Hast Du schon einmal von Neuraltherapie gehört? Wenn ich nach dem gehe, was manch andere Therapeuten dazu schreiben, klingt es manchmal fast wie eine Wunderwaffe gegen chronische Schmerzen und andere Beschwerden. Das wird definitiv nicht immer der Fall sein, manchmal ergeben sich hierbei allerdings tatsächlich Behandlungsergebnisse, die einen fast an Wunder glauben lassen, vor allem in der Behandlung von sogenannten Störfeldern.

Vielleicht kennst Du das ganze auch vom sogenannten Quaddeln beim Arzt, also der lokalen Anwendung. Hier ist der Effekt meist deutlich leichter zu erklären. Der Vorteil bei beiden Ansätzen ist, dass die Beschwerden überwiegend sehr schnell gelindert werden.

Ich möchte mit Dir in diesem Artikel gemeinsam betrachten, wie Neuraltherapie angewendet wird, was die Stärken und Schwächen sind und auch, was mögliche Wirkmechanismen sind.

Wie wurde die Neuraltherapie entdeckt?

Die Geschichte der Neuraltherapie beginnt mit den deutschen Ärzten Ferdinand und Walter Huneke. In den 1920er Jahren verabreichten sie ihrer Schwester Procain – und beobachteten etwas Erstaunliches: Ihre Migräne verschwand innerhalb von Sekunden. Geplant war die Gabe von Procain so nicht, denn das Mittel wurde damals, vor allem bei der intravenösen Gabe als potenziell gefährlich angesehen.

Diese zufällige Entdeckung legte den Grundstein für eine Methode, die heute in vielen Bereichen erfolgreich eingesetzt wird – vor allem zur Behandlung von Schmerzen und Funktionsstörungen.

Procain ist nach wie vor das Mittel, was klassischerweise verwendet wird, es gibt aber auch einige andere Mittel, die heutzutage genutzt werden können.

Das Sekundenphänomen: Warum wirkt die Neuraltherapie so schnell?

Eines der spannendsten Dinge an der Neuraltherapie ist das sogenannte Sekundenphänomen. In der Behandlung ist das einer der Momente, der sehr beeindruckend ist. Sobald das Procain injiziert wurde, stellt sich innerhalb weniger Sekunden eine Besserung der Beschwerden ein. Das ist vor allem dann sehr eindrucksvoll, wenn ein sogenanntes Störfeld behandelt wird.

In der Theorie der Neuraltherapie geht man davon aus, dass wenn sich das Sekundenphänomen nicht einstellt, die Stelle, die man für die Behandlung ausgesucht hat, nicht die Richtige war.

Ein weiterer Punkt, aus dem vor allem auch Procain heraus wirkt, ist, dass über das Mittel auch der Parasympathikus als Teil des vegetativen Nervensystems aktiviert wird.

Die zwei Hauptansätze der Neuraltherapie

1. Lokale Behandlung (Quaddeltherapie)

Hierbei wird Procain direkt in oder um den schmerzhaften Bereich injiziert. Diese Methode kennst Du vielleicht schon von Hausärzten, wenn z. B. Verspannungen, Gelenkbeschwerden oder akute schmerzhafte Bewegungseinschränkungen behandelt werden.

Der Effekt beruht hauptsächlich auf der schmerzlindernden und durchblutungsverbessernden Wirkung des Procain. Auch die Aktivierung des Parasympathikus kann helfen, die Spannung der Muskulatur zu reduzieren und Schmerzen zu lindern.

Diese Variante der Neuraltherapie kann auch von gesetzlichen Kassen bezahlt werden, wenn sie von einem Arzt angewandt wird.

2. Störfeldtherapie

Manchmal liegt die Ursache für Beschwerden nicht dort, wo Du sie spürst. Narben, alte Entzündungen oder Störfelder im Zahnbereich können sich laut der Neuraltherapie auf andere Körperregionen auswirken.

Durch die gezielte Behandlung dieser Störfelder mit Procain können sich Symptome an ganz anderen Stellen des Körpers verbessern, was spannend zu sehen und erleben ist.

Dieser Bereich ist nach Meinung vieler gesetzlicher Krankenkassen allerdings nicht ausreichend durch Studien belegt, sodass er nicht erstattet wird.

Wann kann die Neuraltherapie helfen?

Es gibt diverse Beschwerden, bei denen Neuraltherapie helfen kann, allerdings lässt sich nur schwer anhand von Symptomen sagen, ob die Behandlung damit sinnvoll ist oder nicht.

In akuten Schmerzsituationen, wie dem klassischen, nächtlichen „Nacken verlegen“ oder einem einfachen „verheben“ kann vor allem das Quaddeln oft sehr gut helfen, eine gute Unterstützung sein, um wieder in die Bewegung zu kommen. Wichtig ist allerdings, dass in einer gründlichen Untersuchung abgeklärt wird, ob strukturelle Schäden vorliegen, die anders behandelt werden sollten, als funktionelle Störungen.

Wenn der Beginn von Beschwerden zeitlich nahe mit der Entstehung von Narben oder größeren Zahnbehandlungen, wie Wurzelbehandlungen zusammentrifft. Bei der osteopathischen Untersuchung teste ich, wenn ich das Gefühl habe, dass ein Störfeld, wie zum Beispiel eine Narbe verantwortlich für die Beschwerden sein könnte, wie groß der Einfluss auf die aktuellen Beschwerden ist.

Fazit

Die Neuraltherapie ist eine der Behandlungsoptionen, die ich in meinem therapeutischen Werkzeugkoffer nicht mehr missen möchte. Natürlich ist es nicht so, dass sich hierüber alle Probleme lösen lassen und in meinen Behandlungen ist die Neuraltherapie nahezu nie der alleinige Therapieansatz.

Im zugehörigen YouTube-Video bzw. Podcast gehe ich auch noch darauf ein, was in meinen Augen ein möglicher Erklärungsansatz für den Behandlungserfolg ist. Diesen hier im Text auszuführen, würde sich leider als etwas komplizierter gestalten.

Quellen

  1. https://www.dr-gerd-kelly.de/content/gesundheitsleistungen/spezielle-leistungen/neuraltherapie-nach-huneke/geschichte-der-neuraltherapie-nach-huneke/index.html (Zugriff am 27.03.2025)
  2. https://flexikon.doccheck.com/de/Neuraltherapie (Zugriff am 27.03.2025)
  3. Fischer, L., & Pfister, M. (2010). Wirksamkeit der Neuraltherapie bei überwiesenen Patienten mit therapieresistenten chronischen Schmerzen. Schweizerische Zeitschrift für Ganzheitsmedizin / Swiss Journal of Integrative Medicine, 19(1), 30–35. https://doi.org/10.1159/000283620

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