Der Darm als Schlüssel zu Deinem Immunsystem

Die Zusammenhänge zwischen Darm und Immunsystem. Warum der Darm einen so großen Anteil am Immunsystem hat und wie Du das Immunsystem über den Darm stärken kannst.

Laut Paracelsus liegt „der Tod […] im Darm“ und auch einer der bekanntesten Ärzte Hippokrates soll gesagt haben: „Der Darm ist der Vater aller Trübsal“. Es scheint also schon länger bekannt zu sein, dass der Darm eine wichtige Säule für Deine Gesundheit darstellt, aber wieso eigentlich genau? Dass Du über den Darm verschiedenste Nährstoffe aufnimmst, dürfte Dir vermutlich bekannt sein, das ist eine der wichtigsten Funktionen, vor allem des Dünndarms. Auch hierüber lässt sich bereits das Immunsystem positiv, aber auch negativ beeinflussen. Es gibt aber auch ein paar Faktoren, die einen direkteren Einfluss auf Dein Immunsystem haben oder auch Teile, mit denen der Darm direkter Teil des Immunsystems ist. In diesem Artikel erfährst Du, diese Zusammenhänge aussehen und welcher Einfluss Deinerseits auf ein stabiles Immunsystem möglich ist. Wir schauen uns hierzu an, wie Du verschiedene Nährstoffe, Prä- und Probiotika, aber auch andere therapeutische Ansätze, wie zum Beispiel auch Osteopathie nutzen kannst, um Deinen Darm und Dein Immunsystem zu unterstützen. Der Darm als Immunzentrum Dein Darm ist viel mehr als nur eine Verdauungsmaschine – er ist ein hochkomplexes System, das rund 70 % Deines Immunsystems beheimatet (2). Das bedeutet, dass die Gesundheit Deines Darms entscheidend ist, wenn es darum geht, Dich vor Infektionen und Krankheiten zu schützen. Eine der wichtigsten Funktionen des Darms ist die Barrierefunktion, die wir uns im letzten Artikel schon angeschaut haben. Stell Dir Deinen Darm wie eine Burgmauer vor, die verhindert, dass unerwünschte Eindringlinge in Deinen Körper gelangen. Diese Barriere besteht aus verschiedenen Schichten: Die Darmschleimhaut: Sie produziert Schleim, der Bakterien, Viren und andere Krankheitserreger abfangen kann. Die Darmepithelzellen: Sie sind dicht miteinander verbunden, um eine physische Barriere gegen schädliche Substanzen zu bilden. Allerdings ist diese Barriere nicht immer gänzlich geschlossen, sondern wird zum Beispiel für die Nährstoffaufnahme geöffnet. Das Darmmikrobiom: Billionen von nützlichen Bakterien helfen dabei, schädliche Keime in Schach zu halten und das Immunsystem zu trainieren. Peyer-Plaques: Die Wächter Deines Immunsystems Eine weitere wichtige Rolle spielen die sogenannten Peyer-Plaques. Diese Ansammlungen von lymphatischem Gewebe befinden sich im Dünndarm und dienen als eine Art Kontrollstation für Dein Immunsystem. Sie „überwachen“ den Darminhalt, identifizieren potenziell schädliche Substanzen und helfen dabei, die Immunantwort Deines Körpers anzupassen (9). Vereinfacht gesagt, pickt Dein Körper sich hier einzelne Bestandteile aus dem Speisebrei, bewertet diese in Kategorien wie „kenne ich oder nicht“ bzw. auch „gefährlich oder ungefährlich“. Nach dieser Bewertung werden dann entsprechende Immunreaktionen angestoßen oder auch nicht. Das Darmmikrobiom: Dein natürlicher Schutzschild Eine gesunde Darmflora ist entscheidend für eine starke Immunabwehr. Dein Mikrobiom beeinflusst, welche Nährstoffe aufgenommen werden, reguliert Entzündungen und kann sogar das Risiko für Autoimmunerkrankungen senken (8). Des Weiteren hat das Mikrobiom einen Einfluss auf die Darmschleimhaut (kannst Du hier nochmal nachlesen) und beeinflusst den pH-Wert, sowie die Verfügbarkeit von Sauerstoff im Darmmilieu, sodass auch hierüber potenzielle Pathogene gehemmt werden können. Zudem gibt es noch die sogenannte Kolonisationsresistenz. Vereinfacht gesagt heißt das, dass eine ausreichend hohe Menge „positiver“ Darmbakterien dafür sorgen, dass die negativen sich nicht ansiedeln können, der Platz ist also schon belegt. Allerdings können moderne Lebensgewohnheiten wie eine unausgewogene Ernährung, Stress und Antibiotika dieses empfindliche Gleichgewicht stören. Um Dein Mikrobiom zu unterstützen, solltest Du: Probiotische Lebensmittel und Probiotika wie Joghurt, Sauerkraut, Kimchi oder Kombucha in Deine Ernährung integrieren. Wichtig ist, dass diese nicht pasteurisiert sind, am besten selbst machen. Hier können auch Präparate genutzt werden, auch mit bestimmten Bakterienarten, die einen positiven Einfluss auf zum Beispiel die Darmbarriere darstellen können. Präbiotika wie resistente Stärke oder Ballaststoffe aus Wurzelgemüse zu Dir nehmen, um die guten Bakterien zu füttern. Auch hier gibt es natürlich Präparate, die eine praktische Möglichkeit darstellen. Den Konsum von stark verarbeiteten Lebensmitteln reduzieren, da sie entzündungsfördernd wirken können. Ernährung als Schlüssel zur Immunabwehr Die richtige Ernährung kann Deinem Darm helfen, optimal zu funktionieren. Bestimmte Nährstoffe sind besonders wichtig: Zink unterstützt die Schleimhautbarriere und reguliert Entzündungsreaktionen (10). Es kann aber auch das Immunsystem direkt unterstützen und die Dauer von z.B. Erkältungen verkürzen (4) Vitamin D moduliert die Immunantwort und trägt zur Regulierung der Darmflora bei (3). Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend und unterstützen die Darmgesundheit. Vitamin C ist ein Antioxidans und kann einen positiven Einfluss auf das Immunsystem haben (5) Vitamin E ist ähnlich wie Vitamin C ein Antioxidans und kann einen positiven Einfluss auf das Immunsystem haben (6) Auch fermentierte Lebensmittel sind eine hervorragende Möglichkeit, Dein Mikrobiom auf natürliche Weise zu stärken. Stress und Darmgesundheit: Eine unterschätzte Verbindung Dass Stress Dein Immunsystem negativ beeinflussen kann, haben wir uns bereits angeschaut, beim Thema „Krank im Urlaub“. Aber Stress kann auch Deine Darmgesundheit negativ beeinflussen. Chronischer Stress verändert die Zusammensetzung des Mikrobioms und kann direkt die Darmbarriere schwächen, was zu einem „Leaky Gut“ führen kann (7). Um Dein Immunsystem zu unterstützen, kannst Du deshalb Entspannungstechniken wie Meditation, Atemübungen oder Yoga in Deinen Alltag integrieren. Wie Osteopathie Dein Immunsystem stärken kann Neben Ernährung und Stressmanagement kann auch die Osteopathie einen wertvollen Beitrag zur Unterstützung Deines Immunsystems leisten. Osteopathische Behandlungen können: Die Funktion des vegetativen Nervensystems regulieren, das eng mit Deinem Darm verknüpft ist. Durch die Reduktion des Stresses wird auch die Darmbarriere gestärkt. Spannungen im Bauchraum lindern, die die Verdauung und damit die Nährstoffaufnahme beeinträchtigen können. Die Durchblutung und Lymphzirkulation im Bauchraum verbessern, sodass Nährstoffe effizienter aufgenommen werden und Abfallstoffe schneller abtransportiert werden. Studien zeigen, dass osteopathische Behandlungen positive Effekte auf die Darmmotilität und das Immunsystem haben können (1). Eine individuell abgestimmte osteopathische Therapie kann daher helfen, Deine Darmgesundheit langfristig zu verbessern. Fazit: Dein Darm als Schlüssel zu einem starken Immunsystem Die enge Verbindung zwischen Darm und Immunsystem zeigt, wie wichtig eine gesunde Verdauung für Dein Wohlbefinden ist. Mit einer bewussten Ernährung, gezieltem Stressmanagement und teils osteopathischer Unterstützung kannst Du aktiv dazu beitragen, Deine Abwehrkräfte zu stärken. Dein Darm arbeitet jeden Tag für Dich – also sorge gut für ihn! Zum Podcast Disclaimer Im Text befinden sich sogenannte Affiliate-Links zu Amazon und auch Tisso. Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen. Für Dich kommt es hierbei zu keinen Mehrkosten, es unterstützt mich aber in meiner Arbeit. Das Gleiche gilt für die verlinkten Produkte von Tisso. Quellen Arienti, C., Daccò, S.,

Was ist ein Leaky-Gut-Syndrom?

Was ist das Leaky-Gut-Syndrom und wie entsteht ein Leaky Gut?

Hast Du schon einmal das Gefühl gehabt, dass Deine Verdauung nicht so funktioniert, wie sie sollte? Oder leidest Du unter unerklärlichen Beschwerden wie chronischer Müdigkeit, Hautproblemen oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten? Dann könnte das Leaky-Gut-Syndrom eine Rolle spielen. Das Leaky-Gut-Syndrom, auch als erhöhte Darmpermeabilität oder „löchriger Darm“ bekannt, beschreibt einen Zustand, in dem Deine Darmbarriere durchlässiger wird als gewöhnlich. Dadurch können schädliche Stoffe wie Toxine, unverdaute Nahrungsbestandteile oder Bakterien in Deinen Blutkreislauf gelangen und dort Entzündungen sowie verschiedene gesundheitliche Probleme verursachen. Was an sich nur nach einem reinen Problem klingt, hat uns in früheren Zeiten allerdings einen evolutionären Vorteil verschafft. Wie dieser aussah, welche Symptome auftreten können und wie auch eine Behandlung aussehen kann, das kannst Du in diesem Blogartikel erfahren. Warum ein Leaky Gut evolutionär sinnvoll war Interessanterweise ist ein gewisser Grad an erhöhter Darmdurchlässigkeit evolutionär betrachtet durchaus sinnvoll. In früheren Zeiten, wenn der Mensch unter starkem Stress stand, handelte es sich meist um Kampf- oder Fluchtsituationen, das heißt der Körper musste maximale Leistung abrufen. Die erhöhte Durchlässigkeit der Darmbarriere in diesen Situationen ermöglichte eine schnellere Nährstoffaufnahme. So konnte Dein Körper in akuten Notlagen effizienter Energie bereitstellen. Heutzutage gibt es jedoch viele Faktoren, die Deinen Darm dauerhaft durchlässig machen und somit gesundheitliche Probleme verursachen können. Auch der akute Stress, der in früheren Zeiten zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmbarrieren führte, die sinnvoll war, kann im Falle von chronischem Stress zum Leaky-Gut-Syndrom führen. Welche Beschwerden könnten auf Leaky Gut hindeuten? Ein durchlässiger Darm kann sich in vielerlei Hinsicht bemerkbar machen: Chronische Verdauungsprobleme (Blähungen, Durchfall, Verstopfung) Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten Lebensmitteln Hautprobleme wie Akne, Ekzeme oder Psoriasis Erschöpfung, Migräne und Konzentrationsprobleme (der sogenannte „Brain-Fog“) schlechtere Nährstoffaufnahme und daraus entstehende Mangelerscheinungen Gelenkschmerzen und chronische Entzündungen psychische Veränderungen durch Störung der Darm-Hirn-Achse Viele dieser Symptome sind natürlich nicht ganz eindeutig, sodass es rein anhand der Symptome nicht möglich ist, eindeutig zu sagen, ob ein Leaky-Gut-Syndrom vorliegt. Hierzu braucht es eine gewisse Erfahrung als Behandler und weiterführend eine gezielte Diagnostik, um eindeutig sagen zu können, dass ein Leaky Gut vorliegt. Diagnostik des Leaky-Gut-Syndroms Um die Diagnostik leichter erklären zu können, zunächst mal ein Schema, wie die Barriere im Darm aufgebaut ist und welche Funktion die entsprechenden Labormarker haben, die Erklärung folgt danach. Die Bestimmung der Werte erfolgt mittels Stuhldiagnostik: Darmlumen: Unter Darmlumen versteht man all das, was sich innerhalb des Darmrohres befindet, also vor allem der Speisebrei. Sekretorisches Immunglobulin A (sIgA) Das sIgA wird von Plasmazellen unter der Schleimhaut produziert und bildet die erste Verteidigungslinie gegen Keime, Gifte und Allergene, indem es die Schleimhäute mit einer durchgehenden Schutzschicht überzieht. Wenn sIgA zu niedrig ist, kann dies schneller zu einem Leaky Gut oder auch einer erhöhten Infektanfälligkeit insgesamt führen, da hiervon sämtliche Schleimhäute des Körpers betroffen sind. Ist sIgA hingegen stark erhöht, so spricht das für eine starke Aktivierung des Immunsystems durch zum Beispiel Allergien, Infekte oder auch Keime im Darm. Zonulin Durch Zonulin kann der Körper die sogenannten tight junctions öffnen. Die tight junctions kannst Du Dir vereinfacht gesagt wie Druckknöpfe an Deiner Kleidung oder einer Tasche vorstellen, allerdings zwischen den einzelnen Zellen der Darmwand. Durch Zonulin kann der Körper diese öffnen und den Darm durchlässig machen. Welcher Sinn dahinter steckt, haben wir uns weiter oben bereits angesehen. Wenn dies allerdings zu oft passiert, kann dies langfristig auch zu einem Leaky-Gut-Syndrom führen. Ein körperfremder Stoff, der diese Öffnung auch bewirken kann, ist übrigens Gluten. Hier wird die Barriere allerdings weiter geöffnet, als dies durch Zonulin der Fall wäre. α1-Antitrypsin Normalerweise tritt α1-Antitrypsin nicht im Darm auf, sondern befindet sich im Blut. Auch wenn durch Zonulin die tight junctions normal weit geöffnet werden, erfolgt kein Durchtritt ins Darmlumen. Erst wenn die Öffnungen zu groß werden, kann es dazu kommen, dass α1-Antitrypsin im Stuhl nachweisbar wird. Es ist also ein guter Marker für Darmentzündungen bzw. einen Leaky Gut. Calprotectin Calprotectin wird dann vom Körper freigesetzt, wenn Darmzellen geschädigt werden und Entzündungen im Darm vorliegen. Ursachen für das Leaky-Gut-Syndrom 1. Dysbalance im Mikrobiom Dein Darm beherbergt Billionen von Bakterien, die für Deine Gesundheit eine entscheidende Rolle spielen. Fehlt es an bestimmten nützlichen Bakterien, wie Faecalibacterium prausnitzii oder Akkermansia municiphila wird die Darmschleimhaut nicht ausreichend regeneriert. Das kann zu einer geschwächten Darmbarriere führen. Auch ein Mangel an Bakterien, die sIgA produzieren, kann zu einem Leaky Gut führen. Die Bakterien, die sIgA produzieren, sind hauptsächlich E. coli und Enterococcus specc. Hier gibt es im Vergleich zu den Bakterien, die die Schleimhaut direkt betreffen, auch Probiotika, die E. coli und Enterococcus specc. beinhalten. 2. Schadstoffe und Ernährung Bestimmte Lebensmittelbestandteile und Umweltgifte können Deine Darmbarriere schädigen: Saponine: Diese schäumenden Stoffe in Hülsenfrüchten können Deine Darmwand reizen. Einweichen und richtiges Kochen hilft, sie zu reduzieren. Alkohol: Schädigt die Darmflora und fördert Entzündungen. Gluten: Kann die Barriere öffnen, insbesondere bei empfindlichen Menschen. Sauerteig-Fermentation reduziert das Problem. Zucker und einfache Kohlenhydrate: Füttern schlechte Bakterien und fördern Entzündungen. Reine Fruktose kann zudem zu einer Schädigung der Schutzschicht führen (hiermit ist nicht unbedingt Obst gemeint, sondern eher Säfte oder Fruktosezusätze in anderen Lebensmitteln). Industriell verarbeitete Lebensmittel: Enthalten oft Zusatzstoffe, die Deine Darmgesundheit beeinträchtigen. NSARs: Schmerzmittel aus dieser Gruppe können auch die Darmbarriere schädigen, neben weiterer potenziell negativer Faktoren der Heilung. Bekannte Vertreter sind Ibuprofen oder Aspirin. 3. Chronischer Stress Dauerhafter Stress kann zu einer chronischen Öffnung der Darmbarriere führen. Wenn Du Deinen Stress nicht in den Griff bekommst, kann sich Dein Darm kaum erholen, selbst wenn die restliche Therapie an Dich ideal angepasst ist. Dies ist auch einer der Gründe, warum es teilweise sinnvoll sein kann, Veränderungen peu à peu einzubauen und nicht schlagartig den kompletten Lebensstil umzukrempeln. Therapieansätze bei Leaky Gut 1. Schädliche Faktoren vermeiden Erster Schritt: Reduziere alles, was Deinen Darm zusätzlich belasten könnte. Vermeide Alkohol, stark verarbeitete Lebensmittel, Gluten (vor allem, wenn Du empfindlich darauf reagierst) und Zucker. Die Zubereitung von Hülsenfrüchten, durch 24h einweichen vor dem Kochen, kann die Verträglichkeit deutlich verbessern und durch das Ankeimen wird die Menge schädlicher Stoffe reduziert. Auch ist zum Beispiel ein Sauerteig weniger Glutenhaltig und somit oft deutlich bekömmlicher. Zu Beginn einer Leaky Gut Therapie würde ich allerdings auch

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