste Krankheitsauslöser ist – die Diagnose“ – Heinz Stein Besonders schwierig finde ich es immer, wenn für manche Patienten Krankheit fast schon Teil der eigenen Identität geworden ist. Erkennbar ist das unter anderem an Aussagen wie: „Ich bin ja chronischer Schmerzpatient“ oder „Ich bin Diabetiker“ Diese Aussagen mögen zunächst sehr unscheinbar wirken, bei vielen sind sie es auch. Doch von leider sehr vielen Patienten werden diese Aussagen entweder laut oder für sich selbst leise begleitet von dem Beisatz „Da kann man ja nichts machen, damit muss ich leben.“ Wenn Du Dir noch einmal kurz vor Augen führst, was ich Dir in den vorherigen Absätzen näher gebracht habe, wirst Du erkennen, was für einen gravierenden Unterschied, diese Erwartungshaltung haben kann. Mein Appell an Dich, wenn Du bereits seit längerem Beschwerden hast. Hinterfrage Dich selbst und Deine Glaubenssätze. Versuche Dich aufmerksam zu beobachten, wie Du mit Dir selbst kommunizierst, vor allem, wenn es um Deine Schmerzen bzw. Beschwerden geht. Als Resümee möchte ich auflösen, was das Dschungelbuch mit chronischen Schmerzen bzw. Beschwerden zu tun hat. Folgendes Zitat ist von Joseph Rudyard Kipling (dem Autor des Dschungelbuchs): „Worte sind die mächtigste Medizin, welche die Menschheit benutzt (Words are, of course, the most powerful drug used by mankind.)“   Quellen: (1) Coppieters MW, Ryan L, Chan KP, Hodges PW. Do patients´beliefs based on widespread medical information hinder accurate diagnosis? Paper presented at: 11th Word Congress on Pain 2005; Sydney (2) Joshua R. Zadro, Mary O’Keeffe, Giovanni E. Ferreira, Romi Haas, Ian A. Harris, Rachelle Buchbinder, and Christopher G. Maher Diagnostic Labels for Rotator Cuff Disease Can Increase People’s Perceived Need for Shoulder Surgery: An Online Randomized Controlled Trial. Journal of Orthopaedic & Sports Physical Therapy 2021 51:8, 401-411 (3) Karjalainen TV, Jain NB, Page CM, Lähdeoja TA,

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