Was bist Du bereit zu ändern?
Am letzten Wochenende kam in einer Fortbildung, die ich momentan mache, ein spannendes Thema auf: „Wie bereit sind Menschen etwas zu ändern, um ihre Probleme loszuwerden?“ Das mag erstmal total banal klingen und Du wirst vermutlich sagen: „Wenn ich Schmerzen oder andere starke Beschwerden habe, tue ich doch alles, um diese loszuwerden!“ Aber ist das wirklich so? Heutzutage ist es vermutlich einfacher als zu jeder anderen Zeit, einem ungesunden Lebensstil nachzugehen. An jeder Ecke sind Lebensmittel verfügbar, die hoch verarbeitet sind, eine unglaublich hohe Energiedichte bei einer gleichzeitig geringen Nährstoffdichte haben. Wir müssen uns immer weniger bewegen und Stress mit verschiedenen Folgeerkrankungen ist nicht nur gesellschaftlich akzeptiert, sondern wird in vielen Kreisen der Gesellschaft als Teil der hochgelobten „Hustle Culture“ so gefeiert, dass Erkrankungen wie ein Burnout schon fast zum guten Ton gehören. Vielleicht wird hier schon langsam für Dich erkennbar, warum es nicht immer ganz so einfach ist, Deinen Lebensstil zu ändern, um etwas für Deine Gesundheit zu tun. Aber auch wenn es jetzt scheint, dass das Problem eines unserer heutigen Zeit sei, das Problem scheint schon älter zu sein. Wir schauen uns heute gemeinsam an, warum so viele Krankheiten mit dem Lebensstil zusammenhängen und was Möglichkeiten sind, etwas dagegen zu tun. Hippokrates oder warum das Problem schon länger bekannt ist Es gibt ein schönes Zitat von Hippokrates, das zeigt, dass uns einige Hinweise liefert, dass das Problem eines ungesunden Lebensstils nicht nur unsere Zeit betrifft, sondern schon älter ist: „Bevor du jemanden heilst, frage ihn, ob er bereit ist aufzugeben, was ihn krank macht.“ Hippokrates von Kos wurde im Jahr 460 v. Chr. geboren und gilt als „Vater der (modernen) Medizin“. (1) Auch er scheint schon bei Patienten gesehen zu haben, dass der Lebensstil für einige Erkrankungen verantwortlich ist. Aber wie kommt es, dass das Problem die letzten Jahrzehnte eher schlimmer geworden ist, als dass es besser wurde? Zumindest wenn wir uns Zahlen anschauen, bzgl. psychischer Erkrankungen (2), Adipositas (3) oder gerade auch die Zahlen auf den Listen der vermeidbaren Todesfälle (4). Gerade auch in Deutschland ist es spannend, den wir haben international mit die höchsten Ausgaben für Gesundheit (5). Irgendetwas scheint also trotz des immer fortschrittlicheren Wissens in der Medizin nicht mitzukommen und das scheint der Lebensstil zu sein. Aber wie kommt das und welche Erkrankungen ließen sich denn über den Lebensstil positiv beeinflussen oder sogar heilen? Welche Erkrankungen hängen vom Lebensstil ab? Kurz gesagt, lassen sich vermutlich fast alle Erkrankungen zumindest positiv beeinflussen und sei es „nur“ dadurch, dass über eine positive Grundhaltung der Placebo-Effekt getriggert wird. Die Liste der Erkrankungen, die sich unmittelbar durch den Lebensstil beeinflussen lassen, ist nichtsdestotrotz zu lang, um sie komplett in diesem Artikel zu behandeln. Aus diesem Grund schauen wir uns ein paar der wichtigsten einmal gemeinsam an. Adipositas Letzten Endes läuft es immer auf eine einfache Rechnung hinaus. Es werden mehr Kalorien zugeführt als verbrannt werden. Aber wenn es immer nur diese einfache Rechnung ist, warum wächst die Zahl der Menschen mit Adipositas immer weiter und sie wird als multifaktorielle Erkrankung bezeichnet. Es scheint also doch ein paar mehr Faktoren zu geben, die dazu führen. Ein Punkt ist mit Sicherheit, dass viele Menschen viel zu viele hoch verarbeitete Lebensmittel konsumieren, die zudem eine extrem hohe Energiedichte bei gleichzeitig sehr geringer Nährstoffdichte besitzen. Wenn Du viel davon konsumierst, merkt Dein Körper, dass ihm wichtige Nährstoffe fehlen und er will immer mehr. Zudem ist unser Gehirn nicht immer nur clever, sondern teilweise auch etwas dumm. Okay, man könnte auch sagen nicht angepasst, an die heutige Zeit. Viel Energie war in früheren Zeiten, als noch starke körperliche Belastungen unseren Alltag bestimmten, unglaublich wichtig und solche energiedichten Lebensmittel hätten damals einiges mit Sicherheit vereinfacht. Heutzutage, wo Bewegung bei vielen aber immer weniger wird, führen sie leider schnell ins Übergewicht. Ein weiterer Punkt, der beim Thema Essen niemals vernachlässigt werden sollte ist, dass Essen nicht nur Nahrung für den Körper darstellt. Essen löst in uns positive Gefühle aus. Wenn es Dir psychisch nicht gut geht, was ist ein einfacher Weg, um kurzfristig eine paar Glücksgefühle auszulösen? Für viele ist es das Essen. Wenn ich diesen Menschen jetzt einfach sage: „Iss einfach weniger, dann nimmst Du schon ab.“ Denkst Du, das wird funktionieren? Man sollte immer auch hinterfragen, was den Mensch dazu bringt, so zuzunehmen. Bei manchen würde es reichen, ihnen einfach mal zu erklären, was es für gesunde Alternativen gibt. Bei manchen Patienten muss man weiter ausholen, um herauszufinden, was sie mit dem Essen zu kompensieren versuchen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen Hier können wir auch direkt anknüpfen, denn Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehen bedauerlicherweise oft Hand in Hand einher. Die Gründe für zu viel bzw. ungünstiges Essen haben wir uns oben bereits angeschaut. Aber auch zum Beispiel Rauchen oder Bluthochdruck spielen hier eine große Rolle. (6) Es gibt aber einen weiteren Faktor, der auch bei Übergewicht hineinspielt und auf der auf viele der anderen Gründe für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder auch zum Beispiel Diabetes Typ II einen großen Einfluss nehmen kann. Zu Übergewicht führt ein Missverhältnis aus aufgenommenen Kalorien und verbrannten Kalorien. Und genau dieses Verbrennen von Kalorien, also Bewegung, spielt auch eine massive Rolle bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zwar würde ich nicht so weit gehen und der Aussage „sitzen ist das neue Rauchen“ zustimmen, vor allem da Rauchen immer eine gänzlich selbstbestimmte Entscheidung ist, dennoch sind die Schäden, die Bewegungsmangel mit sich bringt immens. Wenn wir uns mal anschauen, was die Empfehlungen der WHO sind, wie viel Du Dich pro Woche bewegen solltest, nämlich 150-300 Minuten mit moderater körperlicher Anstrengung oder 75-150 Minuten mit hoher körperlicher Anstrengung plus 2 Mal pro Woche Krafttraining, das alle großen Muskelgruppen abdeckt (als Erwachsener). Für Kinder im Alter von 5 bis 17 Jahren ist die Empfehlung übrigens noch höher. Hier empfiehlt die WHO im Durchschnitt pro Tag 60 Minuten körperliche Betätigung und zudem 3 Mal pro Woche Krafttraining. Wenn wir uns jetzt mal überlegen, dass für viele Kinder der Schulsport die einzige sportliche Betätigung darstellt und Du überlegst, wie viel Zeit hierfür wirklich genutzt wird, müssen wir uns absolut nicht wundern. Die WHO schätzt übrigens,