Nahezu jeder wird in seinem Leben irgendwann mit Rückenschmerzen Probleme kriegen, laut der deutschen Rückenschmerzstudie 2003/2006, bis zu 85 %. Die einen vielleicht etwas früher, die anderen etwas später, laut Statistik wird es Dich im Alter zwischen 18 und 44 am ehesten erwischen. Bei dem einen sind sie nur einen Tag zu spüren und den anderen plagen Rückenschmerzen über Wochen, Monate, manchmal sogar Jahre. Auch volkswirtschaftlich gesehen, entsteht hier ein großer Schaden. Die große Frage ist jetzt allerdings, was ist der Auslöser und was kannst Du tun, um Rückenschmerzen loszuwerden oder noch besser zu vermeiden?

„Ich glaube, meine Matratze ist schuld an meinen Rückenschmerzen?“

Die Vermutung höre ich tatsächlich von sehr vielen Patienten. Entweder ist die Matratze schon alt und zu durchgelegen. Oder sie ist potenziell zu weich oder zu hart. Die Frage ist dann häufig, welche Matratze ich empfehlen würde und meine Antwort überrascht dann meist viele: „Die, die am bequemsten ist.“ Es ist total individuell, lässt sich meiner Meinung nach nicht von außen beurteilen. Zudem ist der menschliche Körper anpassungsfähig genug und Schmerzen sind zu komplex, als dass ich jedem Patienten mit Rückenschmerzen eine Investition von mehreren 100 € empfehlen würde. Ich setze hier in der Behandlung an anderen Punkten an und schaue, welche der vielen Risikofaktoren Patienten aufweisen und prüfe in der Untersuchung, ob nicht vielleicht auch ein orthopädisches Problem vorliegt, dass für die Schmerzen verantwortlich ist.

Risikofaktoren für Schmerzen

Oben erwähnt habe ich bereits das Alter, zwischen 18 und 44 treten Rückenschmerzen gehäufter auf. Aber für Schmerzprobleme gibt es einige weitere Risikofaktoren, auf die ich mit Dir eingehen möchte. Diese betreffen dann nicht nur den Rücken, sondern gelten für den gesamten Körper.

Körperliche Belastung

Hohe körperliche Belastung, sowie langes Stehen oder Sitzen sind ein Risikofaktor für Schmerzprobleme. Für viele ist dieser Punkt vermutlich am leichtesten nachvollziehbar, schauen wir ihn uns aber nochmal genauer an. Wenn Dein Bewegungsapparat stark belastet wird und das vor allem einseitig, dann kommt es zu einer Überlastung der entsprechenden Strukturen. Das hat jetzt allerdings nicht mit Verkürzungen oder ähnlichem zu tun, die gerade beim Sitzen häufig als Problem proklamiert werden. Sondern eher tatsächlich mit der Überlastung der Muskulatur und Sehnen. Wenn Du über 10 Minuten Deine Arme gerade ausgestreckt halten würdest, wäre Dir vermutlich klar, wie schmerzhaft und unangenehm das wird. Hier kommt dann noch ein weiterer Punkt dazu, das sogenannte Bracing. Vereinfacht gesagt, bedeutet dieser Begriff, dass Du eine Bewegung oder Haltung mit einer viel zu hohen Muskelspannung (zum Beispiel der Rumpfmuskulatur) durchführst.

Lebensstil

Der Part, wo es für viele unangenehm wird. Aber auch Dein Lebensstil kann einen massiven Einfluss auf Schmerzen bzw. Rückenschmerzen haben. Auch Dinge wie Rauchen, Übergewicht und Schlafprobleme können Schmerzen begünstigen. Und beim Übergewicht geht es nicht nur um die Mehrbelastung des Bewegungsapparats. Das Problem ist, dass das Körperfett nicht einfach „tote Masse“ ist, sondern es handelt sich hier um ein Gewebe, dass auch einen Einfluss auf den Stoffwechsel und den Hormonhaushalt hat. Hierdurch werden unter anderem Entzündungen begünstigt, die einen Einfluss auf Schmerzen haben können.

Psyche

„Mens sana in corpore sano“ ist eine lateinische Redewendung, die soviel heißt wie „in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist“. Die Psyche können wir bei der Entstehung von Schmerzen also nicht außer Acht lassen. Vor allem Depressionen, Unzufriedenheit mit dem Leben und auch mentaler Stress können einen schmerzsteigernden Effekt haben. Vor allem bei Rückenschmerzen im unteren Rücken ist der Zusammenhang mit Depression gut bekannt (Tagliaferri et al., 2021).

Mangelnde Belastbarkeit des Bewegungsapparats

Letztlich kann es auch einfach sein, dass Du mehr von Deinem Körper abverlangst, als er leisten kann. Er ist also einfach überlastet. Fast jedem ist klar, dass wenn er ohne Training versucht 300 kg vom Boden zu heben und er sich dabei wirklich voll reinhängt, dass er von seinem Körper ein entsprechendes Feedback bekommen wird. Bei Alltagslasten oder im regelmäßigen Sport wird das allerdings als Laie oftmals schwieriger und es macht Sinn gemeinsam mit einem Experten zu schauen, woran es liegen kann.

Die Mischung machts

Wie so oft liegt der Grund für diverse Schmerzarten (auch Rückenschmerzen) in einer Mischung aus verschiedenen Gründen. Hierzu kann ich Dir folgenden Artikel von mir ans Herz legen: Was sind eigentlich Schmerzen? Du siehst also, es ist nicht so leicht, die Schuld für Deine Rückenschmerzen auf Dein schlechtes Bett zu schieben und es macht Sinn, die verschiedenen Punkte anzugehen und sich nicht nur auf einen festzulegen. Als Begründung für diese Aussage, möchte ich Dich auf das Pareto-Prinzip hinweisen, von dem ich ein großer Fan bin, mehr darüber findest Du in diesem Artikel.  

Wie eine Behandlung von Rückenschmerzen bei mir ab?

In Deiner Behandlung versuche ich alle diese Faktoren mit einfließen zu lassen. Das ist auch der Grund, warum eine Behandlung bei mir eine Stunde dauert. Über den Anamnesebogen und die Anamnese versuche ich erste Informationen zu erhalten, sodass ich bei Deiner Untersuchung einen Startpunkt habe. Hinweise auf Beschwerden, die einer weiteren Abklärung (z.B. mittels Bildgebung) bedürfen, versuche ich auszuschließen, durch die Untersuchung in Kombination mit der Anamnese. Die Untersuchung liefert uns dann Hinweise darauf, durch welche Strukturen (Muskulatur, Nerven…) Deine Schmerzen ausgelöst werden. Eine gute und effektive Behandlung baut aber auch auf Deine Mitarbeit. Aus diesem Grund werde ich mit Dir Übungen oder Anpassungen Deines Alltags planen, wodurch Du Deine Schmerzen schneller und vor allem auch langfristig loswirst. Aber keine Sorge, auch hier spielt wieder das Pareto-Prinzip eine große Rolle, das ganze soll schließlich auch umsetzbar bleiben.

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