Triggerpunkte waren einer der ersten Behandlungsansätze, die meine Arbeit nachhaltig geprägt haben und auch heute behandle ich Triggerpunkte noch sehr häufig. Die Beschwerden, die hierüber ausgelöst werden können, sind sehr vielfältig und die Behandlung führt häufig zu einer schnellen Linderung der Symptome.

Patienten sind in der Behandlung oft verwundert, wie weit Beschwerden von einem Punkt ausstrahlen können und welche Zusammenhänge bestehen können.

Was Triggerpunkte eigentlich sind und mit welchen einfachen Maßnahmen Du diese zum Teil auch selbst behandeln kannst, das ist der Inhalt dieses Artikels.

Definition Triggerpunkte

Triggerpunkte wurden vor allem durch die beiden amerikanischen Ärzte David G. Simons und Janet G. Travell bekannt. Diese veröffentlichten 1983 ihr Buch: Myofascial Pain and Dysfunction. The Trigger Point Manual. (1,2). Beschrieben wurden Triggerpunkte allerdings schon deutlich früher, nämlich erstmals im 19. Jahrhundert. (3)

Beschrieben werden Triggerpunkte oder genauer gesagt Myofasziale Triggerpunkte als

„lokal begrenzte Muskelverhärtungen in der Skelettmuskulatur, die lokal druckempfindlich sind und von denen angeblich andauernde Schmerzen anderswo im Körper „ausgehen“ können.“ (4)

Vereinfacht gesagt handelt es sich um Verspannungen, die vor allem auf Druck Schmerzen auslösen, die entweder direkt im Bereich der Verspannung oder aber weiter entfernt sein können. Allerdings liegt es bei Triggerpunkten nicht daran, dass Nerven komprimiert werden und so zu weiter entfernten Beschwerden führen, wie wir es uns beim Artikel zum Thema Karpaltunnelsyndrom angeschaut haben.

Bis heute ist allerdings noch nicht abschließend geklärt, was genau Triggerpunkte eigentlich sind, also was im Gewebe exakt passiert. Auch über den genauen Entstehungsmechanismus ist man sich noch uneinig.

Die aktuell häufigste Theorie besagt, dass es über verschiedene Mechanismen zu einem lokalen Mangel an ATP (die wichtigste Energieform im Körper) kommt und sich hierdurch die Muskelfasern (Aktin und Myosin) nicht mehr voneinander lösen können (5).

Allerdings gibt es auch Theorien, die von systemischen bzw. entfernten Ursachen ausgehen (5).

Meiner Erfahrung nach, lässt es sich auf wenige Gründe herunterbrechen, aus denen heraus ein Muskel verspannt, sodass sich auch Triggerpunkte bilden können.

  1. Überforderung: Der Muskel wird stärker belastet, als seine Belastbarkeit hergibt
  2. Schmerz: Wenn Schmerzen in einem Bereich auftreten, wird sich meist auch die Muskulatur in diesem Bereich verspannen, als eine Art Schutzspannung

Mögliche Beschwerden

Vermutlich am bekanntesten sind Kopfschmerzen bzw. Spannungskopfschmerzen, die durch eine zu verspannte Muskulatur auftreten können.

Triggerpunkte im Bereich des Trapezmuskels (6) können zum Beispiel mit Kopfschmerzen im Bereich der Schläfe bzw. des Hinterkopfs in Verbindung stehen. Auch konnte in Studien nachgewiesen werden, dass die Symptome von Spannungskopfschmerzen durch den oberen Trapezmuskel und weitere Muskeln im Bereich der Halswirbelsäule und des Kopfes (suboccipitale Muskulatur, M. temporalis und M. sternocleidomastoideus) ausgelöst werden können (7).

Die Hauptbeschwerden, die durch Triggerpunkte ausgelöst werden, sind normalerweise Schmerzen bzw. Bewegungseinschränkungen. Wo die Bewegungseinschränkungen oft durch ein mangelndes „Nachlassen“ des Muskels in die Dehnung noch sehr lokal erklärbar sind, so wird es spannender, wenn wir uns anschauen, wie weit entfernt manchmal die Schmerzen sein können.

Bei zwei Muskeln, die zu den Außenrotatoren der Schulter gehören und auf dem Schulterblatt liegen (M. supraspinatus und M. infraspinatus) werden Ausstrahlungen bis in den Unterarm bzw. die Hand beschrieben (10).

Teilweise werden aber auch Symptome wie Tinnitus beschrieben, die z.B. durch Triggerpunkte in der Kaumuskulatur (M. masseter) ausgelöst werden können (10). Persönlich habe ich solche Symptome aber eher bei Triggerpunkten im Bereich des oberen Trapezmuskels oder auch dem M. sternocleidomastoideus erlebt.

Um hier einen Überblick zu erhalten, bietet es sich oft an, entweder mit einem erfahrenen Therapeuten darüber zu sprechen oder in entsprechenden Fachbüchern (10) sich Bilder der Ausstrahlungsgebiete anzuschauen. Empfehlen würde ich zum Beispiel diesen Taschenatlas, da Du Dir hier schnell einen Überblick verschaffen kannst.

Behandlung

Für die Behandlung gibt es mehrere Möglichkeiten und auch viele Tools für die Selbstbehandlung, wie Faszienrollen, Bälle oder auch speziellere Tools, wie sogenannte Triggerdinger (ja, die heißen wirklich so). Letztlich nutzen die verschiedenen Tools das Prinzip der ischämischen Kompression, die auch von Therapeuten sehr häufig genutzt wird in der Behandlung.

Was vor allem bei den direkteren Behandlungstechniken manchmal passieren kann, dass der Muskel anfängt stark zu zucken. Auch wenn es von manchen als wichtiges Zeichen angesehen wird, so muss das nicht zwingend vorkommen, damit die Behandlung funktioniert.

Wichtiger ist, dass der Schmerz, der Dich zur Behandlung gebracht hat, über den Triggerpunkt reproduziert werden kann.

Durch einen Therapeuten

Therapeuten können in der Behandlung ein paar mehr Möglichkeiten nutzen, als Patienten. Allerdings sind manche Behandlungsmöglichkeiten nur Heilpraktikern und manche sogar nur Ärzten vorbehalten.

Ischämische Kompression

Vermutlich die bekannteste Behandlungsform, wenn auch nicht unter diesem Namen. Vereinfacht gesagt, wird Druck auf den Triggerpunkt ausgeübt, um den Schmerz auf einem gewissen Level auszulösen und dann gewartet, bis der Schmerz nachlässt.

Wichtig ist hierbei, dass der Schmerz nicht zu intensiv wird und Du Dich noch mehr verkrampfst. Aus diesem Grund gibst Du als Patient vor, welches Level für Dich gut aushaltbar ist und wann es Dir zu viel wird.

Als Richtlinie gilt, dass Du das Gefühl hast, noch locker lassen zu können und das Gefühl hast, dass sich „etwas löst“. Manchmal findet sich auch die Beschreibung „Wohlschmerz“ hierzu, die viele (mich eingeschlossen) zwar etwas seltsam finden, die es im Kern aber sehr gut trifft.

Ein Vorteil, den diese Methode bietet, ist, dass Du als Patient die Möglichkeit zur Kontrolle über die Schmerzintensität hast, was gerade bei chronischen Schmerzpatienten oft auch einen psychologischen Vorteil mit sich bringen kann. Denn Dein Schmerz wird für Dich kontrollierbar.

Dry Needling

Die erste Behandlungsmöglichkeit, die Heilpraktikern und Ärzten vorbehalten ist. Vereinfacht gesagt wird hierbei eine Akupunkturnadel in den Triggerpunkt gestochen und dort belassen, bis die Spannung bzw. der Schmerz nachlässt.

Aus persönlicher Erfahrung heraus würde ich sagen, dass manchmal das Dry Needling und manchmal die ischämische Kompression besser funktioniert. Beide Methoden benutze ich regelmäßig in der Behandlung, ich kann Dir aber noch nicht wirklich sagen, in welchen Fällen welche Methode besser funktioniert. Aktuell nutze ich das Dry Needling vor allem bei hartnäckigeren Triggerpunkten, bei denen ich das Gefühl habe, mit der ischämischen Kompression nicht weiterzukommen.

Diese Technik fällt natürlich bei Patienten mit Angst vor Nadeln raus. Ebenso würde ich diese Methode bei Patienten, die Blutverdünner nehmen, nicht anwenden.

Infiltration

Bei der Infiltration werden Medikamente in den Triggerpunkt gespritzt, klassischerweise lokale Betäubungsmittel. Eine andere Möglichkeit, die teilweise genutzt wird, ist Botox, das vielen vermutlich eher aus dem Beauty-Bereich bekannt sein dürfte.

Bei Botox handelt es sich eigentlich um ein Nervengift, nämlich Botulinumtoxin, das (je nach Dosis) die Muskelaktivität verringern oder zu einer Lähmung des Muskels führen kann.

Teilweise werden auch homöopathische Mittel in die Muskulatur gespritzt.

Je nachdem welches Mittel genutzt wird für die Infiltration des Triggerpunktes, darf dies nur von Ärzten durchgeführt werden. Als Heilpraktiker darf ich zum Beispiel lokale Betäubungsmittel wie Procain nutzen, für Techniken wie die Neuraltherapie. Allerdings darf ich diese nicht in die Muskulatur spritzen, sondern lediglich in die Haut (intracutan). Du kennst das vielleicht vom Arzt als Quaddeln.

Dehnen

Über die Effekte des Dehnens kannst Du hier einen eigenen Artikel von mir finden. Vereinfacht gesagt kann Dehnen die Muskelspannung reduzieren und helfen, das Bewegungsausmaß zu verbessern.

Eine weitere Methode, die ich unter Dehnen mit aufnehme, sind sogenannte Muskel-Energie-Techniken bzw. das Prinzip der Postisometrischen Relaxation. Hierbei wird der Effekt genutzt, dass ein Muskel direkt nach einer starken isometrischen Anspannung erstmal nicht wieder anspannen kann und weniger empfindlich ist gegenüber einer Dehnung. (10)

Isoemtrisch bedeutet, es findet keine Bewegung statt, sondern der Muskel muss eine Position gegen Widerstand halten und Relaxation beschreibt die Entspannung, die nach (post) dieser Anspannung stattfindet.

Eisspray

Eisspray gehört in Kombination mit Dehnung zu den klassischen Behandlungsmethoden für Triggerpunkte. Das Eisspray hat den Vorteil, dass schneller ein größeres Bewegungsausmaß erreicht werden kann, da die „Empfindlichkeit“ des Muskels über die Kälte reduziert wird (10).

Wenn die Bewegungseinschränkung das Hauptproblem darstellt, könnte ich mir vorstellen, dass diese Methode ein paar Vorteile mit sich bringt. In der Behandlung von Schmerzen kam ich bis jetzt mit anderen Methoden oft einfacher voran.

Es muss auch nicht zwingend Eisspray sein, theoretisch reicht es, wenn der betroffene Bereich ausreichend heruntergekühlt wird. Hierzu lassen sich auch Kühlpads oder Eiswürfel nutzen.

Eigenbehandlung

Manche der oben genannten Techniken kannst Du auch als Patient selbst gut alleine nutzen. Vor allem die ischämische Kompression hat durch Tools wie Faszienrollen große Bekanntheit erreicht, wenn auch nicht unter diesem Namen. Über den Sinn und Unsinn von Faszienrollen kannst Du übrigens in diesem Artikel einige Infos finden.

Auch Dehnübungen lassen sich gut Zuhause umsetzen. Beide Möglichkeiten erkläre ich meinen Patienten am Ende der Behandlung, da es mir wichtig ist, dass Du als Patient Tools hast, um Dir auch selbst ein Stück weiterhelfen zu können.

Training

Weiter oben haben wir uns bereits angeschaut, dass ein Auslöser für Triggerpunkte eine Überlastung der Muskulatur sein kann. Was ist also die logische Konsequenz?

Richtig, wir machen den Muskel belastbarer durch Training. Weitere Vorteile, die durch das Training entstehen sind, eine Reduktion der Schmerzintensität, die Druckschmerzhaftigkeit wird reduziert und die Beweglichkeit wird verbessert (13).

Fazit

Bis jetzt ist noch nicht abschließend geklärt, was Triggerpunkte genau sind und was somit auch die effektivste Form der Behandlung darstellt. Eine Vermutung ist, dass vor allem schmerzhafte Behandlungsformen generell einen lindernden Effekt auf Schmerzen haben (14)

Es gibt dennoch eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten für Triggerpunkte, sodass eine Therapie gut an Dich als Patient angepasst werden kann. Der Vorteil ist, dass Du einiges auch selbst Zuhause umsetzen kannst. Hierfür macht es Sinn, Dir von Deinem Behandler erklären zu lassen, wie Du das am besten machen kannst und worauf zu achten ist.

Tools wie Faszienrollen kannst Du Dir so ähnlich vorstellen, wie ein nichtmedikamentöses Schmerzmittel, das Dir eine Linderung verschaffen kann, aber nicht immer die Ursache des Problems behebt.

Was immer den Grundpfeiler der Behandlung darstellen sollte ist, die Ursache der Beschwerden ausfindig zu machen und auch an diesen zu arbeiten. Denn es bringt Dir langfristig wenig, wenn die Triggerpunkte immer nur kurzfristig behandelt werden, aber die Ursache vorhanden bleibt und die Beschwerden somit immer wieder kommen.


Quellen

(1) https://en.wikipedia.org/wiki/Janet_G._Travell (Zugriff am 03.04.2024)

(2) https://en.wikipedia.org/wiki/David_G._Simons (Zugriff am 03.04.2024)

(3) https://en.wikipedia.org/wiki/Myofascial_trigger_point (Zugriff am 03.04.2024)

(4) https://de.wikipedia.org/wiki/Triggerpunkttherapie (Zugriff am 03.04.2024)

(5) https://www.physiomeetsscience.net/latente-trigger-schwach-punkte-unter-der-lupe/ (Zugriff am 03.04.2024)

(6) https://de.wikipedia.org/wiki/Musculus_trapezius (Zugriff am 03.04.2024)

(7) https://www.physiomeetsscience.net/spannungskopfschmerzen-und-der-einfluss-der-hws/ (Zugriff am 03.04.2024)

(8) https://de.wikipedia.org/wiki/Musculus_supraspinatus (Zugriff am 03.04.2024)

(9) https://de.wikipedia.org/wiki/Musculus_infraspinatus (Zugriff am 03.04.2024)

(10) Richter,P. & Hebgen, E.(2007). Triggerpunkte und Muskelfunktionsketten in der Osteopathie
und manuellen Therapie. Stuttgart: Haug Fachbuch (2. Auflage)

(11) https://de.wikipedia.org/wiki/Musculus_masseter (Zugriff am 03.04.2024)

(12) https://de.wikipedia.org/wiki/Musculus_sternocleidomastoideus (Zugriff am 03.04.2024)

(13) https://www.physiomeetsscience.net/die-wirkung-von-training-auf-triggerpunkte/ (Zugriff am 03.04.2024)

(14) https://www.physiomeetsscience.net/warum-eine-schmerzhafte-behandlung-kurzzeitig-schmerzmodulierend-wirken-kann-nicht-das-gewebe-das-nervensystem-ist-wohl-entscheidend/ (Zugriff am 04.04.2024)

https://www.physiomeetsscience.net/die-effektivitaet-von-muskel-energie-technik-met-oder-ischaemischer-kompression-ik-bei-triggerpunkten-im-trapezius/ (Zugriff am 03.04.2024)

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