Da ich die Frage immer wieder von Patienten und auch meinem Umfeld gestellt bekomme, versuche ich mal in diesem Blogartikel ein wenig Klarheit in die Thematik zu bringen.

In einem früheren Artikel hatte ich zwar schon einmal den Begriff Osteopathie versucht zu erklären und was er in meinen Augen bedeutet, allerdings ist dieser Artikel schon wieder etwas her und auch auf die Unterschiede zu meinen beiden eigentlichen Berufen (Heilpraktiker und Physiotherapeut) bin ich noch nicht eingegangen.

Mein Werdegang

Da ich jetzt aber nicht einfach nur berufsrechtliche Dinge herunter rattern will, werde ich versuchen das ganze anhand meiner Vita zu erklären. Hierüber lassen sich vielleicht auch einzelne Punkte besser verstehen, da sich hoffentlich ein stimmiges Gesamtbild am Ende ergibt.

Physiotherapie

Da mein erster beruflicher Plan nicht geplant hatte (Polizei), wusste ich nach dem Abitur erstmal nicht so ganz, was ich machen soll. Sodass ich den Wehrdienst nutzte, um für mich Klarheit zu schaffen.

Meine Wahl fiel auf die Physiotherapie, obwohl ich ehrlicherweise wenig Ahnung hatte, was das eigentlich genau beinhaltete. Damals wusste ich aber, dass ein Job im Büro mich nicht glücklich machen würde und ich nach Möglichkeit den Sport irgendwie einbringen wollte. Bei einem Physiotherapeuten war ich damals noch nie selbst in Behandlung.

Die Frage war dann Ausbildung oder Studium. Zum damaligen Zeitpunkt kostete beides noch an den meisten Schulen Geld (was erst vor einigen Jahren abgeschafft wurde). Meine naive Denkweise und auch ein Stück weit die meiner Eltern war, dass das Abi ja nicht umsonst gewesen sein sollte, sodass die Wahl auf das Studium fiel.

Zum damaligen Zeitpunkt war das Studium noch ein Pilotprojekt und der Abschluss erfolgte über die Niederlande. Worüber ich im Nachgang aus diversen Gründen sehr dankbar bin. Nach wie vor, koexistieren beide Möglichkeiten, sowohl das Studium (4 Jahre), als auch die Ausbildung (3 Jahre).

Beendet wird sowohl die Ausbildung, als auch das Studium (mittlerweile) mit dem Staatsexamen, es gibt also eine gesetzliche Regelung. Durch meinen Abschluss über die Niederlande musste ich selbst damals übrigens kein Staatsexamen machen.

In Deutschland dürfen Physiotherapeuten nur auf Anweisung eines Arztes arbeiten, was mich zum Teil schon in den Praktika zu wurmen begann. Im Studium wurde uns sehr viel über Diagnostik beigebracht und auch Grenzen unserer Diagnostik, die eine weitere Abklärung bedurften wurden klar aufgezeigt. Das lag unter anderem daran, dass unser Studium nach niederländischem Curriculum aufgebaut war und in den Niederlanden Physiotherapie Patienten auch ohne vorherigen Arztkontakt behandeln dürfen.

Die einzigen Ausnahmen sind Wellnessangebote wie Massagen oder wenn der Physiotherapeut die sektorale Heilpraktikererlaubnis oder den „großen“ Heilpraktiker hat.

Was mich auch ärgerte war der Punkt, dass ich für viele Dinge ein Zertifikat brauchte, um es in Behandlungen anwenden zu dürfen, obwohl ich diese Themen ausgiebig während des Studiums im Unterricht gelernt hatte. So dürfen beispielsweise Manuelle Lymphdrainage, Manuelle Therapie, Krankengymnastik am Gerät und auch neurologische Behandlungen (KG ZNS) nur nach entsprechenden Fortbildungen von Physiotherapeuten erbracht und abgerechnet werden.

Eine weitere Methode (Dry Needling), die ich in einem meiner Praktika in der Schweiz kennenlernen durfte, durfte ich in Deutschland als Physiotherapeut überhaupt nicht anwenden, sondern muss dafür Heilpraktiker sein.

So wurde mir schon während der letzten Praktika klar, dass für mich irgendwann die Heilpraktikerprüfung anstehen würde, dazu aber später mehr.

Obwohl viele, vor allem ältere Patienten, Physiotherapie häufig mit Massagen gleichsetzen, so ist die Massage eigentlich das, was bei der Physiotherapie eigentlich den geringsten Teil ausmacht. Die größte Evidenz (Wirksamkeitsnachweise) gibt es im Bereich der aktiven Therapiemaßnahmen, diese sind auch (wenn der Patient Zu Hause mitarbeitet) oft am nachhaltigsten.

Osteopathie

Bei vielen meiner Patienten konnte ich zwar schon in den Praktika und auch am Anfang meiner Berufszeit gute Erfolge erzielen. Manchmal stieß ich allerdings an Grenzen oder hatte das Gefühl, dass es doch besser gehen müsse, sodass ich irgendwann auf die Osteopathie stieß.

Als ich während des Wehrdienstes nach Physioschulen suchte, stieß ich zwar zwischendurch auch schonmal auf diesen Begriff, allerdings schreckten mich hier die Kosten der Ausbildung noch zu sehr ab.

In Deutschland gibt es zum Teil primäre Ausbildungen und auch Studiengänge im Bereich der Osteopathie. Vielfach sind es allerdings Physiotherapeuten, Ärzte oder Heilpraktiker, die diese Therapieform in einer Weiterbildung erlernen.

Die Weiterbildungen sind sehr unterschiedlich aufgebaut, oftmals dauern sie zwischen 4 und 5 Jahren. Es gibt vereinzelt allerdings auch deutlich kürzere, mit deutlich weniger Inhalt. Als Patient kann es schwer sein, hier jemand qualifizierten zu finden. Ein Qualitätsmerkmal sind die, für die gesetzlichen Krankenkassen relevanten 1350 Unterrichtsstunden, die auch zur Mitgliedschaft in einem Berufsverband berechtigen. In meinem Falle ist das der hPO(Berufsvereinigung für heilkundlich praktizierte Osteopathie e.V.).

Was ich in meiner Weiterbildung noch sehr verlockend fand war, dass ich währenddessen auch die Zertifikate für Manuelle Therapie und Krankengymnastik am Gerät erhalten konnte und auch eine Vorbereitung auf die Heilpraktikerprüfung beinhaltet war.

Da Osteopathie bereits in mehreren Gerichtsurteilen als Heilkunde definiert wurde, ist es rechtlich nur Ärzten und Heilpraktikern erlaubt diese am Patienten anzuwenden. Auch wenn es oftmals so wirken mag, Osteopath ist in Deutschland kein eigener Beruf.

In Hessen gab es zwar zeitweise eine staatliche Weiterbildungsordnung, diese lief aber mit meinem Ausbildungsjahrgang aus. Dafür scheine ich irgendwie ein Händchen zu haben, denn auch in meinem Physiotherapiestudium war ich der letzte Jahrgang an der Hochschule, der den Abschluss über die Niederlande machte.

In der osteopathischen Behandlungen kommen größtenteils passive Maßnahmen zum Einsatz. Aktive Methoden sind seltener, bei vielen Therapeuten wird allerdings der osteopathische Behandlungsansatz mit anderen Intervention kombiniert (so auch bei mir), um die Behandlungen noch mehr an die individuelle Situation des Patienten anzupassen.

Was ich persönlich an der osteopathischen Denkweise sehr schätze ist, dass versucht wird, die „Baustellen“ am Körper zu finden, über die auch andere Bereiche beeinflusst werden. Man versucht sich also der Ursache des Problems einen weiteren Schritt anzunähern. Es kann also zum Beispiel sinnvoll sein, einen anderen Bereich in den Behandlungen mehr in den Fokus zu nehmen, als den der aktuell Schmerzen verursacht.

Diese Ketten sind teilweise sehr naheliegend, manchmal aber auch etwas schwierigier zu erkennen. Die Kunst liegt dann darin realistisch zu bleiben und nicht direkt bei Zahnschmerzen den kleinen Zeh zu behandeln. Bei Schmerzen im unteren Rücken kann es in manchen Fällen aber sinnvoll sein sich den großen Zeh genauer anzuschauen, das ist dann aber wieder ein anderes Thema.

In der Osteopathie wird auch immer der individuelle Patient betrachtet und es wird nicht versucht jeden in eine bestimmte Norm reinzuzwängen. Was sich auch mit aktuellen Erkenntnissen aus der Schmerzforschung deckt.

Da ich sehr direkt nach meiner Abschlussprüfung anfangen wollte, die osteopathischen Techniken einzusetzen, bereitete ich mich gegen Ende der Weiterbildung auch auf die Heilpraktikerprüfung vor und absolvierte diese erfolgreich vor der Abschlussprüfung.

Heilpraktiker

Wie schon erwähnt gab es mehrere Gründe für mich, diese Prüfung anzugehen. Zum einen wollte ich Patienten im Direktkontakt behandeln, worauf mich unter anderem das Physiotherapiestudium vorbereitet hatte, zum anderen wollte ich aber auch weitere Techniken wie Dry Needling, Osteopathie oder auch Manipulationen der Wirbelsäule („Einrenken“) rechtssicher nutzen dürfen.

Als kleinen Zwischenschritt hätte es zwar auch den sogenannten sektoralen Heilpraktiker gegeben, in meinem Falle für den Bereich der Physiotherapie. Hiermit hätte ich dann Patienten selbstständig behandeln dürfen, allerdings nur mit Techniken aus dem Bereich der Physiotherapie. Die oben genannten Techniken und Behandlungsmethoden hätte ich nicht nutzen dürfen.

Auch hier ist es ähnlich wie bei der Osteopathie, dass es keine geregelte Ausbildung für diesen Beruf gibt. Theoretisch könntest Du Dich in ein stilles Kämmerlein hocken und Dir das Wissen im Selbststudium beibringen und die Prüfung angehen.

Die Prüfung an sich ist staatlich geregelt und gliedert sich in eine schriftlichen und einen mündlichen Teil auf. Auch wenn die Anzahl der Fragen überschaubar wirkt (60 Multiple-Choice-Fragen) und 30-60 Minuten in der mündlichen Prüfung, so ist der Inhalt nicht sonderlich eingegrenzt, es kann Wissen aus allen medizinischen Bereichen abgefragt werden.

In der schriftlichen Prüfung wird nicht darauf eingegangen, welche Therapieformen später zum Einsatz kommen sollen. In der mündlichen Prüfung hat dieser Aspekt dann einen variablen Anteil, sodass es schwierig werden dürfte, durch ein reines Selbststudium und ohne Vorerfahrung im medizinischen Sektor den mündlichen Teil zu bestehen.

Vor allem in Hessen gibt es dann noch die Einschränkung, dass ich, um invasive Techniken (alles wobei die Haut verletzt wird, wie Akupunktur usw.) nutzen zu dürfen, noch einen Sachkundenachweis Hygiene benötigte.

Die Behandlungen beim Heilpraktiker sehen extrem unterschiedlich aus, hier macht es Sinn sich, als Patient im Vorfeld zu informieren, welche Therapieformen genutzt werden.

Was viele Patienten zum Beispiel beim Heilpraktiker erwarten, ist ein Wissen über homöopathische Behandlungen. In meinen Behandlungen nutze ich dies zum Beispiel überhaupt nicht und habe hierbei auch ehrlicherweise keine Expertise.

In meinen Behandlungen nutze ich aktuell beispielsweise mein Wissen aus den Bereichen Physiotherapie, Osteopathie und ergänzende Techniken wie Dry Needling oder die Neuraltherapie.

Fazit

Ich hoffe, ich konnte ein wenig Licht ins Dunkel bringen, bei diesem von außen oft etwas schwer zu durchblickenden Bereich. Bei Fragen stehe ich natürlich gerne zur Verfügung. Vor einer Behandlung kann es immer Sinn machen, vorher mit einem Therapeuten zu klären, ob er für die Behandlung der richtige ist oder ob er eher jemand anderen empfehlen würde.

Bei mir gibt es auf diese und andere Fragen jedenfalls immer eine offene und ehrliche Antwort.

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